Nach PETA-Anzeige: Händler muss wegen Verkauf von Stopfleber 500 Euro als Auflage zahlen

PETA Logo

Koblenz / Stuttgart, 4. Januar 2023 – Nach einer Strafanzeige von PETA wurde erstmals der Geschäftsführer eines deutschen Unternehmens für den Verkauf von Stopfleber mit einer Geldzahlung belegt. Wie die Staatsanwaltschaft Koblenz PETA im Dezember mitteilte, musste das Unternehmen wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz 500 Euro als Auflage an einen Tierschutzverein zahlen. Diese Entscheidung bestätigt die Einschätzung der Tierrechtsorganisation, dass nicht nur die in Deutschland verbotene Produktion des Tierqualproduktes, sondern auch der Verkauf von Foie gras strafrechtlich relevant sein kann. PETA hatte die Geschäftsführung im Vorfeld darum gebeten, Stopfleber aus dem Sortiment zu nehmen und stattdessen mit tierleidfreien Alternativen wie Joie Gras zu ersetzen. Nachdem die Anzeige öffentlich wurde, lenkte sie ein.

„Die sogenannte Stopfleber ist die krankhaft verfettete Leber eines gefolterten Vogels. Die Beihilfe zur quälerischen Tiermisshandlung stellt ein strafbares Verhalten dar, wie die Staatsanwaltschaft Koblenz jetzt bestätigte, und zwar grundsätzlich auch dann, wenn die Enten und Gänse im Ausland gequält und getötet wurden“, so Biologin und PETA-Fachreferentin Dr. Tanja Breining. „Wir sehen diese Entscheidung als eine gute Entwicklung in die richtige Richtung, um den schrecklichen Tiermissbrauch in der Stopfleberproduktion zu unterbinden.“

Hintergrundinformationen
Weil die Leber weiblicher Gänse und Enten nicht die gewünschte Größe hat und zu viel Nervengewebe enthält, mästen die „Stopfleberproduzenten“ überwiegend Männchen. Allein in Frankreich werden daher in jedem Jahr mehr als 13 Millionen weibliche Küken direkt nach der Geburt am Fließband aussortiert und getötet. Beim „Stopfen“ stoßen Angestellte fixierten Tieren ein Rohr in die Speiseröhre und füllen sie gewaltsam mit 450 g bis 1 kg Getreidebrei. Dies lässt die Lebern der Vögel in nur 10 bis 18 Tagen auf das bis zu Zehnfache ihres Normalgewichts anschwellen. [1] Die Zwangsmast führt neben Verletzungen am Hals und in der Speiseröhre auch zu einer pathologischen Verfettung der Leber, Steatose genannt, sowie zu Atemnot, Knochenbrüchen, Leberblutungen und Herzversagen. Viele Tiere sterben daher bereits, bevor sie in den Schlachthof kommen. [2; 3] Hier werden sie elektrisch betäubt und getötet. Immer wieder kommt es vor, dass sie vor oder während des Ausblutens aufwachen und bei Bewusstsein und unter Schmerzen sterben. [4; 5]

Stopfleber ist vielerorts verboten oder verpönt
Die „Produktion“ von Stopfleber ist so grausam, dass sie in mehreren Ländern der EU ausdrücklich verboten ist. Frankreich, Spanien, Ungarn, Bulgarien und ein Teil von Belgien „produzieren“ hingegen immer noch Foie gras. Auch in Argentinien, Indien, Israel, Australien, Kalifornien und in der Türkei ist die Herstellung bereits untersagt. Zahlreiche Restaurants haben Foie gras auf PETAs Bitte hin bereits ausgelistet, darunter auch das Brenner’s Parkhotel in Baden-Baden im vergangenen November. In Frankreich gibt es auf offiziellen Empfängen der Städte Grenoble, Lyon, Straßburg und Villeurbanne keine Tierqualleber mehr zu essen.

Im Dezember hat PETA die Königshäuser von Spanien, Schweden, Norwegen, Dänemark und den Niederlanden dazu aufgefordert, dem ethisch verantwortlichen Vorbild von König Charles III. zu folgen und den Konsum von Foie gras aus ihren Häusern zu verbannen.

PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass wir sie essen oder sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.


[1] L214 : Foie gras – Des oiseaux malades. Online abrufbar unter: https ://www.l214.com/stop-foie-gras/des-oiseaux-malades/ (02.01.2023)
[2] Scientific Committee on Animal Health and Animal Welfare (1998): Welfare Aspects of the Production of Foie Gras in Ducks and Geese. Online abrufbar unter: https://web.archive.org/web/20201101073517/https:/ec.europa.eu/food/sites/food/files/safety/docs/sci-com_scah_out17_en.pdf
[3] Broom D. M., Rochlitz I. (2017): The Welfare of Ducks During Foie Gras Production. Animal Welfare, Vol. 26 n 2, p. 135-149. 
[4] L214 (2022): La vérité sur le gavage. Online abrufbar unter: https://www.l214.com/stop-foie-gras/le-gavage/ (02.01.2023)
[5] PETA USA: Foie gras in 60 seconds flat. Online abrufbar unter: https://www.peta.org/media/psa/foie-gras-in-60-seconds-flat/ (02.01.2023)

Weitere Informationen:
PETA.de/Themen/Stopfleber

Pressekontakt: 
Jonas Meyerhof, +49 711 860591-523, [email protected]

Kontakt

Kontakt
Kopieren