Strafanzeige gegen Leintalzoo in Schwaigern eingestellt: PETA reicht Beschwerde ein und veröffentlicht Video der traurigen Schimpansenhaltung

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Schwaigern / Stuttgart, 22. März 2023 – Menschenaffen leiden weiter:Im Leintalzoo Schwaigern lebt mit 34 Individuen die größte Schimpansengruppe Deutschlands. Da der privat geführte Tierpark die Haltungsvorgaben gemäß dem „Säugetiergutachten“ erheblich unterschreitet, zeigte PETA die Verantwortlichen im April vergangenen Jahres an (AZ. 24 Js 13023/22). Vor sechs Wochen hat die Staatsanwaltschaft Heilbronn das Ermittlungsverfahren eingestellt. Daraufhin legte die Tierrechtsorganisation nun bei der Generalstaatsanwaltschaft Karlsruhe Beschwerde ein und veröffentlichte ein Video der Schimpansenhaltung. Die Aufnahmen zeigen die beengten, tristen Gehege und teilnahmslos wirkende Tiere. PETA fordert den Leintalzoo Schwaigern auf, seine Schimpansenhaltung auslaufen zu lassen, damit dort in Zukunft keine unserer engsten Verwandten mehr leiden müssen.

„Es ist geradezu zynisch, dass Zoo-Gutachter und Staatsanwaltschaft bei Schimpansen, die sich vor lauter Frustration die eigenen Haare ausreißen, keine ‚erheblichen Leiden’ sehen wollen“, so Biologin Dr. Yvonne Würz, PETAs Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsbranche. „Darüber hinaus kritisieren wir auch das Veterinäramt des Landratsamts Heilbronn, das die unkontrollierte Vermehrung der Schimpansen im Leintalzoo scheinbar über Jahre hinweg toleriert hat. Wir fordern nun einen strikten Zuchtstopp, damit die Haltung schnellstmöglich auslaufen kann. Außerdem sollten weitere Maßnahmen angeordnet werden, die den Schimpansen ein zumindest etwas erträglicheres Dasein in Gefangenschaft ermöglichen.“

Missachtete Mindestanforderungen im Leintalzoo Schwaigern
Für eine Gruppe von 32 erwachsenen Schimpansen und zwei Jungtieren ist ein Innengehege von mindestens 760 Quadratmetern Grundfläche vorgesehen. [1] Im Leintalzoo sind es dagegen nur 330, also weniger als die Hälfte. Die Veterinärbehörde des Landratsamts Heilbronn argumentiert in einem Medienbericht, [2] dass die Defizite des Innengeheges durch die Außenanlage ausgeglichen werden könnten. Entgegen diesen Argumenten halten sich die Primaten aber insbesondere im Winter fast ausschließlich im Innenbereich auf, da sie nicht an das deutsche Klima angepasst sind. Während eines zweistündigen Besuchs der Tierrechtsorganisation im Februar 2023 waren die Schimpansen überwiegend in den dunklen und engen Innenbereichen zu sehen. Hauptsächlich für die draußen stattfindende „Schaufütterung“ begaben sich mehrere Tiere kurzzeitig hinaus.

Obwohl sich der Zoo als Auffangstation präsentiert, sind fast alle der heute dort lebenden Tiere auch dort geboren. Trotz der Empfehlung eines Zuchtstopps durch einen Gutachter im Jahr 2015 wurden im Tierpark Schwaigern 2020 zwei weitere Schimpansenkinder geboren. Im selben Gutachten wurde vor acht Jahren auch festgehalten, dass sich eines der Tiere Haare ausreißt. Auch ein weiteres, aktuelles Gutachten aus 2021 stellte diese Verhaltensstörung bei „wenigen Tieren“ fest, wie aus dem Einstellungsbescheid der Staatsanwaltschaft Heilbronn hervorgeht.

Artgerechte Haltung von Menschenaffen in Gefangenschaft unmöglich
PETA hat im April 2022 neben dem Leintalzoo Schwaigern neun weitere deutsche Zoos und Tierparks mit Menschenaffenhaltung angezeigt, in denen die Mindestanforderungen für die Haltung von Säugetieren [1] ebenfalls deutlich unterschritten werden. Die Bedürfnisse von Menschenaffen sind sehr komplex. Für sie ist es psychisch extrem belastend, lebenslänglich eingesperrt zu sein. In Zoos entwickeln sie oft deutliche Verhaltensstörungen – auch in akkreditierten und vergleichsweise großen Einrichtungen, wie wissenschaftliche Studien belegen. [3-4] Diese äußern sich etwa durch Selbstverstümmelung, zwanghaftes Hin- und Herschaukeln des Oberkörpers sowie den Verzehr der eigenen Exkremente. Zum Teil verabreichen Zoos den Tieren Psychopharmaka, damit sie die Gefangenschaft überhaupt ertragen und ihr Leid Außenstehenden weniger auffällt.

PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

[1] Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2014): Gutachten über Mindestanforderungen an die Haltung von Säugetieren. Online abrufbar unter: https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/_Tiere/Tierschutz/HaltungSaeugetiere.pdf?__blob=publicationFile&v=8. (20.03.2023).[2] Heilbronner Stimme (09.05.2022): Peta erhebt Vorwürfe gegen Leintalzoo wegen Schimpansenhaltung. Online abrufbar unter: https://www.stimme.de/regional/region/peta-erhebt-vorwuerfe-gegen-leintalzoo-wegen-schimpansenhaltung-art-4626358.(20.03.2023).
[3] Birkett, L.P./Newton-Fisher, N.E. (2011): How Abnormal Is the Behaviour of Captive, Zoo-Living Chimpanzees? PLoS ONE 6(6): e20101. doi:10.1371/journal.pone.0020101.
[4] Jacobson, S.L. et al. (2016): Characterizing abnormal behavior in a large population of zoo-housed chimpanzees: prevalence and potential influencing factors. PeerJ 4: e2225. Online abrufbar unter: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4950552/.(20.03.2023).

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Im Leintalzoo Schwaigern fristen die Schimpansen in beengten Gehegen ihr Dasein. / © PETA Deutschland e.V.

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Weitere Informationen:
PETA.de/Schimpansen-Leintalzoo-Schwaigern
PETA.de/Menschenaffen
PETA.de/Menschenaffen-Verhaltensstörungen
PETA.de/Strafanzeige-Zoos-Menschenaffen

Pressekontakt:
Stefanie Bacher, +49 711 860591-431, [email protected]

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