Tierversuche Pro und Kontra: Die wichtigsten Argumente

Obwohl es bereits zahlreiche Alternativen zu Tierversuchen gibt, werden noch immer jedes Jahr Millionen Tiere für Tests und Experimente missbraucht. Doch welche Argumente werden von Befürworter:innen dieser Versuche verwendet, und was spricht gegen Tests an Tieren? Wir von PETA Deutschland haben die wichtigsten Argumente und Fakten für Sie gesammelt!

Inhaltsverzeichnis

„Pro-Tierversuche“-Behauptungen von Forscher:innen

Immer wieder werden vermeintlich gute Gründe vorgeschoben, die jeden noch so grausamen Versuch mit wehrlosen Lebewesen rechtfertigen sollen. Doch wenn man genauer hinsieht, wird klar: Tierversuche werden nicht durchgeführt, um Menschen, Tieren oder der Umwelt zu helfen, sondern weil sie eine riesige Lobby hinter sich haben. Folgende Argumente werden immer wieder von Experimentierenden angeführt:

Behauptung: „Tierversuche sind notwendig.“

Das Gegenteil ist der Fall: Sie führen auf falsche Fährten und können sogar die Entwicklung von Medikamenten verhindern, die für den Menschen nützlich wären. Ergebnisse von Tierversuchen sind nicht zuverlässig auf den Menschen übertragbar, sondern zeigen uns lediglich, wie der Körper einer anderen Spezies reagiert.

Tierversuche werden aus folgenden Gründen durchgeführt:

  • aus Tradition und Gewohnheit
  • um Forschungsgelder zu generieren
  • weil sie Forscher:innen helfen, die Karriereleiter zu erklimmen
  • weil sie gesetzlich vorgeschrieben sind
maus im tierversuch

Behauptung: „Ohne Tierversuche sind keine medizinischen Durchbrüche möglich.“

95 Prozent aller neuen Medikamente fallen in klinischen Studien mit Menschen durch, nachdem sie in Tierversuchen als wirksam und sicher eingestuft wurden. [1] Bei einigen Krankheitsbildern liegt die Misserfolgsquote sogar noch höher, so beispielsweise bei der Alzheimerforschung mit 99,6 Prozent. Tierversuche sind schlechte Wissenschaft und müssen dringend durch bessere, humanrelevante und tierfreie Methoden ersetzt werden.

tierversuche

Behauptung: „Tierversuche sorgen für Sicherheit für Menschen.“

Dass Tierversuche keine Sicherheit für Menschen garantieren, haben bereits zahlreiche Fälle gezeigt, bei denen Medikamente beim Menschen eine andere Wirkung gezeigt haben als bei Tieren. Besonders tragisch war beispielsweise der Contergan-Skandal in den 1960ern. Damals nahmen Frauen während der Schwangerschaft das Beruhigungs- und Schlafmittel mit dem Wirkstoff Thalidomid ein – daraufhin wurden bis zu 10.000 Kinder mit fehlgebildeten Armen und Beinen geboren. Kurz nach Bekanntwerden des Skandals wurden alle Dokumente über vorangegangene Tierversuche vernichtet. Fakt ist jedoch: Tier und Mensch reagieren völlig unterschiedlich auf Thalidomid. [2]

2006 ereignete sich in einem Londoner Krankenhaus ein großer Arzneimittel-Skandal, als es bei allen Teilnehmern eines Medikamententests zu Organversagen kam. Der verantwortliche Wirkstoff TGN1412 wurde zuvor in Tierversuchen sogar mit einer 500fach höheren Dosis als harmlos eingestuft.

Pharmakatastrophen geschehen immer wieder und machen deutlich, dass Tierversuche keine Sicherheit für den Menschen bieten – sondern diese nur vorgaukeln und für menschliche Proband:innen zur Gefahr werden können.

Tierversuche Primaten

Behauptung: „Gegner:innen von Tierversuchen wissen nur nicht genug darüber.“

Experimentierende und Mitarbeitende in Tierversuchslaboren versuchen oft, Tierversuchsgegner:innen zu diskreditieren, indem sie sie als unwissend darstellen. Dabei besagen zahlreiche Studien, Pharmaskandale und anerkannte Wissenschaftler:innen, dass Tierversuche Zeit und Geld verschwenden, unzuverlässig sind und dringend durch moderne Methoden ersetzt werden müssen.

Kontra Tierversuche: Das spricht gegen die Experimente

Tierversuche sind grausam und unmoralisch.

Allein in Deutschland werden jedes Jahr 3 Millionen Tiere in Versuchen gequält, und alle 11 Sekunden stirbt ein Tier in einem Versuchslabor. Mäuse, Ratten, Kaninchen, Affen, Hunde, Katzen, Pferde, Fische und zahlreiche weitere Tiere werden in Experimenten für Medikamente, Kosmetika, Tiernahrung und Forschung unter anderem:

  • mit Krankheiten infiziert
  • gelähmt
  • verstümmelt
  • verstrahlt
  • verbrannt
  • vergast
  • zwangsernährt
  • mit Stromschlägen gequält

Tiere sind leidensfähige Lebewesen, die genau wie wir Menschen Angst, Stress und Schmerzen empfinden. Der Missbrauch der Tiere in Versuchen ist daher ethisch nicht vertretbar, denn Tiere haben wie alle Lebewesen ein Recht auf ein selbstbestimmtes Leben ohne Leid.

Tierversuche sind unnötig bis gefährlich.

Da sich die Ergebnisse aus Tierversuchen kaum auf Menschen übertragen lassen, sind Tierversuche schlechte Wissenschaft und müssen dringend ersetzt werden. Ein Ergebnis bei Tieren sagt absolut nichts darüber aus, was beim Menschen passieren wird, denn den der Mensch ist keine 70 Kilo schwere Ratte und kann komplett anders auf einen Wirkstoff reagieren als ein Lebewesen einer anderen Spezies. Die Ergebnisse aus Tierversuchen stellen daher sogar eine große Gefahr für die Teilnehmer:innen von Medikamententests dar.

Es kann auch passieren, dass Wirkstoffe, die in Tierversuchen nicht bestanden haben und deswegen nicht auf den Markt kommen, beim Menschen geholfen hätten. So führt beispielsweise Aspirin bei vielen Tierarten zu Fehlbildungen beim Nachwuchs – beim Menschen jedoch nicht.

Tierversuche verschwenden Steuergelder

Jedes Jahr werden Milliarden Euro in fragwürdige Tierversuche investiert, die weder moralisch vertretbar sind noch verwendbare Ergebnisse liefern. Diese Gelder könnten sinnvoller in Forschungs- und Teststrategien investiert werden, die für Menschen relevante Ergebnisse hervorbringen.

Es gibt zahlreiche tierfreie Alternativen

In vielen Bereichen gibt es heute tierleidfreie Testverfahren und Forschungsmethoden, die auch bereits erfolgreich einsetzt werden. Dazu gehören beispielsweise:

  • Computermodelle
  • Simulatoren menschlicher Patienten
  • Organoide
  • 3D-Gewebe aus menschlichen Zellen
  • Multi-Organ-Chips
  • weitere In-vitro-Verfahren wie Zellkulturen
  • Forschung mit menschlichen Proband:innen

All diese Methoden kommen aber bisher leider nur wenig zum Einsatz, da sie finanziell und strukturell kaum gefördert werden. Tierfreie Verfahren erhalten nur einen Bruchteil der Fördergelder, die in Tierversuche fließen, und müssen lange Bearbeitungszeiten durchlaufen, bevor sie behördlich anerkannt und somit großflächig genutzt werden.

c-Hassen-Jerbi
Traummamann

Geben Sie moderner, tierfreier Wissenschaft Ihre Stimme

Jedes Jahr werden rund 3 Millionen Tiere in Deutschland pro Jahr im Namen der „Wissenschaft“ missbraucht und getötet.

Daher haben wir ein detailliertes Strategiepapier für die Politik zusammenstellt. Mit dessen Hilfe kann die Regierung einen Ausstiegsplan erarbeiten, um Tierversuche endgültig abzuschaffen und die Wissenschaft zu modernisieren: Von PETAs Research Modernisation Deal (RMD) profitieren nicht nur Tausende leidende Tiere, sondern auch wir Menschen und die Umwelt. Unterstützen Sie jetzt die Forderung nach tierfreier Wissenschaft!

  • Quellen

    [1] National Center for Advancing Translational Sciences (NCATS): About NCATS, https://ncats.nih.gov/about (eingesehen am 24.05.2022)

    [2] Greek, R. et al., 2011: The History and Implications of Testing Thalidomide on Animals. The Journal of Philosophy, Science & Law, vol. 11, issue 3, pp. 1-32