Tierschutzwidrige Jagdpraktiken der Familie von Bismarck: PETA erstattet Strafanzeige wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz

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Aumühle / Stuttgart, 25. November 2015 – „Tradition“ statt Gesetz? Seit vielen Jahrzehnten betreibt die Familie von Bismarck im Schleswig-Holsteinischen Sachsenwald zwei sogenannte Jagdgatter. In den Arealen werden Wildtiere wie Rehe, Wildschweine und Hirsche gehalten, um sie dann für Jäger zum Abschuss freizugeben. Derartige Jagdanlagen sind in Schleswig-Holstein bereits seit 1999 verboten, denn die lebensverachtende Praxis widerspricht der Weidgerechtigkeit und dem Tierschutzgesetz. In Jagdgattern finden sogenannte Gesellschaftsjagden statt oder es werden einzelne Tiere vermögenden Jägern zum Abschuss mit Erfolgsgarantie bereitgestellt. Die Gatter tragen nicht zu der oft von Jagdbefürwortern als Argument angebrachten „Hege und Pflege des Waldes“ bei – mit dem Ziel, möglichst viele Tiere zu töten, sind sie lediglich Schauplatz für ein blutiges Hobby. Wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz hat PETA Deutschland e.V. nun bei der Staatsanwaltschaft Lübeck Strafanzeige gegen den Betreiber des Jagdgatters, Gregor von Bismarck, sowie alle an den Jagden beteiligten Jäger erstattet.
 
„In Jagdgattern dienen die Tiere den Jägern als lebendige Zielscheibe“, so Vanessa Reithinger, Fachreferentin für Wildtiere bei PETA Deutschland e.V. „Das Töten von Tieren im Rahmen einer Freizeitbeschäftigung hat im 21. Jahrhundert nichts mehr zu suchen – auch nicht unter dem Deckmantel der Tradition.“
 
Der Familie von Bismarck wurde eine Übergangsfrist von 15 Jahren gewährt, um die Gatter bis Oktober 2014 zu schließen. Medienberichten zufolge will die Adelsfamilie die Areale allerdings auch ein Jahr nach Fristablauf nicht aufgeben – sie argumentiert mit dem Gewohnheitsrecht. Gregor von Bismarck kündigte an, gerichtlich gegen die Verfügung der Jagdbehörde vorzugehen.
 
PETA setzt sich darüber hinaus für die Abschaffung der Jagd ein. Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, dass die Jagd nicht geeignet ist, um Wildpopulationen dauerhaft zu regulieren. Wissenschaftler wiesen nach, dass die Geschlechtsreife der weiblichen Tiere in bejagten Wildschweinpopulationen früher eintritt, was die Geburtenrate ansteigen lässt. [2] Demnach hat ein hoher Jagddruck zur Folge, dass sich die Population der Wildschweine in dem betreffenden Gebiet erhöht. Auch der namhafte Biologe Prof. Dr. Josef Reichholf sieht aus wildbiologischer Sicht keine Notwendigkeit in der Jagd: Die nahezu ausgerotteten Wölfe müssen nicht durch menschliche Jäger ersetzt werden, da sich im Wald lebende Tierpopulationen durch Umwelteinflüsse wie Witterung, Nahrungsverfügbarkeit oder Krankheiten selbst regulieren.

[2] Servanty et al. (2009): Pulsed resources and climate-induced variation in the reproductive traits of wild boar under high hunting pressure. Journal of Animal Ecology. Nr. 78, Issue 6.
 
 
Weitere Informationen:
PETA.de/Jagd
 
Kontakt:
Judith Stich, +49 (0)30 6832666-04, [email protected]
 

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