Sylter Seehund ohne Untersuchung zum Erschießen abtransportiert: PETA zeigt Jäger an und fordert verbindlichen Einsatz von Tierärzten

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Sylt / Stuttgart, 19. Dezember 2019 – Seehunde auf Sylt sind Jägern schutzlos ausgeliefert: Den Hinweisen einer Touristin zufolge wurde ein Seehund am Strand von einem Robbenjäger ohne jegliche Untersuchung in einer Kiste abtransportiert. Die Whistleblowerin zitiert den Jäger mit den Worten, dass er den Seehund mitnehme und erschieße, da dieser krank und nicht mehr lebensfähig sei. Robben sind streng geschützt. Ein vernünftiger Grund für das Töten des Tieres im Sinne des Gesetzes lag in dem Fall aus Sicht von PETA nicht vor. Die Tierrechtsorganisation erstattete daher Anzeige gegen den Jäger bei der Staatsanwaltschaft Flensburg wegen des Verdachts auf Verstoß gegen das Tierschutzgesetz und das Bundesnaturschutzgesetz. Zudem fordert sie von der Regierung den verbindlichen Einsatz von Tierärzten, wenn es um die Beurteilung geht, ob ein Tier sterbenskrank ist.  
 
„Das Land macht es sich zu einfach, wenn es die Entscheidung über Leben und Tod in die Hände von Jägern legt, die naturgemäß nicht objektiv sind. Jeder einzelne Seehund in Not verdient tiermedizinische Hilfe. Die Sylter Robbenabschusspolitik ist tierschutzwidrig“, so Dr. Tanja Breining, Meeresbiologin und Fachreferentin für Fische und Meerestiere bei PETA.
 
Hintergrundinformationen
Laut Tierschutzgesetz ist es verboten, ein Wirbeltier ohne vernünftigen Grund zu töten, und eine heilbare Krankheit ist kein vernünftiger Grund. Selbst Lungenwürmer können heilbar sein, das bestätigen auf Meeressäuger spezialisierte Tierärzte. Der Seehund hatte der Zeugin zufolge keine ersichtlichen Verletzungen, als der Jäger das Tier zum Erschießen abtransportierte. Auf Sylt wurde daher erneut mutmaßlich ein Tier getötet, das nicht sterbenskrank war, sondern in tierärztlicher Obhut möglicherweise Heilungschancen gehabt hätte. Der Seehund wurde zudem grob in eine Kiste verfrachtet und dabei bis zu seinem Tod unter Stress gesetzt.
Immer wieder geraten Seehunde an der deutschen Küste in bedrohliche Situationen. Doch anstelle von Tierärzten sind es amtlich bestellte Seehundjäger, die die Tiere aufspüren und innerhalb kürzester Zeit darüber entscheiden dürfen, ob ein Tier unheilbar krank ist und niedergeschossen oder in eine Seehundstation überführt wird.
 
Jäger sind aus medizinischer Sicht nicht ausreichend qualifiziert, um eine Krankheit entsprechend einschätzen zu können. Zudem bezweifelt PETA bei einem Jäger die Motivation, einem verletzten Seehund wirklich helfen zu wollen, und fordert ein generelles Abschussverbot für Sylter Robben. Auch sieht die Tierrechtsorganisation das Land Schleswig-Holstein in der Pflicht, keine Jäger mehr zu beauftragen, um Kosten zu sparen, sondern stattdessen unverzüglich Veterinäre einzusetzen. Nur diese können erkrankte Tiere angemessen untersuchen, um festzustellen, ob eine Einschläferung unumgänglich ist oder das betroffene Tier nach medizinischer Behandlung weiterleben kann.
 
Wissenswertes über Seehunde
PETA setzt sich weltweit gegen Robbenjagd und die Gefangenhaltung der intelligenten Meeressäuger in Zoos ein. Es gibt rund 30 Robbenarten auf der Welt; die Seehunde sind eine Unterordnung dieser Gattung. Seehunde werden bis zu zwei Meter lang und können ein Körpergewicht von bis zu 100 Kilo erlangen. Die meiste Zeit verbringen sie im Wasser; an Land kommen sie, um sich auf Sandbänken auszuruhen. Jungtiere können zu Wasser oder zu Lande geboren werden. Weibliche Seehunde werden bis zu 38 Jahre, männliche bis zu 31 Jahre alt. Für den Seehund besteht im Rahmen der Bonner Konvention ein gemeinsames, regionales Schutzabkommen für das Gebiet des Wattenmeeres zwischen Deutschland, Dänemark und den Niederlanden.
Seehunde dürfen seit 1974 nicht mehr bejagt werden. Sie haben eine ganzjährige Schonzeit und sind auch nach anderen internationalen Richtlinien und nationalem Recht geschützt.
 
PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein: eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.
 
Weitere Informationen
PETA.de/Whistleblower
 
Pressekontakt:
Carolin von Schmude, +49 711 860591-528, [email protected]

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