Taubenpest: Was steckt hinter den Taubenkrankheiten?

Gastblog von Sabine Brunelli

Mit den Tauben verbindet mich eine Liebe, die schon mehr als 17 Jahre andauert. Angefangen hat alles mit einer verletzten Jungtaube in einem Parkhaus; es folgten erste Schritte im Taubenschutz, die schließlich zu einem kleinen Lebenshof für Tauben führten.

Leider sind Stadttauben noch immer völlig zu Unrecht als Krankheitsüberträger verschrien. Die Aufklärung der Bevölkerung ist mühsam und geht nur langsam voran. Umso frustrierender ist es für mich, wenn im Zusammenhang mit Tauben immer wieder negative Begriffe mit unheilvoller Assoziation verwendet werden – wie die „Taubenpest“. Sie setzen sich unreflektiert in den Köpfen fest, bringen die Tiere unnötig weiter in Verruf und führen dazu, dass die Menschen ihnen mit noch mehr Abneigung und Feindseligkeit begegnen.

Stadttauben sind keine Wildtiere

Wie jedes Tier können auch Tauben krank werden. Dennoch geht von ihnen keine größere Gefahr aus als von anderen Tieren – ganz im Gegenteil: Kranke Tauben benötigen unsere Hilfe, denn sie sind verwilderte Haustiere und deren Nachfahren. Früher wurden sie wegen ihres Fleisches und ihrer Eier gehalten; heute werden sie für den „Brieftaubensport“ oder als sogenannte Hochzeitstauben ausgebeutet.

Bei sogenannten Taubenflügen stranden viele der Tiere in unseren Städten, wo sie sich meist von weggeworfenen Essensresten der Menschen ernähren. Da den Körnerfressern artgerechte Nahrung fehlt, sind die meisten unfähig, auf Dauer auf der Straße zu überleben und sterben.

Was steckt hinter der Taubenkrankheit Paramyxovirose?

Geschwächte Tiere sind besonders anfällig für Krankheiten, wie beispielsweise das aviäre Paramyxovirus Typ 1, kurz PMV. PMV wird durch Paramyxoviren ausgelöst, die aviäre Form Typ 1 betrifft nur Tauben. PMV wird von Taubengegnern, aber auch Journalisten, reißerisch gerne als „Taubenpest“ bezeichnet. Anstatt den Tauben zu helfen, wird ihr Image in der Bevölkerung weiter verschlechtert.

Wie erkenne ich PMV und wie kann ich helfen?

Die Inkubationszeit, also die Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit, reicht von wenigen Tagen bis zu drei Wochen. Die ersten zwei Wochen nach der Infektion sind meist geprägt durch eine vermehrte Wasserausscheidung mit dünnen Kotsträngen sowie zunehmender Desorientierung. In dieser Phase ist die Sterblichkeit besonders hoch. Nach ca. zwei Wochen beginnen die zentralnervösen Störungen, die von leichtem Kopfdrehen bis hin zur Drehung des Körpers um die eigene Achse geprägt sind. Die Symptome verstärken sich bei Stress stark. Futter wird beim Aufpicken entweder verfehlt oder kann durch die stark schleudernde Kopfbewegung nicht abgeschluckt werden. Langsam aber sicher verhungern die meisten Tiere, wenn ihnen nicht geholfen wird.

Betroffene Tiere können behandelt werden, indem ihr Immunsystem und das zentrale Nervensystem sowie die Nieren unterstützt werden. Zusätzlich sind mögliche weitere Infektionen zu behandeln und bei Bedarf eine Unterstützung bei der Aufnahme von Futter und Flüssigkeit zu leisten. Die „Genesung“ bzw. der Rückgang der Symptome kann nach überstandener Akutphase einige Tage bis zu mehreren Wochen dauern. Richtig unterstützt können die Tiere wieder ein artgerechtes Leben in einer betreuten Stelle verbringen. Die Symptome können bei hohem Stress wieder aufleben.

Taube

Was Sie tun können

Haben Sie keine Angst, wenn Sie kranke oder verletzte Tauben sehen. Helfen Sie ihnen – es kann ein Leben retten! Sichern Sie die Taube im ersten Schritt in einem Karton mit Luftlöchern – oder, falls nicht zur Hand, dann in einem Stoffbeutel. Vogelkundige Tierarztpraxen, Taubenhilfen Ihrer Stadt oder die Tierheime in der Umgebung sind die richtigen Anlaufstellen, um fachkundige Stellen ausfindig zu machen.

Bitte setzen Sie nicht voraus, dass diese Stellen Tiere abholen können. Vor allem bei Taubenhilfen handelt es sich um Menschen, die ehrenamtlich meist ihre gesamte Freizeit in die Pflege der Tiere investieren.