Neues Gerichtsurteil bestätigt Tierquälerei durch Anbindehaltung von Rindern: PETA erstattet Strafanzeige gegen Betrieb im Landkreis Lichtenfels

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Organisation ruft zu Milchboykott auf

Landkreis Lichtenfels / Stuttgart, 16. März 2023 – Gequälte Rinder in Süddeutschland: PETA hat heute bei der Staatsanwaltschaft Coburg Anzeige gegen einen Betrieb im Landkreis Lichtenfels erstattet, der die tierquälerische Anbindehaltung praktiziert. Grundlage ist ein neues Urteil des Verwaltungsgerichtes (VG) Münster (Az.: 4 K 2151/19), das im Februar 2022 Anbindehaltung als Verstoß gegen das Tierschutzgesetz wertete. Jahrelange Forderungen nach der Abschaffung dieser besonders qualvollen Haltungsform werden damit erneut bestätigt. PETA hat seit November letzten Jahres Strafanzeigen gegen rund 40 Rinderhaltungsbetriebe in Bayern und in Baden-Württemberg erstattet. Die Tierrechtsorganisation ruft die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber und den baden-württembergischen Minister Peter Hauk auf, Anbindehaltung sofort zu verbieten. Gleichzeitig sollten sie Landwirtinnen und Landwirte mit Ausstiegshilfen unterstützen. Da die Landesregierungen einen schnellen Ausstieg aus der Haltungsform blockieren, ruft PETA Verbraucherinnen und Verbraucher auf, insbesondere Milch und Milchprodukte aus Bayern und Baden-Württemberg konsequent zu boykottieren.  

„Das Anbinden von Rindern – ob an 90, 120 oder an 365 Tagen im Jahr – muss endlich in die Geschichtsbücher verbannt werden. Dieses Haltungssystem ist körperliche und auch seelische Folter“, so Scarlett Treml, Fachreferentin für Tiere in der Agrarindustrie bei PETA Deutschland. „Ein sofortiges Verbot dieser Form der Rinderhaltung ist allerdings die mindeste Maßnahme. Denn auch andere Formen, wie etwa die Laufstallhaltung, verursachen nachweislich enormes Tierleid und müssen abgeschafft werden. Als Sofortmaßnahme fordern wir die bayerische Landesregierung ausdrücklich auf, Landwirtinnen und Landwirte nicht weiterhin im Stich zu lassen, sondern sie beim Ausstieg aus der Anbindehaltung finanziell zu unterstützen. Die gehäuften Meldungen verdeutlichen außerdem die gesellschaftliche Ablehnung dieser tierschutzwidrigen Haltung.“

Etwa eine Million Kühe in deutschen Ställen am Hals fixiert
Bei der Anbindehaltung werden die Kühe und Bullen das ganze Jahr lang oder während der langen Wintermonate an einem Platz im Stall fixiert und dort gehalten. Sie können sich nicht bewegen, umdrehen, putzen oder soziale Interaktionen mit Artgenossen eingehen. Den Tieren wird damit die meiste Zeit ihres Lebens das gesamte Repertoire arteigener Verhaltensweisen verwehrt. Nicht selten verursachen die Anbindevorrichtungen schmerzhafte Quetschungen und Verletzungen am Hals. Durch das dauerhafte Stehen und Liegen auf dem harten Untergrund entzünden sich Gelenke und Klauen. Hinzu kommt, dass die Altbauten auf die mittlerweile durch die Zucht viel massigeren Rinder längst nicht mehr angepasst sind. In vielen Fällen müssen sie deswegen auf Kot-Gitterrosten liegen, was vor allem für Kühe aufgrund des Euters unsagbar schmerzhaft ist. Laut Bundesregierung führt die dauerhafte oder zeitweise Anbindehaltung „zu erheblichen Beeinträchtigungen in allen Funktionskreisen des arteigenen Verhaltens“. [1]

Bundestierärztekammer fordert seit Jahren ein Ende der Anbindehaltung
PETA weist darauf hin, dass die Bundestierärztekammer bereits 2015 einen kompletten Ausstieg aus der Haltungsform forderte. Am 3. Februar 2022 urteilte das VG Münster, dass ein Landwirt Rindern grundsätzlich mindestens zwei Stunden freien Auslauf pro Tag gewähren muss. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. PETA mahnt, dass das Leid der in landwirtschaftlicher Tierhaltung ausgebeuteten Rinder systembedingt ist. Auch in Einrichtungen wie „Laufställen“ werden die natürlichen Bedürfnisse der Tiere nicht erfüllt. Daher wendet sich die Tierrechtsorganisation neben der Politik auch an Verbraucher – mit dem Appell, beim Einkauf zu veganen Produkten zu greifen.

PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass wir sie essen oder sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

[1] Antwort der Bundesregierung. Kleine Anfrage, Drucksache 20/926 vom 11.03.22. Online abrufbar unter: https://dserver.bundestag.de/btd/20/009/2000926.pdf. (10.03.2023).


In dem Betrieb im Landkreis Lichtenfels werden die Rinder gezwungen, angebunden im Stall ihr Dasein zu fristen.  / © PETA Deutschland e.V.

Dieses und ein weiteres Bild können hier heruntergeladen und für die Berichterstattung verwendet werden.

Weitere Informationen
PETA.de/Themen/Anbindehaltung
PETA.de/Kampagnen/Kühe-Milchindustrie

Pressekontakt: 
Chiara Reutter, +49 711 860591-532, [email protected] 

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