Sind Pelzfarmen Brutstätten für Zoonosen wie COVID-19?

Die Entstehung von Zoonosen wie Covid-19, SARS oder Schweinegrippe ist eng damit verbunden, dass wir Tiere für die Produktion von Fleisch, Milch oder Eiern auf engstem Raum und unter unhygienischen Bedingungen zusammen einsperren. Diese Tatsache ist mittlerweile ins Bewusstsein vieler Menschen gedrungen. Doch Tiere werden nicht nur als Nahrungsmittel, sondern auch für die Textilindustrie gezüchtet und getötet.

Auch der Kauf von Pelz, Leder, Wolle und Daunen stellt dadurch eine ständige Bedrohung für die öffentliche Gesundheit dar. In diesem Beitrag erfahren Sie mehr über den Zusammenhang zwischen Pelzfarmen als Bruststätten für Zoonosen wie Covid-19.

Inhalte im Überblick

Darum ist die Zoonose-Gefahr auf Pelzfarmen so hoch

Das Risiko für Zoonosen, also Infektionskrankheiten wie Covid-19, die von Tieren auf den Menschen und umgekehrt übertragen werden können, ist auf Pelzfarmen sogar besonders hoch. Folgende Gründe verdeutlichen, weshalb das so ist:

  • Extrem beengte Haltungsformen mit Hunderten oder gar Tausenden Tieren geringer genetischer Vielfalt: Die Tiere können sich sehr leicht untereinander anstecken. Durch die mangelnde genetische Vielfalt können Viren in den Tieren besonders leicht mutieren. [1]
  • Stress: Da es sich meist um Wildtiere handelt, reagieren die Tiere auf die Haltung in Gefangenschaft besonders sensibel; durch den chronischen Stress kann eine Immunsuppression ausgelöst werden, wodurch sie für Krankheitserreger besonders anfällig sind. [2]
  • Dreckige, unhygienische Haltungsbedingungen: Kot, Blut, Eiter und Urin fallen einfach durch die Gitterkäfige und sammeln sich für Tage oder Wochen unter den Tieren an. Der perfekte Nährboden für Krankheitserreger. [3]
  • Mangelnde Regulationen: Pelzfarmen sind überwiegend unreguliert, und es existiert häufig gar kein oder kein ausreichendes Monitoring über den Gesundheitszustand und mögliche Infektionskrankheiten unter den Tieren; viele Pelzfarmer:innen interagieren zudem ohne Schutzkleidung mit den Tieren.
  • Offene oder halboffene Haltungssysteme: Da es meist keine Abgrenzung zu wildlebenden und anderen Tieren gibt, werden Viruserkrankungen schnell nach außen getragen.
  • Nerze, Marderhunde und Füchse als „mixing vessels“: Diese Tierarten sind hochanfällig für Influenzaviren wie die Vogel- oder Schweinegrippe und werden als „mixing vessels“ eingestuft; das heißt, in ihnen können sich die Gene mehrerer Influenzaviren in neuen, potenziell gefährlicheren Kombinationen anordnen. [4] Die karnivore Fütterung der Tiere, die häufig auch rohes Geflügel- und Schweinefleisch enthält, verschärft die Situation zusätzlich. [5]
Marderhunde liegen in einem engen Kaefig uebereinander.
Nerze in Kaefigen
Foto: PETA Asia Pacific
Weisser Fuchs in einem engen Kaefig.
Nerz im Kaefig.
Nerz eingesperrt auf einer Pelzfarm

Triggerwarnung

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Verletzter Fuchs in einem Kaefig.

Triggerwarnung

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Tote Nerze auf einer Pelzfarm
Nerze in Kaefigen einer Pelzfarm in Ontario Kanada
Foto: Malcolm Klimowicz

Pelzfarmen sind Brutstätten für Viruserkrankungen

Auch der Wildtier-Experte Peter Knights von der Organisation Wild Aid ist sich sicher, dass Stress, Dehydrierung, Mangelernährung, unhygienische Bedingungen sowie die Vermischung wild lebender und domestizierter Tierarten der perfekte Cocktail ist, um eine neue tödliche Krankheit zu schaffen. [6]

Derartige Zustände sind Standard in der Pelzindustrie. Zahlreiche Undercover-Aufnahmen zeigen Marderhunde, die auf Zuchtbetrieben oder Lebendtiermärkten in winzigen Kisten gestapelt werden, bevor Arbeiter:innen sie häuten. Darunter befinden sich Tiere, die noch am Leben sind und deren gehäutete Körper sich langsam heben und senken, während sie sich schwer keuchend in ihren Qualen winden.

Auch in Europa werden Millionen Wildtiere in winzige, verdreckte Gitterkäfige gesperrt und qualvoll durch Vergasung oder Elektroschocks wehrlos gemacht. Damit ihnen die Tierhalter:innen für Pelzkrägen und andere Produkte das Fell vom Körper schneiden.

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Aufdeckungen
Thumbnail Die grausame Realitaet fuer Nerze in der Pelzindustrie

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fuchs in einem käfig

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Mutation von Coronaviren auf Pelzfarmen in Dänemark

Wie ernst die Situation ist, zeigte die rasante Verbreitung des SARS-CoV-2 Virus während der Coronapandemie im Jahr 2020. In mindestens 12 Ländern wurde dokumentiert, wie sich Covid-19 auf Nerzfarmen verbreitete und zwischen Arbeiter:innen und den Tieren umhersprang. [7] Besonders schlimm war die Situation in Dänemark – zum damaligen Zeitpunkt größter Nerzproduzent der Welt. 15-17 Millionen Nerze wurden auf grausamste Art und Weise als Sicherheitsmaßnahme vergast, da sich das Coronavirus rasant auf mehreren Pelzbetrieben verbreiten und sogar mutieren konnte. [8]

Im Sommer 2023 wurden unzählige Tiere, darunter Nerze und Füchse, getötet, da in finnischen Pelzfarmen Vogelgrippe-Infektionen nachgewiesen wurden. Auf zwei der der finnischen Betriebe wurden Virusmutationen der Vogelgrippe entdeckt, was eine Übertragung auf Säugetiere, und somit auch auf den Menschen, vereinfacht. Virologin Isabella Eckerle stellte in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung, als sie nach einem funktionierendem Konzept für das Problem gefragt wurde, klar: „Ja, das Ende der Pelzfarmen. […] Würde niemand solche Produkte kaufen, würde auch die Pelztierhaltung früher oder später verschwinden.“

Bereits 2003 warnten Wissenschaftler:innen davor, dass Märkte auf denen Tiere wie Marderhunde lebend gehandelt werden, SARS-ähnliche Viren verbreiten und auf neue Wirte wie den Menschen übertragen könnten. Von den Märkten gehe eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit aus. [9] SARS forderte 774 Todesopfer. [10] Auch auf dem Wet Market in Wuhan, auf dem der Ursprung der COVID-19-Krise vermutet wird, werden Marderhunde für die Pelzindustrie gehandelt und von einigen Expert:innen als Ursprungswirt des Virus vermutet. [11]

Die Tierhaltung stellt immer ein Pandemierisiko dar – auch für Leder, Wolle und Daunen

Auch MERS hat seinen Ursprung im Tierreich und ist höchstwahrscheinlich von Kamelen auf den Menschen übergesprungen. Deren Haut und Haar wird für die Produktion von Leder und Wolle eingesetzt. 858 Menschen, 35 Prozent der Infizierten, sind daran gestorben. [12]

Das Q-Fieber wird vor allem von Ziegen, Schafen und Rindern auf den Menschen übertragen. Auch diese Tiere beuten wir aus, um ihr Fell zu Wolle oder ihre Haut zu Leder zu verarbeiten. Allein in Deutschland stecken sich zwischen 55 und 416 Deutsche pro Jahr damit an; die Dunkelziffer ist hoch. [13]

Daunenprodukte stammen von Vögeln wie Gänsen, die ebenfalls massenhaft eingesperrt werden. Die Vogelgrippe hat bereits Millionen Vögeln auf Zuchtbetrieben, aber auch unzähligen Wildtieren das Leben gekostet und nähert sich immer mehr dem Menschen an. Erst kürzlich wurde sie auf Nerzfarmen von Säugetier zu Säugetier übertragen. [14]

Speziesismus ist Kern des Problems

Diese und viele weitere Infektionskrankheiten sind Menschen und Tiere nur deshalb ausgesetzt, weil wir andere Lebewesen für die Produktion von Kleidung und zur Stillung vieler weiterer Bedürfnisse alle Rechte absprechen. Wir zerstören ihre natürlichen Lebensräume, züchten Ihnen Krankheiten an, sperren Sie ein und zwingen sie in ihrem eigenen Kot und Urin zu leben. Der perfekte Nährboden für Infektionskrankheiten. Die Diskriminierungsform, die sich dahinter verbirgt, nennt sich Speziesismus.

Jetzt Tieren in Pelzfarmen helfen und Pandemierisiko senken!

Wer Kleidung aus Pelz und anderen tierischen Materialien wie Leder, Daunen, Wolle oder Seide trägt, fügt nicht nur Tieren Leid zu, sondern gefährdet womöglich die Gesundheit aller Menschen. Schützen Sie die Tiere und sich selbst vor der qualvollen Modeindustrie. Klären Sie Ihre Mitmenschen über die Risiken und Folgen durch den Kauf tierischer Materialien für Mensch und Tier auf.

Sie wollen noch mehr tun? Leider ist in Europa der Handel mit Pelzkleidung und die Zucht von Tieren auf Pelzfarmen noch immer erlaubt. Unterzeichnen Sie unsere Petitionen und fordern Sie Dänemark auf, die Herstellung der qualvollen Pelze umgehend zu beenden. Die Produktion sowie der Handel mit Pelzen müssen schnellstmöglich verboten werden.