Taubenzüchter planen Wettflug mit über 1.000 Tieren: PETA kritisiert Regionalverband Hessen-Mitte wegen tierquälerischer Veranstaltung

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Frankfurt / Friedberg / Stuttgart, 29. August 2019  Laut Ankündigung des Verbands Deutscher Brieftaubenzüchter e.V. planen die Reisevereinigungen Frankfurt Taunus e.V. und Friedberg des Regionalverbands Hessen-Mitte am Samstag einen Taubenauflass in der französischen Gemeinde Nomeny. 1.050 Tiere müssen anschließend die Strecke von teils mehr als 240 Kilometern zu ihrem Heimatschlag zurückfinden. Bei solchen Wettflügen sterben regelmäßig zahlreiche Vögel an Erschöpfung, Flüssigkeitsmangel, Hunger oder weil sie Greifvögeln und anderen Gefahren zum Opfer fallen. Weitere Tiere finden aufgrund von Desorientierung nicht zurück. PETA weist auf die systematische Tierschutzwidrigkeit des sogenannten Brieftaubensports hin und fordert ein Verbot von Taubenwettflügen in Deutschland.
 
„Bei den Wettflügen nehmen die Züchter den Tod vieler Tiere billigend in Kauf – diese Art der ‚Auslese‘ gehört für sie dazu. Diese Tierquälerei ist nach Paragraf 17 des Tierschutzgesetzes strafbar und muss daher von den Veterinärbehörden unterbunden werden“, so Nadja Michler, Fachreferentin bei PETA. „Oft werden die Tauben bewusst von ihren Partnern oder ihrem Gelege getrennt, damit sie möglichst schnell in den Schlag zurückfliegen. Die Treue der Vögel so rücksichtslos auszunutzen, zeigt abermals, wie skrupellos dieses ‚Hobby‘ ist.“
 
Taubenwettflüge verstoßen mehrfach gegen das Tierschutzgesetz
Nach Paragraf 3 Nummer 1 des Tierschutzgesetzes ist es verboten, Tieren Leistungen abzuverlangen, die ihre Kräfte übersteigen. Ebenfalls verbietet es das Gesetz gemäß Paragraf 3 Nummer 4, domestizierte Tiere in der Natur auszusetzen – genau dazu kommt es jedoch im Rahmen solcher Wettflüge. Zudem legt das Tierschutzgesetz fest, dass Tiere im Training oder bei Wettkämpfen keinen Maßnahmen ausgesetzt werden dürfen, die mit erheblichen Schmerzen, Leiden oder körperlichen Schäden verbunden sind. PETA kritisiert zudem, dass Taubenwettflüge nicht behördlich überwacht werden und somit nicht einmal ein Mindestmaß an Kontrollen stattfindet.
 
Horrende Verlustraten sind belegt
Beim „Brieftaubensport“ steht die Leistung der Vögel im Mittelpunkt, ihr Wohlbefinden spielt in der Regel keine Rolle. In einer Studie beziffern Dr. med. vet. Warzecha et al. bei Taubenwettflügen Verlustraten von durchschnittlich 53 Prozent [1]. Einer Studie des Schweizer Tierschutzes (STS) zufolge liegen die Verlustraten bei untersuchten Wettflügen in der Schweiz bei rund 75 Prozent [2]. Eine Recherche von PETA USA von 2012 zeigte, dass bei einigen europäischen Taubenwettflügen sogar bis zu 90 Prozent der Tiere das heimatliche Ziel nicht erreichen. Bleiben die Vögel hinter den Erwartungen zurück und sind für die weitere Zucht ungeeignet, töten Züchter sie oftmals ohne Betäubung, indem sie am Hals der Tauben ziehen oder ihren Kopf umdrehen. Auch diese gängige, tierschutzwidrige Praxis ist belegt.
 
Wettflüge erhöhen die Population in Städten
In Deutschland nehmen rund 25.000 der knapp 50.000 Brieftaubenzüchter an Wettflügen teil. Schätzungsweise leben 2,5 Millionen sogenannte Brieftauben in deutschen Taubenschlägen [3]. In Städten haben sie aufgrund ihrer Konditionierung auf Spezialnahrung und ihrer Domestikation schlechte Überlebenschancen. Die „gestrandeten“ Tiere sind zahlreichen Gefahren ausgesetzt und führen in den Städten oft ein Leben am Rande des Hungertodes [4]. Die hohe Fortpflanzungsrate wurde ihnen angezüchtet. Die städtischen Taubenpopulationen werden stetig mit gestrandeten Tieren aus Wettflügen und deren Nachkommen gespeist. PETA fordert, dass das Taubenmanagement der Stadtverwaltungen neben der Errichtung betreuter Taubenschläge unbedingt ein Verbot von Wettflügen beinhaltet.

PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.

[1] Warzecha, M., Kahlcke, K. und Kahlcke, M. (2009): Beitrag zur Ermittlung von Kennzahlen zu Verlusten bei Wettflügen von Brieftauben (Untersuchungszeitraum: 2004–2008).
[2] Tagesanzeiger (2017): Wettflug in den Tod. Online abrufbar unter: https://www.tagesanzeiger.ch/sonntagszeitung/Wettflug-in-den-Tod/story/25536547. (08.06.2018).
[3] Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. (2009) Tierschutz im Brieftaubensport. Merkblatt Nr. 121.
[4] Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. (2009) ebd.
 
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Die Tauben werden in Lastwägen gepfercht und kilometerweit zu den Auflassorten transportiert. / © PETA Deutschland e.V.
 
Dieses und weitere druckfähige Motive können hier heruntergeladen werden.
 
Weitere Informationen:
PETA.de/Brieftaubensport
PETA.de/Tribuenenfluege 
 
Kontakt:
Lisa Kienzle, +49 711 860591-536, [email protected]

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