Jahrestag des Affenhaus-Brands am 1. Januar: PETA ruft zu Schweigeminute auf und appelliert an Krefelder Zooverantwortliche, Neubauvorhaben zu stoppen

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Krefeld / Stuttgart, 30. Dezember 2020 – Gedenken ein Jahr nach der Katastrophe: In der Silvesternacht jährt sich der Brand im Affenhaus des Krefelder Zoos, bei dem acht Menschenaffen und mehr als 40 weitere Tiere qualvoll starben. Mit Events auf Facebook und Instagram ruft PETA nun alle Tierfreunde – insbesondere die Krefelder – dazu auf, am 1. Januar 2021 um 10:15 Uhr eine Schweigeminute abzuhalten, um den Opfern zu gedenken. Diese kann auch auf Video aufgenommen und gepostet werden. Auf Instagram ist dafür zudem ein Filter verfügbar, der das eigene Gesicht in das eines Schimpansen umwandelt. Die Tierrechtsorganisation erneuert anlässlich des tragischen Jahrestags auch ihre Kritik am geplanten Neubauvorhaben. PETA appelliert an Stadtpolitiker und Zooverantwortliche, die Gefangenhaltung von Menschenaffen einzustellen. Die Organisation fordert, mit den bislang für den Wiederaufbau eingegangenen Spendengeldern Artenschutzprojekte zu unterstützen, die das langfristige Überleben unserer nächsten Verwandten in ihrem natürlichen Lebensraum sichern.

„Wir trauern um die Opfer des Krefelder Zoo-Infernos und erinnern daran, dass nicht nur ihr Tod tragisch war, sondern auch ihre Lebensumstände: Tagein, tagaus waren die Tiere gezwungen, zur Unterhaltung der Zoobesucher in engen, kargen Betonbunkern auszuharren. Menschenaffen in Gefangenschaft begreifen die Ausweglosigkeit, in der sie stecken, und zerbrechen daran“, so Biologin Dr. Yvonne Würz, PETAs Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsindustrie. „Wir fordern die Verantwortlichen auf, von dem Bau eines neuen Affengefängnisses abzusehen.“

Bei dem Brand kamen die Gorillas Massa und Boma, Schimpanse Charly und eine Orang-Utan-Familie – bestehend aus Lea, Bunjo, Sungai, Changi und Suria – ums Leben. Außerdem starben kleinere Affen, Flughunde, Vögel und Geckos. Sie hatten in den Betonbunkern keine Chance, den Flammen zu entkommen. Gorilla-Mann Massa starb am 1. Januar um 10:15 Uhr als Letzter. Er war so schwer verletzt, dass eine Betäubung nicht wirkte und er von einem Polizisten mit Schüssen aus einer Maschinenpistole getötet wurde. Einzig die Schimpansen Bally und Limbo überlebten den Brand und sind seitdem in noch kleinere Innenboxen gesperrt, was einen gravierenden Verstoß gegen die gesetzlichen Bestimmungen bedeutet.

Menschenaffen in Gefangenschaft: ungerecht, nicht artgerecht

Die Ansprüche von Menschenaffen sind so komplex, dass ihnen kein Zoo einen artgerechten Lebensraum bieten kann. Studien zufolge leiden die Tiere in Zoos häufig unter schweren Verhaltensstörungen. [1] Laut einer von PETA in Auftrag gegebenen INSA-Meinungsumfrage vom April 2020 befürworten 41 Prozent der Befragten ein Ende der Zucht und Haltung von Menschenaffen in deutschen Zoos. Im Rahmen der Kampagne „Menschenaffen raus aus Zoos“ fordert PETA, die Haltung der Tiere in Zoos und Tierparks auslaufen zu lassen.

Hintergrundinformation

Deutsche Zoos wildern keine Menschenaffen aus, denn dort können die Tiere wichtige Verhaltensweisen für ein Überleben in der Natur nicht erlernen. Vielmehr tragen die Einrichtungen indirekt zum Aussterben der Tiere in freier Natur bei, da sie Steuergelder und Spenden ineffizient verwenden: Während Millionen in Zuchtprogramme und kostenintensive Zoo-Bauprojekte fließen, sind die Abgaben an Organisationen, die direkt in den natürlichen Lebensräumen bedrohter Tierarten echten Artenschutz betreiben, verschwindend gering. Der Zoo Krefeld vermeldete 2017 beispielsweise eine „Rekordsumme“ von insgesamt 21.200 Euro Spenden an Artenschutzpartner, gab jedoch allein für sein 2012 gebautes Gorillagehege 2,3 Millionen Euro aus. Die Kosten für ein neues Affenhaus, in dem bis zu 40 Menschenaffen und weitere Tierarten eingesperrt werden sollen, werden bislang auf mindestens 20 Millionen Euro angesetzt, finanziert durch öffentliche Gelder und Spenden.

Viele Natur- und Artenschützer, die für den Lebensraumerhalt bedrohter Arten kämpfen, zeigen wenig Verständnis für die Zuwendungen an Zoos in Millionenhöhe: Der Chefberater für Menschenaffen der Vereinten Nationen, Ian Redmond, kommentierte schon 2007 das damals neue Gorillagehege im Londoner Zoo: „Fünf Millionen Pfund für drei Gorillas, während in Nationalparks die gleiche Anzahl an Tieren jeden Tag getötet wird, nur weil es an einigen Land Rovern, ausgebildeten Männern und Wilderei-Patrouillen mangelt – so etwas zu hören, muss für einen Parkaufseher schon sehr frustrierend sein.“ [2] Will Travers von der Born Free Foundation in Großbritannien erklärte im gleichen Artikel, seine Organisation könnte die Schutzbemühungen für Gorillas im Kongo für die nächsten fünf Jahre vervierfachen, wenn er nur zehn Prozent der Gelder zur Verfügung hätte, die das Gorillagehege im Londoner Zoo gekostet hat. Mit 20 Millionen Euro könnten demnach in Afrika und Asien riesige Gebiete unter Schutz gestellt werden.

PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.

[1] Birkett, L./Newton-Fisher, N. (2011): How Abnormal Is the Behaviour of Captive, Zoo-Living Chimpanzees? PLOS ONE 6(6): e20101. doi:10.1371/journal.pone.0020101.

Weitere Informationen:

PETA.de/Themen/Silvester-Brand-Krefelder-Zoo-Opfer

PETA.de/Themen/Affenhaus-Zoo-Krefeld-Petition/

PETA.de/Kampagnen/Menschenaffen/

Pressekontakt:

Valeria Goller, +49 711 860591-521, [email protected]

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