Hunderte Dachse getötet: PETA erstattet Strafanzeige gegen Jäger des Landkreises Traunstein wegen des Verdachts auf strafbare Tiertötungen

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Traunstein / Stuttgart, 19. Juli 2022 – Töten als „Hobby“: Einem Medienbericht vom Juni zufolge haben Jäger des Landkreises Traunstein in den Jahren 2019 bis 2021 insgesamt 516 Dachse getötet. Die Tierrechtsorganisation PETA hat daher in der vergangenen Woche Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Traunstein gegen die verantwortlichen Jäger erstattet. Weil Dachse gemeinhin weder gefährlich sind noch gegessen werden oder Schäden anrichten, gab es nach Auffassung der Tierrechtsorganisation keinen sogenannten „vernünftigen Grund“ für die Tötungen. Ein solcher ist jedoch laut Paragraf 1 des Tierschutzgesetzes Voraussetzung für die Tötung eines Tieres. PETA fordert die Hobbyjäger im Landkreis Traunstein auf, das Töten von Tieren zum Spaß ab sofort zu unterlassen.  

„Leider werden Dachse und viele andere Tiere von Hobbyjägern nur deshalb umgebracht, weil sie zum falschen Zeitpunkt vor die Flinte laufen oder in eine Falle tappen“, so Peter Höffken, Fachreferent bei PETA. „Doch die Jagdlust ist kein ausreichender Grund, um einem Tier das Leben zu nehmen. Bei Dachsen, die einfach nur in Ruhe gelassen werden wollen, wird das besonders deutlich.“

Dachse dürfen nicht ohne „vernünftigen Grund“ erschossen werden
Eine aktuelle Publikation in der renommierten juristischen Fachzeitschrift „Natur und Recht“ beleuchtet die Jagd auf Dachse von der rechtlichen Seite [1]. Obwohl Dachse im Jagdgesetz in der Liste der jagdbaren Arten aufgeführt sind, reicht dies dem Autor zufolge allein nicht als Grund für ihre Tötung aus. Es muss demnach auch ein „vernünftiger Grund“ im Sinne des Tierschutzgesetzes vorliegen, etwa ein beabsichtigter Verzehr des Tieres oder seine Erlösung in Folge einer schweren Verletzung. Hieran fehlt es bei der Jagd auf Dachse regelmäßig. Laut dem nordrhein-westfälischen Landesverband des NABU werden Dachse „ausschließlich aus Tradition“ getötet [2].

Dachse gehören zur Familie der Marder und leben als nachtaktive Tiere weitgehend verborgen in den Wäldern. Dort legen sie im Boden weitverzweigte Bauten an, die teils von vielen Familien über Jahrzehnte bewohnt werden. Ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus Würmern, Insekten und teils auch Mäusen. Der Deutsche Jagdverband gibt die Anzahl der getöteten Dachse im Jagdjahr 2020/2021, die sogenannte Jahresstrecke, bundesweit mit insgesamt 86.745 Tieren an. Oft werden die Tiere in Fallen gefangen, teilweise werden sie aus ihren Bauten ausgegraben und dann erschossen.

PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.

[1] Sönke Florian Gerhold: „Der vernünftige Grund zur Tötung eines Tieres am Beispiel der Dachsjagd – §17 Nr. 1 TierSchG im Lichte des Art. 20a GG und des Allgemeinen Teils des StGB“. In: NuR (2022) 44: 378–385. Online abrufbar unter: https://link.springer.com/content/pdf/10.1007/s10357-022-4010-z.pdf. (13.07.22)

[2] NABU NRW (2017): Der Dachs. Online abrufbar unter: https://nrw.nabu.de/natur-und-landschaft/landnutzung/jagd/jagdbare-arten/beutegreifer/04938.html. (13.07.22)

Weitere Informationen:
PETA.de/Themen/Jagd

Pressekontakt:
Valeria Goller, +49 711 860591-521, [email protected]

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