Tiger King: Haltung von Großkatzen in Privatzoos wird in den USA verboten

Update vom 23. Dezember 2022

Erfolg: Privathaltung von Großkatzen in den USA wird verboten

Nach jahrzehntelanger harter Arbeit wurde ein historischer Sieg für Tiere errungen: Im Dezember 2022 verabschiedete der US-Senat den „Big Cat Public Safety Act“, der von Carole und Howard Baskin von Big Cat Rescue vorangetrieben und von PETA USA unterstützt wurde. Nun hat Präsident Joe Biden das Gesetz unterzeichnet, das den privaten Besitz von Großkatzen verbietet und den öffentlichen Kontakt mit den Tieren untersagt!

Vor der Verabschiedung des Gesetzes hatten PETA USAs Anzeigen die extrem grausame Industrie der Großkatzenbabys fast ausgelöscht, indem sie die größten Akteure, darunter Jeff Lowe und viele andere Tiger King-Schurken, zu Fall brachten. Unser juristischer Sieg gegen Tim Stark und seinen Straßenzoo Wildlife in Need schuf den Präzedenzfall, dass unter anderem die vorzeitige Trennung von Großkatzenbabys von ihren Müttern und die Erlaubnis, sie zu streicheln, gegen das Bundesgesetz zum Schutz gefährdeter Arten verstoßen. Die Arbeit von PETA USA führte letztendlich zur Rettung von 75 Großkatzen, von denen viele Opfer des Handels mit Jungtieren waren.

Tiger
Großkatzen wie Tiger oder Löwen gehören nicht in den privaten Besitz des Menschen.

Originaltext vom 24. Mai 2022

Tiger King mit Joe Exotic: So leiden Großkatzen in Privatzoos

Die Netflix-Serie Tiger King ist in Deutschland unter „Tiger King: Großkatzen und ihre Raubtiere“ bekannt geworden – und mit ihr berüchtigte Tieraussteller:innen wie Joe Exotic, „Doc“ Antle oder Jeff Lowe. In ihren schäbigen US-Privatzoos züchten die Tierausbeuter:innen Tiger und andere Wildtiere, um sie für Unterhaltungszwecke zu missbrauchen. In den USA leben derzeit mehr Tiger unter artwidrigen Bedingungen in Privathaltung als weltweit in Freiheit. [1]

Während sich der erste Teil der True Crime-Dokumentation maßgeblich auf die Uneinigkeiten zwischen Tierschützer:innen und Tierausbeuter:innen konzentriert, wird das Leid der unzähligen Großkatzen in den Zuchtstätten und Privatzoos kaum näher behandelt. Erfahren Sie hier alles über die ausbeuterischen US-Privatzoos.

Inhaltsverzeichnis

Basiert Tiger King auf einer wahren Geschichte?

Die Netflix-Doku basiert auf wahren Personen und zeigt die Macht- und Profitgier von Tierausbeuter:innen wie Joseph Maldonado-Passage, besser bekannt als Joe Exotic. Als ehemaliger Besitzer des „Greater Wynnewood Exotic Animal Park“ (auch unter G. W. Zoo und G. W. Exotic bekannt) im US-Bundesstaat Oklahoma, einem Privatzoo mit Großkatzen wie Löwen und Tigern, wurde er durch die erste Staffel der siebenteiligen Doku weltbekannt.

Obwohl die Serie auf das Leid von Großkatzen als Freizeitattraktionen aufmerksam macht, lässt sie wichtige Aspekte unberücksichtigt. Schlussendlich liegt ihr Hauptfokus auf der Feindschaft zwischen Joe Exotic und Tierschützerin Carole Baskin. Joe Exotic soll zwei Auftragskiller auf Baskin angesetzt haben. Wegen versuchten Mordes und mehrfachen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz – unter anderem wegen der Erschießung von fünf Tigern und wegen Handels mit gefährdeten Tieren – wurde der sogenannte „Tiger King“ Joe Exotic 2020 in Texas zu 22 Jahren Haft verurteilt; auch nach einem Berufungsprozess in 2022 wegen eines Verfahrensfehlers blieb es bei 21 Jahren Haft.

PETA USA agiert seit Jahren gegen tierquälerische Privatzoos

Zu den tierquälerischen Praktiken der Privatzoobetreibenden gehört, Mütter von ihren Babys zu trennen und den Tieren alles vorzuenthalten, was ihren natürlichen Bedürfnissen entspricht. Außerdem werden die Tiere häufig dazu gezwungen, für Fototourismus mit Publikum zu interagieren. 

Dies sind nur einige der Missstände, unter denen Tiger, Löwen, Tiger-Löwen-Hybride, Bären, Faultiere, Klammeraffen, Paviane, Schimpansen und zahlreiche weitere gefährdete Tiere in vielen Privatzoos leiden:

  • Keine artgerechte Ernährung, viele Tiere hungern
  • Zu kleine Gehege, häufig ohne ausreichenden Schutz vor Regen, Hitze und anderen Witterungen
  • Keine artgemäßen Beschäftigungsmöglichkeiten
  • Schmerzhafte Krallenamputationen bei Babygroßkatzen
  • Illegale Zucht von Großkatzen
  • Keine ausreichende medizinische Versorgung

PETA USA arbeitet seit Jahren daran, derartige Einrichtungen zu schließen, so viele Tiere wie möglich zu retten und anschließend in Wildtier-Auffangstationen zu überführen.

Tiger hinter einem Gitterzaun
Tiger gehören in die Freiheit und nicht in Privatzoos eingesperrt.

„Doc“ Antle, Tim Stark & Co. – diese Erfolge kann PETA USA verzeichnen

PETA USA kritisiert schäbige Privatzoos wie den „G.W. Zoo“ von Joe Exotic seit Jahren. Doch auch die anderen Protagonist:innen der Doku – wie „Doc“ Antle, Jeff Lowe und Tim Stark – stehen ebenfalls mit der Misshandlung von Wildtieren in Verbindung. Seit der Veröffentlichung der ersten Staffel konnten viele Erfolge gegen die Ausbeutung von Wildtieren zu Unterhaltungs- und Profitzwecken erzielt werden – nicht zuletzt durch das Engagement von PETA USA.

Fast alle Privatzoo-Besitzer:innen, die in Staffel 1 von Tiger King zu sehen waren, befinden sich mittlerweile in Haft, sind aus dem Geschäft oder mit strafrechtlichen Vorwürfen konfrontiert.

  • Tim Stark: Ausbeutung von Großkatzenbabys verstößt gegen Bundesgesetz

    Ein Video von PETA USA zeigt Aufnahmen von Baby-Großkatzen, die im Privatzoo von Tim Stark an den Folgen von grausamen und schmerzhaften Krallenamputationen gestorben sind:

    Jahrelang entriss Tim Stark Großkatzenbabys frühzeitig ihren Müttern, amputierte ihre Krallen und benutzte sie als Fotorequisiten, um mit ihnen Profit zu machen. Kurz nach der Ausstrahlung der ersten Staffel Tiger King hat ein Bezirksgericht in Indiana entschieden, [2] dass Stark und sein inzwischen aufgelöster Privatzoo „Wildlife in Need“ (WIN) mit diesen Praktiken gegen das US-Bundesgesetz zum Schutz gefährdeter Arten (ESA) verstoßen haben. Die Auflösung des tierquälerischen Betriebs und die Rettung zahlreicher Tiger, Löwen und Tiger-Löwen-Hybriden waren das Ergebnis eines erfolgreichen Rechtsstreits, den PETA USA gegen den nun aufgelösten Privatzoo führte.

    In diesem Zuge verloren Stark und seine Ex-Frau die Lizenz als Tieraussteller:innen. Das bedeutet, dass sie nie wieder auf legale Weise Großkatzen, Bärenjunge, Faultiere, Klammeraffen oder andere durch das US-Landwirtschaftsministerium regulierte Tiere in einer Art Streichelzoo ausbeuten dürfen. Stark und WIN wurden außerdem Bußgelder in Höhe von 340.000 US-Dollar auferlegt.

    Ein früheres PETA-Video zeigt, wie Tim Stark vor Publikum ein 14 Wochen altes Bärenkind namens Gizzy packte und hochhielt. Die Bärin zeigte Anzeichen von extremer Verzweiflung und Angst. Stark brachte sie später in den Privatzoo zu seinem ehemaligen Geschäftspartner Jeff Lowe. Dort fand das US-Landwirtschaftsministerium sie im Juni 2020 in einem abgemagerten Zustand vor. Gizzy konnte gerettet und in einer seriösen Auffangstation untergebracht werden.

  • Jeff Lowe: Alle Wildtiere aus „Tiger King Park“ beschlagnahmt

    Der von Joe Exotic gegründete „G.W. Zoo“ wurde 2016 von seinem damaligen Geschäftspartner Jeff Lowe übernommen. 2019 zog der Privatzoo an einen neuen Standort in Thackerville, Oklahoma, und wurde schließlich umbenannt in „Tiger King Park“. Auch dort mussten Dutzende Großkatzen und weitere Wildtiere unter erbärmlichen Umständen leben. Im Mai 2021 beschlagnahmte das US-Justizministerium zunächst die 69 Großkatzen – Löwen, Tiger, Löwe-Tiger-Hybriden und einen Jaguar –, da die Haltungsbedingungen gegen die geltenden Tierschutzbestimmungen verstießen.

    Dies geschah zum Teil auf der Grundlage von Beweisen, die PETA USA beschafft und vorgelegt hatte. Darunter befanden sich Geständnisse über die laufende Großkatzenzucht, die gegen eine gerichtliche Anordnung verstieß, und Beweise über das neurotische Verhalten eines Jaguars sowie Aussagen von Lowe, dass er Großkatzen-Jungtiere in seinem Haus untergebracht hatte und Angestellte die Tiere mit nach Hause nehmen durften. Drei Monate später wurden 61 weitere Tiere von den Behörden beschlagnahmt, die zuvor in dem Privatzoo zurückgelassen worden waren – darunter ein Stachelschwein, Rotluchse, Lemuren und ein Kamel.

    Im April 2022 verurteile ein Gerichtshof in Oklahoma Lowe zu einer Geldstrafe von 183.557.90 Dollar – zu zahlen an PETA USA. Das Geld fließt nun in die Rettung vieler weiterer Tiere, die in Privatzoos leiden.

  • „Doc“ Antle: Angeklagt wegen zahlreicher Tierschutzverstöße

    Der Tieraussteller Bhagavan „Doc“ Antle ist Inhaber des Privatzoos „Myrtle Beach Safari“ in South Carolina und ebenfalls aus der Serie Tiger King bekannt. Den Besucher:innen seines Privatzoos werden „Tierbegegnungen“ wie das Schwimmen mit Tigern und das Posieren mit Elefanten oder Schimpansenbabys verkauft. Dabei wird ihnen vorgegaukelt, dass sie zur Finanzierung von Artenschutzmaßnahmen beitrügen. Tatsächlich aber wurde Antle bereits wiederholt wegen verschiedener Tierschutzverstöße angeklagt. Zuletzt wurden ihm im Oktober 2020 zwei Straftatbestände im Zusammenhang mit dem illegalen Handel von Wildtieren sowie 13 weitere Vergehen zur Last gelegt, darunter Tierquälerei. Die Vorwürfe betreffen seine mutmaßliche Beteiligung am Handel mit Löwen zusammen mit Keith Wilson, dem Eigentümer des inzwischen aufgelösten „Wilson’s Wild Animal Park“, der ebenfalls angeklagt wurde. Die Behörden von Virginia beschlagnahmten mehr als 100 Tiere aus dem Privatzoo, nachdem PETA USA Beschwerde eingereicht hatte. Im Juni 2022 wurde Antle schließlich im Zusammenhang mit einer anhängigen Bundesanklage wegen Geldwäsche vom FBI verhaftet.

3 Wege, wie Privatzoos Großkatzen für Fototourismus ausbeuten

Die Netflix-Show Tiger King zeigt zahlreiche Beispiele, in denen Großkatzen zu Profitzwecken von den Zoobetreiber:innen ausgebeutet und systematisch gequält werden. Oft gibt die Doku das wahre Ausmaß des Tierleids für Fototourismus jedoch nicht ausreichend wieder. Diese Beispiele zeigen, an welchen Stellen die Serie nicht genug über das dargestellte Tierleid aufklärt.

  • „Playtime“: Tigerbabys für Fotos von Tigermutter getrennt

    Tiger zur „Playtime“ herumgereicht und fotografiert

    In der ersten Folge werden schlafende Tiger herumgereicht und fotografiert. Joe nennt das „Playtime“. Als ein Kunde fragt, wie alt die Jungtiere seien, gibt er zu, dass sie erst sechs Wochen alt sind. Die Tiere haben ihre Augen geschlossen, weil sie schlichtweg völlig ausgelaugt sind – in etwa so, als wäre man restlos überarbeitet.

    Person haelt Tigerbaby in den Haenden
    Symbolbild

    Neugeborenes Tigerbaby von Tigermutter für Fotos getrennt

    In einer anderen Szene präsentiert Joe Tigerbabys vor einer großen Menschengruppe und verkündet stolz, die Tiere seien „erst eine Stunde alt“. In Folge 4 fordert er einen Kameramann auf, eine Tigermutter bei der Geburt ihres Jungen in seinem berüchtigten, heruntergekommenen Privatzoo zu filmen. Joe und ein Kollege zerren das Junge kurz nach der Geburt mit einem Metallhaken von der Mutter weg. Dann holt ein Mitarbeiter das Baby unter dem Metallzaun hindurch zu sich und entreißt es damit vollends dem Schutz seiner Mutter.

    Ein Jungtier zu früh von der Mutter zu trennen, kann ein schweres psychologisches und physiologisches Trauma hervorrufen. In freier Natur bleiben Tigerjunge bis zu zwei Jahre bei ihren Müttern, die sie beschützen und versorgen. Doch wenn Tigerbabys für Fotos mit Besucher:innen herhalten müssen, trennt man sie schon nach wenigen Stunden, Tagen oder Wochen von der Mutter. Das führt zu verschiedenen Problemen für die Jungtiere. Zum Beispiel leiden sie unter Kälte- oder Hitzestress, einer unzureichenden Ernährung, sind oft völlig ausgelaugt oder infizieren sich mit Krankheiten. Das betrifft besonders die jüngsten Tiere, deren Immunsystem noch nicht vollständig entwickelt ist.

    Person haelt Tigerbaby im Pool
    Symbolbild
  • Gendefekte und gesundheitliche Probleme durch Inzucht

    Erwachsene Tiger werden vermutlich getötet

    In einer Folge wird anhand eines Diagramms aufgezeigt, wie kurz die Zeitspanne ist, in der aus dem „Tigerbaby streicheln“ Profit geschlagen werden kann. Denn wachsen die Jungtiere über ein bestimmtes Alter hinaus (spätestens mit ein paar Monaten), liegen sie den Aussteller:innenn nur noch auf der Tasche. Dabei darf man nicht vergessen, dass ein Tiger über 20 Jahre alt werden kann.

    Was aus den Tieren wird, beleuchtet die Serie kaum. Zwar wird angedeutet, dass einige Tiger getötet werden – doch die Serie erwähnt nicht, dass ein Großteil der Tiere in heruntergekommenen Privatzoos in Käfigen endet.

    Gendefekte und gesundheitliche Probleme durch Inzucht

    Einige der Tiere müssen zur Zucht herhalten, um den Teufelskreis am Laufen zu halten. Vielfach findet auch Inzucht statt, um noch „außergewöhnlichere“ – also besonders profitable – Farbmuster zu erreichen. In Folge 4 sieht man einen schielenden weißen Tiger – ein Beispiel dafür, wie Inzucht Gendefekte und gesundheitliche Probleme verursachen kann.

    Tiger liegt im Kaefig
    Symbolbild
  • Stressige Einsätze in Einkaufszentren und Talkshows

    Langer Transport und stressvolle Fotoaufnahmen in Einkaufszentren

    Schon relativ früh in der Serie wird gezeigt, wie Großkatzen zu Einkaufszentren gefahren werden und dort von Besucher:innen gestreichelt und für Fotoaufnahmen missbraucht werden. Zwar können sich viele Zuschauer:innen bei dem Anblick denken, dass diese gängige Praxis für die Tiere schrecklich sein muss. Doch die Serie erwähnt nicht explizit, wie gefährlich und stressbehaftet allein der Transport für die Jungtiere ist. Sie sitzen in engen Käfigen und sind während dieser „Einsätze“ extremen Temperaturschwankungen und völlig fremden Umgebungen schutzlos ausgeliefert. Deshalb zeigen sich unter solchen Bedingungen auch häufig Stressreaktionen; viele Tiere sind bereits an den aus Transport und Menschenkontakt resultierenden gesundheitlichen Komplikationen gestorben.

    Für Talkshow-Auftritte stundenlang in Käfige gesperrt

    Tiger King versäumt es auch, dem Zuschauer:innen zu erklären, warum es nicht gut ist, wenn Joe Exotic und andere Großkatzenausbeuter:innen mit Tigerbabys in Talkshows gehen. Die Tiere sind oft über einen langen Zeitraum hinweg in Käfige gesperrt, wenn sie zu den Sets und wieder zurück transportiert werden. Man zwingt sie, vor lauten Menschengruppen aufzutreten, was den Tieren riesigen Stress verursachen kann. Außerdem führen solche „Vorführungen“ unter Umständen dazu, dass sich noch mehr Menschen selbst „exotische Haustiere“ kaufen. Wildtiere auf helle, laute Bühnen zu zwingen, ist Tierquälerei. Und es ist schlichtweg unverantwortlich, Zuschauer:innen – darunter Kinder – vorzugaukeln, ein solcher Umgang mit Tieren sei in Ordnung.

    Tiger liegt im Kaefig
    Symbolbild

So helfen Sie Tigern, Löwen und anderen ausgebeuteten Wildtieren

Wir von PETA Deutschland setzen uns dafür ein, die skrupellose Ausbeutung von Großkatzen und anderen exotischen Wildtieren zu Unterhaltungszwecken offenzulegen. Wenn Sie dazu beitragen möchten, das Leid der Tiere in der Unterhaltungsindustrie nachhaltig zu beenden, sollten Sie Fotoshootings mit Großkatzen, Streichelzoos und ähnliche Angebote meiden – entscheiden Sie sich stattdessen für tierfreundliche Alternativen.