Angelstreit an der Alten Fahrt: PETA fordert ganzjähriges Angelverbot

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Potsdam / Stuttgart, 26. Januar 2023 – In der Alten Fahrt Potsdam, einem Nebenarm der Havel, werden Fische trotz eines Verbots regelmäßig von Anglern „gerissen“. Im Winter fahren die Tiere ihre körperliche Aktivität herunter und ruhen am Grund des Gewässers. Damit steigt die Gefahr, dass sich ein Angelhaken beispielsweise in ihrem Rücken oder Schwanzbereich verfängt. Augenzeugen geben an, dass es einige Angler wohl genau darauf abgesehen haben. In Medienberichten ist etwa von „Tüten voll mit gerissenen Fischen“ die Rede. Dabei sind Fangmethoden und Geräte zum „Reißen“ von Fischen laut Paragraph 4 der Fischereiordnung des Landes Brandenburg verboten. Sogar unter Angelnden wird derzeit diskutiert, ob und wie das „Reißen“ gestoppt werden sollte. PETA appellierte nun in einem Schreiben an das Veterinär- und Ordnungsamt in Potsdam, dem Tierleid in der Alten Fahrt ein Ende zu bereiten, indem sie zum ganzjährigen Schutzgebiet erklärt wird.

„Auch beim vorschriftskonformen Angeln werden Fische mit einem Haken durch Mund oder Rachen verletzt. Sie empfinden Angst, Stress und leiden unter Atemnot, bis man sie mit einem Schlag auf den Kopf betäubt und mit einem mehr oder minder präzisen Herz- oder Kiemenstich tötet“, so Dr. Tanja Breining, Biologin und Fachreferentin für Wassertiere bei PETA. „Mit der Ausweisung eines Schutzgebietes könnten einheimische Spaziergänger und Touristen in der Innenstadt Fische von einer neuen Seite kennenlernen – nicht als Unterhaltungsobjekte, sondern als neugierige, zutrauliche und faszinierende Lebewesen, die sich nicht länger verstecken müssen.“

Fische spüren Schmerz und brauchen unseren Schutz
Die britische Biologin Lynne Sneddon wies nach, dass Fische im Kopf- und Mundbereich, also genau da, wo der Angelhaken das Gewebe durchbohrt, zahlreiche Schmerzrezeptoren haben [1]. Fische zeigen Schmerzverhalten: Sie bewegen sich ruckartig, reiben ihren Mund am Beckenrand, stellen die Nahrungsaufnahme ein und ihre Atemfrequenz erhöht sich. Gibt man ihnen Schmerzmittel, stellen sie dieses Verhalten wieder ein [2]. Auch können Fische lernen, sich selbst Schmerzmittel zu verabreichen [3]. Neben internationalen wissenschaftlichen Studien, die bestätigen, dass Fische Schmerzen spüren, kommt auch das Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, in seiner Stellungnahme für die Bundesregierung zu dem Schluss, dass „Fische zur Schmerzwahrnehmung fähig sind und als sensible Lebewesen behandelt und geschützt werden sollten“ [4]. Eine aktuelle Studie der Universität in Bonn zeigt, dass Fische addieren und subtrahieren können [5]. Die Autorin der Studie, Professorin Dr. Vera Schlüssel, folgert aus ihren Experimenten, dass Menschen andere Tierarten tendenziell unterschätzen – besonders diejenigen, die nicht zu den Säugetieren zählen. PETA spricht sich generell gegen das Angeln und den Fischfang aus und unterstützt die 2017 ins Leben gerufene Weltkampagne zur Abschaffung der Fischerei [6].
 
PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

[1] Sneddon, L. U., Braithwaite, V. A., & Gentle, M. J. (2003): Do fishes have nociceptors? Evidence for the evolution of a vertebrate sensory system. Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences, 270(1520), 1115–1121. Online abrufbar unter: http://doi.org/10.1098/rspb.2003.2349. (26.01.2023).?
[2] Sneddon, L. U. (2003): The evidence for pain in fish: the use of morphine as an analgesic. Applied Animal Behaviour Science, 83(2), 153-162. DOI: 10.1016/S0168-1591(03)00113-8.
[3] Sneddon, L. U. (2011): Pain perception in fish: Evidence and implications for the use of fish. Journal of Consciousness Studies, 18(9-10), 209-229.
[4] Stellungnahme des FLI zu den Veröffentlichungen von Rose et al. (2012) sowie Arlinghaus und Cyrus (2013) (Berichterstatter: Dr. Michael Marahrens, Dr. Inga Schwarzlose), 2013.
[5] V. Schluessel, N. Kreuter, I. M. Gosemann & E. Schmidt (2022): Cichlids and stingrays can add and subtract ‚one‘ in the number space from one to five; Scientific Reports.
[6] WEF – Welttag für das Ende der Fischerei. Online abrufbar unter: End-of-fishing.org/de. (26.01.2023).?

Weitere Informationen:
PETA.de/Themen/Fische
PETA.de/Themen/Fische-Schmerzen

Pressekontakt: 
Jonas Meyerhof, +49 711 860591-523, [email protected]

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