Ponys auf der Klever Kirmes ausgepeitscht und geschlagen – ein Erfahrungsbericht von Leonie

Als ich an einem Wochenende im Juli 2018 über die Klever Kirmes ging, bemerkte ich nach einiger Zeit, dass das Ponykarussell nicht mehr am selben Platz stand. Offenbar wurde es nach der Aufklärungsarbeit im letzten Jahr verboten. Ich freute mich schon über den Fortschritt, bis ich das Ponyrondell am Ende meiner Runde dann doch erblickte.

Enttäuscht ging ich auf die angebliche „Attraktion“ zu und schüttelte den Kopf. Ich sah, wie der Besitzer Stefan Kaiser die Tiere, zu denen einige Ponys, Pferde sowie ein Maultier gehören, mit der Peitsche schlug, sobald sie langsamer wurden.

Daraufhin machte ich Fotos, was erheblichen Protest auslöste. Stefan Kaiser und weitere Schausteller wurden sehr unruhig; er rief mir zu, ich solle die Fotos sofort löschen.

Als ob es etwas zu verbergen gäbe.

Ich ignorierte die Aufforderung. Kurze Zeit später sprach mich eine Frau an, die kurz zuvor von PETA-Aktivisten darüber aufgeklärt worden war, wie Tiere auf der Kirmes leiden. Sie konnte es nicht fassen, dass diese „Tradition“ noch immer stattfindet. Ich ging mit ihr zum Ponyrondell, und sie war außer sich. Sie rief dem Besitzer des Rondells lautstark zu, wie er seine Tätigkeit mit seinem Gewissen vereinbaren könne, und zu den dort stehenden Müttern, dass es eine Schande sei, den Kindern so falsche Werte zu vermitteln.

Ich wurde als die Person erkannt, die vorher Fotos gemacht hatte. Von allen Seiten kamen Schausteller von anderen Ständen auf uns zu, redeten wütend auf uns ein und versuchten, uns zum Schweigen zu bringen. Sie sagten, den Tieren würde es prima gehen und sie würden nach ihrer Arbeit sogar auf eine Wiese gebracht werden.
 

Welche Wiese dafür gemietet wurde, konnte keiner beantworten.

Ich entzog mich der Diskussion, kam aber spät abends wieder, als das Ponyrondell schon längst geschlossen hatte. Ich ging zum Pferdeanhänger, der hinter dem Rondell verdeckt steht. Darin standen alle Pferde – auch die, die schon um 13 Uhr mittags ihre Runden liefen.

Es ist also nicht wahr, dass die Pferde jeden Tag auf einer Wiese sind.

Vielleicht an ein oder zwei Tagen, für ein paar Stunden. Und das sicherlich auch nur, weil es gegenüber der Öffentlichkeit ein gutes Argument gegen die Tierquälerei bietet und das Gewissen der Kunden beruhigt. Den Großteil ihrer Zeit verbringen die Tiere jedoch in dem kleinen Kreis, in dem sie stundenlang in einer Richtung laufen, oder zusammengepfercht im Transportanhänger.

Pferde sind sozial komplexe Wesen. Sie können sogar die Körpersprache und Mimik von Menschen deuten. Pferde spielen gerne, lieben zumutbare und abwechslungsreiche Herausforderungen und haben spezielle Bedürfnisse. Ein körperlich und psychisch gesundes Pferd geht selbstbestimmt Schritt, Trab und Galopp im Wechsel mit unterbrechenden Ruhepausen. Es ist neugierig und interessiert sich für das, was um es herum geschieht. All das ist auf der Kirmes nicht ansatzweise umsetzbar. Eine Freundin, die selbst drei Pferde hält, bemerkte auf den Fotos, die ich gemacht hatte, sofort, dass Hals und Rücken der Ponys ungewöhnlich durchhängen. Durch das Geschirr ist es den Tieren nicht möglich, sich zu strecken. Sie bestätigte, was Tiermediziner längst festgestellt haben:

Alle Pferde leiden auf der Kirmes – physisch wie psychisch.

Die sensiblen Wesen sind einer Reizüberflutung ausgesetzt und müssen wie Maschinen funktionieren. Es gibt viele fachliche Argumente, die die Tierquälerei auf der Kirmes beweisen. Doch eigentlich reicht ein einziger Blick in die apathischen, traurigen Augen der Tiere, um ihr Leid zu erkennen.

Würde man dasselbe mit Menschen machen, würde es gegen die grundsätzlichen Menschenrechte verstoßen und als Folter gelten. Also klären wir weiter unsere Kinder und Mitmenschen auf und zeigen ihnen die Wahrheit über Tiere auf der Kirmes. Machen wir uns stark für die, die ihr Leid selbst nicht aussprechen können.

Was Sie tun können

  • Bitten Sie die Veranstalter von Jahr- und Weihnachtsmärkten, keine Ponykarussells zuzulassen.
  • Appellieren Sie an die Parteien im Stadt- oder Gemeinderat, Ponykarussells per Antrag im Stadtrat von Kirmesfesten zu verbannen.
  • Informieren Sie unverzüglich die örtliche Veterinärbehörde, wenn Sie erschöpfte, kranke oder leidende Ponys in einem Karussell beobachten.
  • Organisieren Sie eine Protestaktion, um Jahrmarktbesucher aufzuklären. (Tipps)