Nach Tod von Sandtigerhai Niki im Stralsunder Ozeaneum: PETA appelliert an Geschäftsführung, Tiergefängnis zu virtuellem Meereszoo umzubauen

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Stralsund / Stuttgart, 24. Juni 2020 – Nachdem der Sandtigerhai Niki Anfang Juni im Ozeaneum Stralsund im Alter von gerade einmal 18 Jahren an Herz-Kreislauf-Versagen starb, wandte sich PETA vergangene Woche an das Direktorium. In ihrem Schreiben appellierte die Tierrechtsorganisation an die Verantwortlichen, keinen neuen Sandtigerhai zu importieren, sondern stattdessen virtuelle Meerestiere auszustellen. Als Vorbild könnte das virtuelle Aquarium „Ocean Odyssey“ in New York dienen: Dort wird Besuchern die Unterwasserwelt mittels Digitaltechnologie, 3-D-Bildern und Spezialeffekten nähergebracht, ohne Lebewesen zu schaden. PETA fordert die Geschäftsführung des Ozeaneums auf, die Haltung von Haien und anderen Meeresbewohnern vollständig auslaufen zu lassen.

„Der Meereszoo der Zukunft ist ein virtueller Zoo, in dem keine Haie oder andere Tiere mehr in vergleichsweise karge Becken eingesperrt sind“, so Meeresbiologin Dr. Tanja Breining, PETAs Fachreferentin für Fische und Meerestiere. „Aquarien und Meereszoos tragen zudem erheblich zur Plünderung der Ozeane bei. Die Meere sind ohnehin überfischt und viele Haiarten – so auch der Sandtigerhai – vom Aussterben bedroht. Wir hoffen, dass das Ozeaneum in Stralsund dem New Yorker Vorbild folgen wird.“
 
Virtual Aquarium: der Meereszoo der Zukunft
PETA weist darauf hin, dass ein virtueller Meereszoo den Fang unzähliger Lebewesen verhindern und es Menschen ermöglichen würde, die Tierwelt auf eine respektvolle Art kennenzulernen. Wassertiere wie Kraken, Meeressäuger, Fische oder Krebstiere müssten so nicht mehr gefangen und teils über Tausende Kilometer hinweg transportiert werden. Der Fang aus dem Meer oder auch der Transport von einem Aquarium in ein anderes ist immer mit Stress für die Tiere verbunden, teils mit tödlichen Folgen. Jährlich werden Millionen „Zierfische“ aus den Meeren geschöpft. [1] Zahlreiche Wildfänge stammen aus tropischen Gewässern, meist aus Korallenriffen, wo sie illegal gefangen werden. Dabei kann ein virtuelles Aquarium die Verhaltensweisen von Meerestieren lebensecht nachstellen – in Gefangenschaft hingegen lässt sich ihr natürliches Verhalten kaum beobachten. Interaktive Spiele, mit denen Zoobesucher die Lebensweise der Tiere studieren, haben insbesondere für Kinder einen deutlich höheren Lern- und Sensibilisierungseffekt als das Beobachten eingesperrter Tiere. Zudem könnte das Stralsunder Ozeaneum mit einem virtuellen Meereszoo auch große Meeressäuger und Fische wie Blauwale oder Walhaie zeigen. 

Sandtigerhaie – Hintergrundinformationen
Da Haie sehr sensible Tiere sind, könnte der Stress der Gefangenschaft bei Nikis verfrühtem Tod eine Rolle gespielt haben – die Lebenserwartung von Sandtigerhaien in Freiheit liegt bei 30 bis 40 Jahren. Bereits 2013 starb im Stralsunder Ozeaneum der Sandtigerhai Valentin nur zwei Wochen, nachdem er aus Kiew importiert wurde. Sandtigerhaie gehören zu den bedrohten Haiarten und stehen auf der Roten Liste des IUCN. Heimisch sind sie in gemäßigten, tropischen und subtropischen Regionen, in denen sie teils auch weite Wanderungen unternehmen. Aktuelle Studien zeigen, dass Sandtigerhaie ein komplex strukturiertes Sozialverhalten zeigen, ähnlich wie Delfine. Sie jagen und ruhen oft in Gruppen. [2] PETA erinnert daran, dass kein Aquarium ein adäquater Lebensraum für Haie und ein artgerechtes Leben in Gefangenschaft somit unmöglich ist.

PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.
 
[1] Wabnitz, C./Taylor, M./Green, E./Razak, T. (2003): From ocean to aquarium: the global trade in marine ornamental species. UNEP-WCMC Biodiversity Series. Online abrufbar unter: https://www.unenvironment.org/resources/report/ocean-aquarium-global-trade-marine-ornamental-species. (24.06.2020).
[2] scinexx (2016): Haie sind sozialer als gedacht. Komplexe Sozialstruktur ähnelt der von Meeressäugern wie den Delfinen. In: scinexx – das wissensmagazin. Online abrufbar unter: https://www.scinexx.de/news/biowissen/haie-sind-sozialer-als-gedacht/. (24.06.2020).
 
Weitere Informationen:
PETA.de/Fische-In-Aquarien-Nein-Danke
 
Pressekontakt:
Thomas Lesniak, +49 711 860591-527, [email protected]

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