Nittenau: Jäger wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht – PETA fordert zu Prozessbeginn sofortiges Verbot der Hobbyjagd

PETA Logo

Nittenau / Stuttgart, 15. Juli 2019 – Im August 2018 feuerte ein Jäger während einer Wildschweinjagd einen Schuss ab, der auf der B16 bei Nittenau im Landkreis Schwandorf einen 47-jährigen Beifahrer durch die Seitenscheibe des Autos traf und tödlich verletzte. Der Jäger muss sich ab dem 16. Juli wegen fahrlässiger Tötung vor dem Landgericht Amberg verantworten. Bei der Hobbyjagd werden immer wieder Menschen verletzt oder getötet, und für die massenhaften Tiertötungen gibt es keinen vernünftigen Grund. Daher erneuert die Tierschutzorganisation PETA anlässlich des Prozessbeginns ihre Forderung, zumindest die Hobbyjagd endlich gesetzlich zu verbieten.
 
„Wie viele Menschen müssen noch schwer verletzt werden oder sterben, bevor die Hobbyjagd endlich verboten wird?“, so Nadja Michler, Fachreferentin für Wildtiere bei PETA. „Jahr für Jahr ereignen sich zahlreiche Tragödien, weil schießwütige Hobbyjäger verantwortungslos in der Gegend herumballern. Es wird höchste Zeit, dass der Gesetzgeber eingreift und dem ein Ende setzt.“
 
Rund die Hälfte der Deutschen lehnt Hobbyjagd ab
Jäger töten nicht nur mehr als fünf Millionen Wildtiere jährlich; es ereignen sich auch immer wieder schwere Jagdunfälle. Eine in PETAs Auftrag durchgeführte, repräsentative Forsa-Umfrage von 2018 bestätigt, dass mit 49 Prozent rund die Hälfte der Bundesbürger die Hobbyjagd ablehnt. Den mehr als 380.000 Hobbyjägern in Deutschland stehen nur etwa 1.200 Berufsjäger, vor allem Forstbeamte, gegenüber. In ihrer heutigen Form beinhaltet die Jagd zahlreiche grausame Praktiken, beispielsweise die Jagdhundeausbildung am lebenden Tier, die Baujagd oder die Fallenjagd, bei der jährlich viele Tiere regelrecht zerquetscht werden. Insbesondere bei Drückjagden, bei denen auch viele Menschen zu Schaden kommen, sterben laut der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz bis zu 70 Prozent der Wildtiere nicht sofort [1]. Mit zerschossenen Knochen und schweren Wunden verstecken sich die Tiere oft tagelang und sterben qualvoll.
 
Jagd ist aus wildbiologischer Sicht unnötig
Anerkannte Wildbiologen bestätigen, dass die Jagd aus ökologischer Sicht nicht notwendig ist. Dem renommierten Biologen Prof. Dr. Josef Reichholf zufolge müssen beispielsweise Wölfe nicht durch menschliche Jäger ersetzt werden, da sich im Wald wohnende Tierpopulationen durch Umwelteinflüsse wie Witterung, Nahrungsverfügbarkeit oder Krankheiten regulieren [2]. Der Kanton Genf – in dem die Hobbyjagd seit über 40 Jahren verboten ist – ist nur ein Beispiel dafür. Hier reguliert sich die Natur in erster Linie selbst. Die Folge: eine hohe Artenvielfalt und gesunde, stabile Wildtierpopulationen. Der Biologe Dr. Karl-Heinz Loske sieht in der Jagd ein überflüssiges Hobby, das der Befriedigung der Jagdlust der Jäger dient. Als er in jungen Jahren einen Jagdschein machte, wurde ihm schnell klar, dass dies nicht viel mit Natur- und Artenschutz gemein hat. Heute ist Dr. Loske ein anerkannter Experte für Landschaftsökologie, für den die Jagd aus ökologischer und moralischer Sicht nicht zu verantworten ist [3].

PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.

[1] Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (2010): Tierschutz und Bewegungsjagden. Stellungnahme der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT). Arbeitskreis Wildtiere und Jagd (AK 6).
[2] Reichholf, J. H.: Die Wahrheit über die Jagd – Evolutionsbiologe Prof. Josef Helmut Reichholf widerlegt Jägerlügen. TV-Dokumentation, SWR BW. (15.05.2014).
[3] Loske, K. (2016): Das Wider der Jagd. WDR-TV-Beitrag.
 
Weitere Informationen:
PETA.de/Mehrheit-der-Deutschen-laut-aktueller-Umfrage-gegen-Hobbyjagd 
PETA.de/Jagd-Hintergrundwissen
PETA.de/Jagdunfaelle
 
Kontakt:
Carolin von Schmude, +49 711 860591-528, [email protected]

Kontakt

Kontakt
Kopieren