Nach ungeklärtem Tod von Orang-Utan-Baby Rima: PETA appelliert an Leipziger Gesundheitsamt, Corona-Tests bei Zoomitarbeitern zu veranlassen

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Leipzig / Stuttgart, 2. Juni 2020 – Das nur neun Monate alte Orang-Utan-Baby Rima starb bereits Anfang April im Leipziger Zoo. Die Nachricht über ihren plötzlichen Tod gelangte erst Mitte Mai zufällig durch einen TV-Beitrag an die Öffentlichkeit. Die Todesursache blieb ungeklärt, da die Zoo-Verantwortlichen anders als sonst üblich keine Obduktion durchführen ließen. Die Möglichkeit, dass Rimas Tod mit einer Corona-Infektion zusammenhängen könnte, wies der Zoo von sich; Mitarbeiter seien symptomfrei und man wolle keine Testkapazitäten blockieren. PETA kritisiert diese Argumentation, denn auch infizierte Menschen, die keine Symptome zeigen, können die Krankheit übertragen. So übertrug etwa im New Yorker Bronx Zoo ein symptomfreier Zoowärter das Virus vermutlich auf mehrere Großkatzen. Um den Verdacht einer Infektion auszuräumen, wurde auch ein im März in der Stuttgarter Wilhelma verstorbenes Bonobo-Baby obduziert und auf das Coronavirus getestet. Da der Leipziger Zoo eine Untersuchung der Todesursache von Rima versäumte, bittet PETA nun in einem Schreiben das Leipziger Gesundheitsamt, zur Aufklärung der Todesumstände beizutragen und Coronatests bei den Zoomitarbeitern zu veranlassen.
 
„Die Intransparenz, mit der hier vorgegangen wurde – den Tod von Rima der Öffentlichkeit zu verschweigen und dann auch noch eine Untersuchung der Todesursache zu unterlassen – lässt große Zweifel an den Beteuerungen des Leipziger Zoos aufkommen“, so Biologin Dr. Yvonne Würz, PETAs Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsbranche. „Wir hoffen, dass das Leipziger Gesundheitsamt nun einschreitet, um den berechtigten Verdacht einer Covid-19-Infektion im Leipziger Zoo auszuräumen – und damit auch Zoomitarbeiter, Besucher und Tiere vor einer möglichen Übertragung zu schützen.“
 
Menschenaffen und Infektionskrankheiten
PETA hatte bereits Mitte Mai an den Leipziger Zoo appelliert, die Todesursache von Rima aufzuklären und dabei auch das Coronavirus in Betracht zu ziehen. Denn auch Experten warnen vor einer Ansteckung von Menschenaffen mit SARS-CoV-2, da selbst Krankheitserreger, die beim Menschen nur leichte Symptome hervorrufen, in der Vergangenheit tödlich für die Tiere waren. [1, 2] Als nächste Verwandte des Menschen sind sie auch für Krankheitserreger der menschlichen Atemwege anfällig. Vor allem eine schlechte Belüftung in den kleinen, bunkerähnlichen Innengehegen begünstigt Atemwegsinfekte, sie können jedoch auch durch den Kontakt zu Menschen ausgelöst werden. In deutschen Zoos sind seit Anfang 2010 mindestens 23 junge Menschenaffen gestorben. Die Todesursache war meist eine Infektion. Allein in der Stuttgarter Wilhelma sind beispielsweise vier junge Menschenaffen an einer Lungenentzündung verstorben. Der jüngste Todesfall liegt nur wenige Monate zurück: Bonobo-Baby Okelo starb Anfang März in der Stuttgarter Wilhelma an einer Lungenentzündung. 2014 und Anfang 2015 überlebten zwei junge Bonobos Infektionskrankheiten nicht, deren Auslöser auf Mängel in der Lüftungsanlage zurückzuführen gewesen sein soll. 2010 starb Gorillababy Juma im Stuttgarter Zoo ebenfalls an einer Lungenentzündung.
 
Artgerechte Haltung von Menschenaffen in Gefangenschaft unmöglich
Die Ansprüche von Menschenaffen sind derart komplex, dass ihnen keine zoologische Einrichtung einen artgerechten Lebensraum bieten kann. Orang-Utans sind in den tropischen Wäldern Borneos und Sumatras zu Hause. Dort bewohnt ein einziges männliches Tier ein Areal von bis zu zehn Quadratkilometern. „Während die letzten Lebensräume der Tiere in Indonesien zerstört werden, weil finanzielle Mittel für ihren Schutz fehlen, fließen jedes Jahr Millionen Euro an Steuergeldern in die Haltung und Nachzucht von Orang-Utans in Gefangenschaft“, kritisiert Würz. Einer aktuellen Studie zufolge hat sich der Bestand der Orang-Utan-Population auf Borneo seit 1999 etwa halbiert. [3] Die Zucht und angebliche Aufklärungsarbeit von Zoos konnte nichts daran ändern.
 
Wissenschaftlichen Studien zufolge leiden Menschenaffen in Zoos häufig unter schweren Verhaltensstörungen – auch in vergleichsweise großen Gehegen, die für Laien akzeptabel aussehen. PETA fordert ein generelles Zucht- und Importverbot für Menschenaffen, um die Haltung der Tiere in Zoos und Tierparks auslaufen zu lassen.
 
PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.
 
[1] Gillespie, T. / Leendertz, F. (2020): COVID-19: protect great apes during human pandemics. In: nature.com. Online abrufbar unter: https://www.nature.com/articles/d41586-020-00859-y. (18.05.2020).
[2] World News Monitor (2020): Experten warnen: Corona ist eine tödliche Bedrohung für Menschenaffen. In: World News Monitor. Online abrufbar unter: https://world-news-monitor.de/umwelt/2020/03/27/experten-warnen-corona-ist-eine-toedliche-bedrohung-fuer-menschenaffen/?fbclid=IwAR0w8xFqjfx6O0_BlMdmr009KmcY-jiLniOuQbr8g0vjtapud87scY5WCvs. (18.05.2020).
[3] Voigt et al. (2018): Global Demand for Natural Resources Eliminated More Than 100,000 Bornean Orangutans. In: Current Biology 28, 1-9.
 
Weitere Informationen:
PETA.de/Menschenaffen
PETA.de/Orang-Utan-Rima-Zoo-Leipzig
 
Pressekontakt:
Thomas Lesniak, +49 711 860591-527, [email protected]

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