Qualzucht Merinoschafe – PETA erstattet Straf- und Ordnungswidrigkeitsanzeige gegen Züchter aus Bayern und Thüringen

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Bayern / Thüringen / Stuttgart, 15. April 2021 – Opfer der Wollindustrie: PETA hat gegen insgesamt 32 Schafzüchter aus Bayern und Thüringen Straf- sowie Ordnungswidrigkeitsanzeigen erstattet. Das Züchten von Merinoschafen verstößt nach Auffassung der Tierrechtsorganisation gegen das Tierschutzgesetz. Merinoschafe leiden unter zuchtbedingt übermäßigem Wollwachstum und haben keinen natürlichen Fellwechsel mehr, was unter anderem das Risiko für Parasitenbefall erhöht und sogar zu tödlichen Hitzschlägen führen kann. Zudem sind Schafe Fluchttiere: Sie müssen während der Schur fixiert werden, wodurch sie häufig in Panik geraten. Die Strafanzeigen der Tierrechtsorganisation sollen die zuständigen Behörden jetzt dazu bewegen, die Qualzuchten strafrechtlich zu verfolgen.

„Merinoschafe zu züchten ist kein harmloses Hobby“, so Johanna Fuoß, Fachreferentin für Tiere in der Bekleidungsindustrie bei PETA. „Die Rasse wird sogar explizit als Beispiel für eine Qualzucht im Kommentarwerk zum Tierschutzgesetz genannt. Und das zu Recht: Für möglichst viel Wolle wurde ihnen ihr natürlicher Fellwechsel und somit auch die Fähigkeit geraubt, ihre Körpertemperatur eigenständig zu regulieren. Infolgedessen werden die sensiblen Fluchttiere regelmäßig der Schur ausgesetzt – Angst, Panik und blutende Schnittwunden inklusive.“ 

Obwohl in Deutschland kaum noch Schafwolle für den Modemarkt produziert wird, müssen Merinoschafe zuchtbedingt auch weiterhin mindestens einmal jährlich geschoren werden, sonst sind die Tiere nicht überlebensfähig: Die übermäßige Wolllast kann ihr Sichtfeld einschränken, sodass sie nicht mehr genug zu essen finden. Das Extragewicht belastet sie zusätzlich. Wenn es feucht wird oder die Paarhufer schwitzen, leiden sie unter dem zu dichten Fell oft unter juckender Haut. Um sich zu kratzen, wälzen sich die Wiederkäuer auf dem Boden. Manche Schafe, vor allem schwangere, können durch das starke Fellwachstum und ihren enormen Umfang danach jedoch aus eigener Kraft nicht wieder aufstehen. Kommt ihnen niemand zu Hilfe, sterben sie nach kurzer Zeit: Es sammeln sich sehr schnell Verdauungsgase in ihrem Vormagen, dem Pansen, an. Zusätzlich zu dem Risiko, an einem Hitzschlag zu sterben, besteht die Gefahr, dass die Schafe bei unerwarteten Kälteeinbrüchen erfrieren, wenn sie zu früh geschoren werden.

Tierleid in der Wollindustrie – Hintergrundinformationen

Die meisten Tiere, die für die Wollindustrie ausgebeutet werden, sind Schafe – besonders Merinoschafe. Allein in Australien gibt es etwa 66 Millionen Schafe, die auf höchste Wollleistung gezüchtet wurden. Qualvolle Eingriffe wie das Mulesing sind dort Standard. Hierbei werden den Tieren ohne Betäubung große Hautstücke aus dem Hinterteil geschnitten, um zuchtbedingten Madenbefall zu vermeiden. Auch betäubungslose Kastration und das Abzwicken der Schwanzwirbel müssen sie über sich ergehen lassen. Zahlreiche Enthüllungsvideos von PETA zeigen, wie Schafe während der Schur absichtlich verstümmelt, mit voller Wucht getreten und gestoßen wurden. Selbst in Ländern mit vergleichsweise strikten Tierschutzgesetzen wie EnglandSchottland oder Deutschland zeigen die Aufnahmen Szenen voller Gewalt und Vernachlässigung. In der weltweiten Wollindustrie werden Wunden ohne Gabe von Schmerzmitteln mit Nadel und Faden unsteril zugenäht. Zudem werden die meisten Scherer nicht nach Anzahl der geschorenen Tiere bezahlt. Dies trägt zusätzlich zu einem groben Umgang unter Zeitdruck bei. Doch nicht nur Merinoschafe sind Opfer der Wollindustrie: Alpakas, Angorakaninchen, Angoraziegen und die meisten Schafrassen wurden durch gezielte Zucht ihres natürlichen Fellwechsels beraubt

PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass wir sie anziehen oder sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.

Weitere Informationen:

PETA.de/Themen/Wolle-Opfer

PETA.de/Themen/Qualzuchten-Wolle-Anzeige

Pressekontakt:

Sophie Burke, +49 711 860591-528, [email protected]

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