Peitschenschläge bei Berliner Trabrennen haben juristisches Nachspiel: Berliner Justiz ermittelt nach PETA-Strafanzeige gegen Siegerjockey Holzschuh

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Berlin / Stuttgart, 4. September 2017 – Tierquälerei beim Pferderennen: Der Jockey Jochen Holzschuh ging am 28. Juli bei einer Rennveranstaltung auf der Trabrennbahn Mariendorf mit dem Wallach Casanova d’Amour als Sieger hervor. Ein Video belegt, wie der Jockey mehrfach heftig auf das Pferd einschlug. Auch bei einem weiteren Rennen des Berliner Trabrenn-Vereins am 4. August 2017 erlangte Holzschuh unter Zuhilfenahme wiederholter, heftiger Schläge mit der Peitsche einen der vorderen Plätze. PETA erstattete bei der Staatsanwaltschaft Berlin Anzeige gegen den Jockey, die nun unter dem Aktenzeichen 282 Js 3104/17 gegen ihn ermittelt. Die Tierrechtsorganisation kritisiert, dass Rennverbände hierzulande überhaupt Peitschenschläge zulassen, da diese PETAs Ansicht nach zweifelsohne einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz darstellen: Laut § 17 dürfen einem Tier keine länger andauernden oder sich wiederholende erheblichen Schmerzen oder Leiden zugefügt werden. PETA fordert die Veranstalter der Rennen auf, den Peitscheneinsatz künftig gänzlich zu untersagen.

„Das Auspeitschen der Pferde muss endlich verboten werden. Es ist völlig inakzeptabel, dass sich die Verbände mit selbst aufgestellten Regeln über das Tierschutzgesetz hinwegzusetzen versuchen“, so Peter Höffken, Fachreferent für Tiere in der Unterhaltungsbranche bei PETA. „Die Peitschenschläge führen dazu, dass die Pferde aus Schmerz und Furcht regelrecht um ihr Leben rennen. Würde jemand einen Hund so misshandeln, wäre der Aufschrei in der Öffentlichkeit groß. Bei Pferden wird diese Tierquälerei jedoch gebilligt.“

PETA hatte im vergangenen Jahr bereits Anzeige gegen den italienischen Jockey Dario Vargiu erstattet, der seinen Hengst Isfahan beim Hamburger Galoppderby am 10. Juli 2016 mit zahlreichen heftigen Peitschenschlägen traktierte – das Strafermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Hamburg gegen Vargiu und andere dauert noch an (Az.: 7106 AR 11 / 16). Die Veranstalter von Pferderennen berufen sich auf unzeitgemäße und ethisch nicht vertretbare Rennordnungen, beispielsweise des „Direktorium für Vollblutzucht und Rennen e.V.“ [1]. Anders als von den Verbänden dargestellt, gehen die Schläge wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge [2] mit erheblichen Schmerzen für die Pferde einher. Zudem hat Holzschuh durch die vielfachen heftigen Schläge gegen die Satzung des Hauptverbandes für Traberzucht e.V. (HVT) sowie gegen die Durchführungsbestimmungen für das Trabreiten verstoßen.

Auch Dr. Maximilian Pick, der ehemalige Rennbahntierarzt und Fachtierarzt für Pferde, unterstützt in einer Stellungnahme PETAs Forderung nach einem grundsätzlichen Verbot des Peitscheneinsatzes: „Bei dem in solchen Rennen zu beobachtenden Gebrauch der Peitsche kann also keinesfalls von einer ‚Berührungshilfe‘ gesprochen werden, wie es die Verbände behaupten. Neben dem körperlichen Schmerz erzeugt die Peitsche auch noch so etwas wie ‚Psychoterror‘. So leiden Rennpferde häufig unter einer Art ‚Rennbahnneurose‘, also unter Angst, Schreckhaftigkeit oder Panikattacken.“

PETA fordert ein Ende von Pferderennen in Deutschland und ruft alle Tierfreunde dazu auf, keine derartigen Veranstaltungen zu besuchen. Allein im Zeitraum von 2011 bis 2013 mussten in Deutschland mehr als 750 im Galopp- und Trabrennsport eingesetzte Pferde ihr Leben lassen. Oftmals werden bereits zwei- oder dreijährige Pferde an den Start geschickt, obwohl sich die Tiere noch im Wachstum befinden. Häufige Folgen sind Sehnenschäden und Knochenbrüche, weil der Bewegungsapparat noch nicht richtig ausgebildet ist. Im Galopprennsport sind rund 80 Prozent der Trainingsausfälle auf Lahmheit zurückzuführen. Das Wohl der Pferde spielt hier meist keine Rolle. Wiederholte Peitschenschläge gehören zum Alltag sogenannter Rennpferde. Zudem werden sie – vor allem bei Trabrennen – durch den Einsatz scharfer Gebisse und tierquälerischer Hilfsmittel wie Ausbinder, Seitenstangen, Ketten, Zungenbändern, Ohrenstöpseln und Scheuklappen gefügig gemacht. Daneben leiden die Tiere außerdem unter der überwiegenden Boxenhaltung ohne Weidegang oder ausreichenden Kontakt zu Artgenossen.

[1] Direktorium für Vollblutzucht und Rennen: Rennordnung vom 1. März 1960, in der Neufassung vom 1. Januar 1991 mit Änderungen bis Dezember 2015. Vorschriften für die Leistungsprüfungen der Vollblutzucht.
[2] McGreevy PD, Corken RA, Salvin H, Black CM (2012): Whip Use by Jockeys in a Sample of Australian Thoroughbred Races – An Observational Study. PLoS ONE 7(3): e33398. doi:10.1371/journal.pone.0033398. http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0033398.
 
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