Vernachlässigte Schweine & Rinder: Tiere verwesen weiter in Stall

Update vom 28. April 2022

Vergangene Woche haben wir von PETA Deutschland Bilder veröffentlicht, die massive Tierquälereien auf einem Landwirtschaftsbetrieb in Erligheim (Baden-Württemberg) aufdeckten. Ein Whistleblower spielte uns das Material zu, das mehrere verweste Schweine und Rinder zeigte. Die Tiere waren wochenlang sich selbst überlassen und starben qualvoll wegen fehlender Versorgung. Der Whistleblower berichtet, was auf den neuen Bildern zu sehen ist: Die toten Tierkörper liegen weiterhin in einem Gemisch aus meterhohen Fäkalien, Maden und Leichenwasser. Scharen von Fliegen und Maden bevölkern nun die Leichen.

Obwohl noch in der vergangenen Woche ein Tierhalteverbot gegen die verantwortliche Person ausgesprochen wurde, sind die Körper der Tiere (Stand 28. April 2022) laut dem Zeugenbericht noch nicht beseitigt. Wir von PETA Deutschland fordern das Landratsamt Ludwigsburg auf, aus Gründen des Seuchenschutzes, aber auch aus Pietätsgründen nun umgehend einen Abtransport der Tierleichen in die Wege zu leiten.

Wir werfen der Behörde vor, seit längerer Zeit von den Missständen in dem Betrieb gewusst, aber keine ausreichenden Schritte unternommen zu haben, um die Tiere vor einem qualvollen Tod zu schützen. Scharfe Kritik üben wir von PETA zudem an Landwirtschaftsminister Peter Hauk für die landesweit lasche Kontrollpraxis in Baden-Württemberg. Nur rund alle 19 Jahre muss ein tierhaltender landwirtschaftlicher Betrieb mit einer Kontrolle rechnen. Das ergab eine Antwort der Bundesregierung 2018 im Rahmen einer Kleinen Anfrage [1].

Update vom 26. April 2022

Das zuständige Veterinäramt des Landkreises Ludwigsburg ist aktiv geworden: Die Behörde hat ein Tierhalteverbot gegen den Verantwortlichen ausgesprochen. Wir von PETA Deutschland begrüßen den Schritt. Gleichzeitig weisen wir die Landesregierung jedoch weiterhin darauf hin, dass es dringend und umgehend nötig ist, die Veterinärbehörden personell so auszustatten, dass mindestens einmal im Jahr eine Kontrolle in Tierhaltebetrieben durchgeführt werden kann – bei Verdachtsfällen und Hinweisen aus der Bevölkerung deutlich engmaschiger.

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Originaltext vom 22. April 2022

Qualvoll verhungert: Tote Schweine & Rinder auf Hof in Erligheim

Whistleblower:innen spielten uns von PETA Deutschland einen grauenhaften Fall von extremer Vernachlässigung sogenannter Nutztiere in einem Landwirtschaftsbetrieb in Erligheim zu. Neben unzähligen toten Schweinen und Rindern überlebte offenbar nur ein einziges junges Schwein die vermutlich monatelange Vernachlässigung ohne Wasser und Nahrung.

Trotz angeblich häufiger Beschwerden aufgrund schreiender Tiere und dem beißenden Gestank zentimeterhoher Fäkalienhaufen, unternahm offenbar niemand der Verantwortlichen etwas gegen die Missstände. Das überlebende Schwein wird im Tierheim Ludwigsburg versorgt und aufgepäppelt. Alles über den Fall erfahren Sie hier.

Tote, aufgegaste Tierkörper – Missstände waren wohl seit Monaten bekannt

Am 22. April 2022 spielten uns Whistleblower:innen die schockierenden Aufnahmen aus einem kleinen Landwirtschaftsbetrieb aus einem Wohngebiet im baden-württembergischen Erligheim zu. Auf den Aufnahmen sind tote, verwesende und teils aufgegaste Tierkörper zu sehen, die augenscheinlich über Monate hinweg sich selbst überlassen worden waren.

tote schweine

Aussagen der Whistleblower:innen zufolge, waren die Missstände auf dem Hof seit Monaten bekannt. Es gab offenbar häufig Beschwerden wegen des Gestanks aus den Ställen und wegen des Lärms der Tiere, die vermutlich vor Hunger und Durst laut schrien. Dennoch wurde scheinbar seitens der Verantwortlichen nichts unternommen. Laut der Augenzeug:innenberichte sei es die letzten Wochen auffällig ruhig auf dem Hof geworden. Da auch keine Tiere auf den Weiden standen, waren die Zeug:innen davon ausgegangen, der Landwirt habe die Tiere abgegeben und dass sie sich nicht länger auf dem Hof befinden würden.

Am Mittwoch, den 20. April erkannten die Augenzeug:innen schließlich durch eine Luke tote Schweinekörper im Stall und riefen die Polizei. Bei der darauffolgenden Untersuchung kam das wahre Ausmaß der unzähligen toten Schweine und Rinder heraus, die über Monate hinweg in teils zentimeterhohen Fäkalienbergen vor sich hinvegetiert haben mussten. Es ist davon auszugehen, dass die Tiere sehenden Auges unter Todesqualen und ohne medizinische Versorgung verhungert und verdurstet sind.

tote schweine
tote kuh
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PETA kritisiert Landesregierung Baden-Württemberg für fehlende Kontrollen

Wir von PETA Deutschland haben keine Angaben darüber, wie es zu dem Tod der etlichen und teils noch jungen Lebewesen kommen konnte und wie lange die Tiere leiden mussten. Es ist jedoch klar, dass sich jede Person, die Hinweise auf mögliche Tiermissstände hatte und sich dafür entschied, diese nicht zu melden, mitschuldigt an dem massiven Tierleid macht.

Wir kritisieren vor allem die baden-württembergische Landesregierung scharf für die fehlenden, aber dringend notwendigen Kontrollen, die diese Tierquälerei hätte verhindern müssen. Zum Hintergrund: 2018 ergab eine Kleine Anfrage der Bundesregierung, dass tierhaltende Landwirtschaftsbetriebe in Baden-Württemberg im Schnitt nur alle 19,3 Jahre amtstierärztlich kontrolliert werden. [1] Wir fordern die Landesregierung dringend auf, die Veterinärbehörden personell so auszustatten, dass mindestens jährliche Kontrollen durchführbar sind.

„Mitten im Erligheimer-Wohngebiet hat sich in den vergangenen Wochen entsetzliches Tierleid abgespielt. Vermutlich sind die Kühe und Schweine unter schlimmsten Bedingungen qualvoll verhungert oder verdurstet, während in den anliegenden Scheunen noch Nahrung und Stroh für die Tiere gelagert wurde. Ihr Leid war massiv. Nicht nur der Tierhalter selbst, sondern auch die umliegenden Dorfbewohner haben sich hier mitschuldig gemacht. Dieser Tierhalter darf nie wieder Lebewesen in seiner Obhut haben – wir fordern ein dringendes Tierhalteverbot und eine entsprechende Strafe.“

Jana Hoger, Fachreferentin bei PETA Deutschland e.V.

Werden Sie aktiv gegen Tierleid, statt mitschuldig!

Immer wieder spielen Whistleblower:innen uns Aufnahmen vernachlässigter Tiere zu, die wir zur Anzeige bringen. Erst kürzlich wurde ein Landwirt zu einer hohen Strafe verurteilt, weil dieser 160 Rinder in seinem Mastbetrieb qualvoll verhungern und verdursten ließ. Gerade sogenannte Nutztiere werden häufig nicht artgerecht versorgt. Bitte machen Sie sich als Privatperson nicht mitschuldig, indem Sie wegsehen.

Dokumentieren Sie Missstände, wenn Sie diese beobachten und alarmieren Sie umgehend die Polizei oder das Veterinäramt – oder kontaktieren Sie uns über PETAs Whistleblower-Formular, sollten sich die Zustände nicht verbessern.

  • Quellen

    [1] Deutscher Bundestag (2018): Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Carina Konrad, Dr. Gero Clemens Hocker, Frank Sitta, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP. Vollzug von Tier- und Verbraucherschutzrecht, https://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/19/031/1903195.pdf (eingesehen am 28.04.2022)