Fischquälerei im Angelcamp von Knossi und Sido: PETA erstattet Strafanzeige wegen Verdachts auf Verstoß gegen das Tierschutzgesetz

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Die Tierrechtsorganisation will geplantes zweites Camp verhindern
 

Brandenburg / Stuttgart, 28. Juli 2020 – Auch wer zur Selbstvermarktung Tiere quält, muss mit einer Anzeige rechnen: PETA hat unter anderem gegen Rapper Sido und Influencer Jens Knossalla, bekannt unter dem Namen „Knossi“, Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Potsdam erstattet. Der Künstler und der Influencer haben vom 17. bis 19. Juli ein sogenanntes „Angelcamp“ unter dem Titel „Angeln mit Knossi & Sido“ an einem See in Gollwitz in Brandenburg veranstaltet. Das Ziel der Veranstaltung: den Zuschauerrekord des Vorjahres mit 200.000 gleichzeitigen Zuschauern zu brechen und nebenbei Werbung für Lebensmittelprodukte zu platzieren.
 
„Heute wissen wir, dass ein Fisch ein Jemand ist, kein Etwas – es ist inakzeptabel, wenn Fische als Spielzeug benutzt werden und für die Selbstdarstellung oder für Produktwerbung wiederholt und massiv leiden müssen“, so Dr. Tanja Breining, Fachreferentin für Fische und Meerestiere bei PETA.
 
Der Ablauf des Ganzen: Die Teilnehmer angelten nach den größten Karpfen um die Wette. Wurde ein Tier gefangen, posierten sie mit dem Fisch vor der Kamera. In einem Video, in dem für das Angelcamp ein paar Tage zuvor „geübt“ wurde, setzten die designierten „Angeltrainer“ des Camps, Influencer Claudia Darga und „Joshinator“, die gefangenen Barsche und Karpfen wieder zurück ins Wasser. Anhand der Verletzungen der Tiere konnten sie erkennen, ob ein Tier schon öfter gefangen worden war oder nicht. PETA geht davon aus, dass auch im Angelcamp Catch & Release (eine Angelpraxis, bei der Fische gefangen und anschließend wieder freilassen werden) betrieben wurde. Dafür nahmen Sido, „Knossi“ und die anderen Teilnehmer das deutlich erkennbare Leiden der Fische bewusst in Kauf: Die Karpfen erlitten Verletzungen durch den Haken, sowie massiven Stress und Angst beim Drill und wenn sie außerhalb des Wassers von Menschen angefasst und in die Kamera gehalten wurden.
 
 
Auf den Videos ist außerdem eindeutig an den heftigen Atmungen zu erkennen, dass die Tiere unter Sauerstoffmangel litten. Der strafrechtliche Vorwurf lautet daher gemäß § 1 des Tierschutzgesetzes („Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen“) sowie gemäß § 17 Nr. 2 b) (Verbot, „einem Wirbeltier länger anhaltende oder sich wiederholende erhebliche Schmerzen oder Leiden zuzufügen“): Wettfischen, Verdacht auf Catch & Release, Angeln ohne vernünftigen Grund bzw. zu Werbezwecken und Verursachen von unnötigem Tierleid: Eine Angelschnur riss von der Rute ab, und einer der Karpfen hing an einer 150 Meter langen im Wasser treibenden Schnur, bis er befreit wurde. PETA erstattete auch gegen alle anderen am Angeln beteiligten Teilnehmer Strafanzeige.
 
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PETA verweist auf das rechtskräftige Urteil des Amtsgerichts Lemgo vom 31. März 2011 (Az.: 25 Cs-22-Js 86/10-194/10), in dem ausdrücklich festgestellt wird, dass es sich bei Catch and Release um eine strafbare Handlung handelt. Das Oberverwaltungsgericht Münster hat am 3. Juli 2015 (Az.: 20 B 209/15) festgestellt, dass beim Ausüben der Catch-and-Release-Praxis den Tieren „ohne vernünftigen Grund“ Schmerz und Leid zugefügt werden und somit gegen das Tierschutzgesetz verstoßen wird. Vergangenen Dezember musste ein Catch-and-Release-Angler eine Geldbuße von 200 Euro zahlen. Bereits 2016 zahlte Ex-Fußballprofi Klaus Augenthaler in einem vergleichbaren Fall mehr als 3.000 Euro Geldbuße, der Rapper Marteria sogar 5.000 Euro. Im März 2020 wurde ein Catch & Release -Angler vom Amtsgericht Dinslaken rechtskräftig zu einer Geldstrafe von 450 Euro verurteilt.
 
Die britische Biologin Lynne Sneddon wies nach, dass Fische im Kopf- und Mundbereich, also genau da, wo der Angelhaken das Gewebe durchbohrt, zahlreiche Schmerzrezeptoren haben [1]. Fische zeigen Schmerzverhalten: Sie bewegen sich ruckartig, reiben ihren Mund am Beckenrand, stellen die Nahrungsaufnahme ein und ihre Atemfrequenz erhöht sich. Gibt man ihnen Schmerzmittel, stellen sie dieses Verhalten wieder ein [2]. Auch können Fische lernen, sich selbst Schmerzmittel zu verabreichen [3].
 
Neben internationalen wissenschaftlichen Studien, die bestätigen, dass Fische Schmerzen spüren, kommt auch das Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, in seiner Stellungnahme für die Bundesregierung zu dem Schluss, dass „Fische zur Schmerzwahrnehmung fähig sind und als sensible Lebewesen behandelt und geschützt werden sollten“ [4]. PETA spricht sich generell gegen das Angeln und den Fischfang aus und unterstützt die 2017 ins Leben gerufene Weltkampagne zur Abschaffung der Fischerei [5].

PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.

 
[1] Sneddon, L. U., Braithwaite, V. A., & Gentle, M. J. (2003): Do fishes have nociceptors? Evidence for the evolution of a vertebrate sensory system. Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences, 270(1520), 1115–1121. Online abrufbar unter: http://doi.org/10.1098/rspb.2003.2349.
[2] Sneddon, L. U. (2003): The evidence for pain in fish: the use of morphine as an analgesic. Applied Animal Behaviour Science, 83(2), 153-162. DOI: 10.1016/S0168-1591(03)00113-8.
[3] Sneddon, L. U. (2011): Pain perception in fish: Evidence and implications for the use of fish. Journal of Consciousness Studies, 18(9-10), 209-229.
[4] Stellungnahme des FLI zu den Veröffentlichungen von Rose et al. (2012) sowie Arlinghaus und Cyrus (2013) (Berichterstatter: Dr. Michael Marahrens, Dr. Inga Schwarzlose), 2013.
[5] End-of-fishing.org/de.
 
 
Weitere Informationen:
PETA.de/Themen/Fische
PETA.de/Fische-Schmerz-Neocortex
 
Pressekontakt:
Valeria Goller, +49 711 860591-521, [email protected]

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