Massentötung wegen Afrikanischer Schweinepest: PETA erstattet Strafanzeige wegen tierschutzwidriger Tötung von 1800 Schweinen und Ferkeln

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Landkreis Emsland / Stuttgart, 14. Juli 2022 – Ein Schweinebetrieb in Freren mit rund 1800 Tieren bezog Schweine von einem von der ASP betroffenen Hof in Emsbüren. Die von den Schweinen genommenen Stichproben des Betriebs in Freren waren jedoch durchweg negativ. Dennoch stimmten der Landkreis, das Landesamt für Verbraucherschutz, die Tierseuchenkasse und das Landwirtschaftsministerium ab, die 1800 Schweine und Ferkel vorsorglich zu töten. Das Tierschutzgesetz besagt jedoch, dass Wirbeltiere nur getötet werden dürfen, wenn ein “vernünftiger Grund“ vorliegt. Dieser ist bei einer rein vorsorglichen Tötung trotz negativer Testergebnisse nicht gegeben. Daher hat PETA nun Strafanzeige gegen die leitenden verantwortlichen Mitarbeitenden der Kreisverwaltung Emsland (Fachbereich Veterinärwesen und Verbraucherschutz) bei der Staatsanwaltschaft Osnabrück erstattet – wegen des Verdachts des Verstoßes gegen § 17 Nr. 1 TierSchG. Zudem fordert die Tierrechtsorganisation das Veterinärwesen im Emsland auf, sich bei übergeordneten Ebenen für einen anderen Umgang mit Tierseuchen einzusetzen: Die Verantwortlichen in betroffenen Betrieben sowie in Wildtierauffangstationen müssten im Falle von Infektionen die Pflicht haben, die Tiere zu behandeln, statt sie direkt zu töten.

„1800 Schweine und Ferkel präventiv zu töten, zeigt einmal mehr wie pervers der Umgang mit fühlenden Lebewesen in der landwirtschaftlichen Tierhaltung ist. Sie alle sind achtlos wie Müll entsorgt worden. Wer dieses krankmachende System nicht länger unterstützen möchte, lebt vegan“, so Agrarwissenschaftlerin Lisa Kainz, PETAs Fachreferentin für Tiere in der Ernährungsindustrie.

Tierindustrie führt zu Tierseuchen

Tierseuchen werden PETA zufolge nicht ausschließlich von Wildtieren auf andere Tiere übertragen, sondern können auch in der Tierindustrie selbst entstehen: Hunderte Millionen Tiere sind in den Betrieben in Deutschland meist inmitten von Exkrementen auf engem Raum eingesperrt. Der Kot der Tiere wird als Gülle auf Feldern und Äckern ausgebracht, die auch von Wildtieren aufgesucht werden. So kann das Virus von den Ställen nach außen getragen werden und sich weiter ausbreiten. Auch der internationale Transport unzähliger Tiere bestärkt die Verbreitung von Tierseuchen. Kommt es zu einer Infektion, werden alle Schweine in einem Betrieb – und teilweise darüber hinaus in einem bestimmten Umkreis – getötet. Dies hat rein wirtschaftliche Gründe: Es soll verhindern, dass sich auch Tiere anderer Betriebe infizieren, was durch Kosten für Hygienemaßnahmen oder die Tötung Gewinneinbußen bedeuten würde.

Hintergrundinformationen

ASP wurde im September 2020 erstmals in Deutschland bei einem im brandenburgischen Spree-Neiße-Kreis aufgefundenen toten Wildschwein nachgewiesen. Das Virus befällt ausschließlich Haus- und Wildschweine. Es sorgt bei den Tieren für Fieber, Atemprobleme sowie Schwäche und führt in der Regel innerhalb von sieben bis zehn Tagen zum Tod. Für Menschen ist es bislang ungefährlich.

Aus Angst vor finanziellen Einbußen wurden die Regelungen zum Töten von Schwarzwildtieren für Jagende erleichtert, was eine Aufhebung der Schonzeit zur Folge hatte. Somit ist eine ganzjährige Bejagung der Tiere möglich.

Doch auch das FLI betont: „Eine Bejagung könnte Unruhe in die dort ansässigen Rotten bringen und unter Umständen zu ausgeprägten Wanderbewegungen führen, die das Risiko einer Verschleppung des Erregers erhöhen“. [1]

Der derzeit schon ausgeübte hohe Jagddruck ist zudem kontraproduktiv, da er zum Wachstum der Population führt. Studien zufolge reagieren Wildschweine mit einer erhöhten Fortpflanzungsrate auf eine intensive Bejagung. Aus diesem Grund steigt die Population seit Jahren an. Wildtierbestände regulieren sich selbst über Nahrungsverfügbarkeit, Klima und Krankheiten. [2] Wissenschaftler bewiesen, dass die Geschlechtsreife weiblicher Tiere in bejagten Wildschweinpopulationen früher eintritt und die Geburtenrate steigt. [3]

PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass wir sie essen oder sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.

[1] Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit (2014): Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest in Wildschweinen in Deutschland: Jagdruhe im Ausbruchsfall sinnvoll, tote Wildschweine ab sofort untersuchen. Greifswald-Insel Riems.

[2] Reichholf, J. H. (ohne Datum): Die Wahrheit über die Jagd – Evolutionsbiologe Prof. Josef Helmut Reichholf widerlegt Jägerlügen. TV-Beitrag SWR BW. Online abrufbar unter: https://www.youtube.com/watch?v=-Ls-m1kDwVY (18.01.2022)

[3] Servanty et al. (2009): Pulsed resources and climate-induced variation in the reproductive traits of wild boar under high hunting pressure. Journal of Animal Ecology. Nr. 78, Issue 6.

Weitere Informationen:
PETA.de/Themen/Tierseuchen
PETA.de/Neuigkeiten/Erster-Fall-afrikanische-Schweinepest-Deutschland
Veganstart.de

Pressekontakt:
Julia Zhorzel, +49 711 860591-536, [email protected]

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