Panda-Nachwuchs im Berliner Zoo um jeden Preis: PETA kritisiert Zucht aus reiner Profitgier

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Berlin / Stuttgart, 14. August 2019 – In einer Pressekonferenz gab der Berliner Zoo heute bekannt, dass Panda-Dame Meng Meng mit großer Wahrscheinlichkeit schwanger ist und die Geburt Ende August bis Anfang September stattfinden könne [1]. Weil unklar war, ob die Paarungsversuche der Pandas Meng Meng und Jiao Qing zur Befruchtung geführt haben, hatte der Zoo im April zusätzlich eine künstliche Besamung durchgeführt. Um Besuchern garantiert niedlichen Panda-Nachwuchs präsentieren zu können, wurde die Fortpflanzung der Tiere mit einer invasiven Prozedur erzwungen. PETA kritisiert, dass die Haltung und Zucht von Pandas in Zoos rein politische und wirtschaftliche Gründe haben, aber keinen Beitrag zum Artenschutz leisten. Laut einem Zuchtbericht von 2016 lebten bereits 423 Pandas in Gefangenschaft – nur zwei waren für die Auswilderung vorgesehen [2]. Auch Experten geben zu, dass die Zucht nicht dazu gedacht ist, die Panda-Population zu erhalten. Es geht um die internationale Nachfrage nach dem Tier.
 
„Der Panda-Nachwuchs im Zoo Berlin ist kein Beitrag zum Artenschutz, sondern lediglich ein neuer Publikumsmagnet, der die Kassen weiter klingeln lassen soll“, so Dr. Yvonne Würz, Biologin und Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsbranche bei PETA. „Es geht bei der Zucht nur um Prestige und Profit – wir hoffen, dass sich die Öffentlichkeit nicht weiter von der Panda-Euphorie blenden lässt.“
 
Eine Auswilderung des im Berliner Zoo gezeugten Nachwuchses wird kaum möglich sein, da dieser das überlebensnotwendige natürliche Verhalten dort nicht erlernen kann. Von den weltweit in Gefangenschaft gezüchteten Tieren wurden bis 2016 lediglich sieben ausgewildert – nur fünf von ihnen überlebten. Auch in der Bevölkerung schwindet das Verständnis für das ausbeuterische Geschäft der Zoos: Schon 2015 ergab eine repräsentative Meinungsumfrage, dass mit 49 Prozent die Hälfte der Deutschen das Einsperren von exotischen Tieren für moralisch bedenklich hält. Lediglich 37 Prozent äußerten keine Bedenken [3].
 
PETA setzt sich grundsätzlich für ein Nachzuchtverbot von exotischen Tieren in Gefangenschaft ein, weil die artwidrigen Haltungsbedingungen häufig zu schweren Verhaltensstörungen und Tierleid führen. Auch die Praktiken der Zuchtprogramme sind nach Ansicht der Tierrechtsorganisation fragwürdig. Da sich Pandas in Gefangenschaft nur äußerst selten auf natürlichem Weg paaren, wird die Schwangerschaft stattdessen mit künstlicher Befruchtung erzwungen. Bei „erfolgreicher“ Zucht wird der Nachwuchs der Mutter oftmals frühzeitig entrissen, um sie schneller wieder verpaaren zu können [4]. Diese traumatisierende Vorgehensweise erklärt auch die Probleme in der Verhaltensentwicklung der Tiere, die Auswilderungsversuche zusätzlich erschweren. Verhaltensstörungen sind bei Pandas in Gefangenschaft keine Seltenheit. Die sich wiederholenden, ziellosen Handlungen gelten als Anzeichen für seelisches Leiden eines Tieres. Panda-Dame Meng Meng in Berlin ist beispielsweise für ihren „Rückwärtsgang“ bekannt, was vom Berliner Zoo als „Marotte“ heruntergespielt wurde.
 
Die Population wild lebender Pandas konnte in den vergangenen Jahren etwas gestärkt werden – allerdings nicht durch die Zucht in Gefangenschaft, sondern durch Schutzmaßnahmen. Zu diesen gehörte es etwa, die Wilderei und den illegalen Handel zu bekämpfen. Neue Schutzgebiete auszuweisen, ist demnach für die Rettung der Tiere wichtiger und erfolgversprechender.

PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein: eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.

[1] Untersuchungsergebnisse vielversprechend – Berliner Pandabärin erwartet wahrscheinlich Nachwuchs. Online abrufbar unter: https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2019/08/panda-meng-meng-traechtig-information-zoo-berlin.html. (14.08.2019).
[2] Koerth-Baker, M. (2018): Pan Pan – Papa der Pandas. In: Süddeutsche Zeitung. Online abrufbar unter: https://www.sueddeutsche.de/wissen/pan-pan-papa-der-pandas-1.3842852?reduced=true. (09.04.2019).
[3] Meinungsumfrage des Instituts Yougov zu den Themen Zoo und Zirkus vom Dezember 2015. Online abrufbar unter: https://yougov.de/news/2015/12/16/tiere-fur-viele-ein-grund-nicht-den-zirkus-zu-gehe/.
[4] Bodderas, E. (2017): Chinas Panda-Geschäft. „Das sind verhaltensgestörte Tiere“. In: Welt. Online abrufbar unter: https://www.welt.de/vermischtes/article166286924/Das-sind-verhaltensgestoerte-Tiere.html. (09.04.2019).
 
Weitere Informationen:
PETA.de/Pandas
PETA.de/Zoo
 
Kontakt:
Lisa Kienzle, +49 711 860591-536, [email protected]

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