Tiertötungen infolge der Corona-Maßnahmen: PETA appelliert an Landesregierungen, Pläne für Zoo-Schließungen oder Umwandlung in Auffangstationen zu erarbeiten

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Stuttgart, 15. April 2020 – Aufgrund der aktuellen Corona-Maßnahmen kommt es auch bei Zoos zu Umsatzeinbußen. Da mitunter bald nicht mehr ausreichend finanzielle Mittel für Tiernahrung vorhanden sind, planen einige zoologische Einrichtungen Medienberichten zufolge bereits, Tiere zu töten. PETA machte in der Vergangenheit wiederholt darauf aufmerksam, dass sogenannte Überschusstötungen in Zoos gängige Praxis sind, und setzt sich seit Jahren für ein Zucht- und Importverbot ein. Angesichts der nun angedrohten Tiertötungen appelliert die Tierrechtsorganisation bundesweit an die Landesregierungen, Pläne für die Schließung von Zoos und Tierparks zu erarbeiten. Statt Tiere zu züchten oder zu importieren, könnten die Einrichtungen PETAs Ansicht nach stattdessen als Auffangstationen – etwa für notleidende Tiere aus dem Zirkus – fungieren und sollten nur unter dieser Voraussetzung finanzielle Unterstützung erhalten.

„Die Androhung, in der jetzigen Lage Tiere zu töten, grenzt nahezu an Erpressung. Noch dazu täuschen Zoos mit dieser Ankündigung die Öffentlichkeit. Denn Besuchern wird gerne vorgegaukelt, dass Tiere aus Artenschutzgründen gezüchtet werden, während hinter den Kulissen ohnehin immer wieder Tiere getötet und auch verfüttert werden. Angesichts der extrem hohen Zoodichte in Deutschland wird es höchste Zeit, ernsthaft über die Schließung von Zoos oder deren Umgestaltung in Auffangstationen zu diskutieren“, so Biologin Dr. Yvonne Würz, PETAs Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsbranche.
 
Tiertötungen statt Artenschutz
In deutschen Zoos werden überzählige Tiere im großen Stil achtlos und wie unliebsame Anschaffungen entsorgt. So tötet etwa der Tiergarten Nürnberg nach eigenen Angaben bis zu 60 gesunde Tiere pro Jahr. In den vergangenen Jahren wurden dort wiederholt selbst Tiere gefährdeter oder vom Aussterben bedrohter Arten getötet, beispielsweise Prinz-Alfred-Hirsche, Mähnenspringer und Mendesantilopen. Der Tierpark Hellabrunn in München tötete 2017 zwei junge Banteng-Bullen, eine stark gefährdete Tierart aus Südostasien, deren Geburt der Öffentlichkeit zuvor als Beitrag für den Artenschutz präsentiert wurde. Im Mai 2011 wurden im Zoo Magdeburg 27 Zebrafinken getötet, um Platz für die – aus Sicht der Verantwortlichen – attraktiveren Gouldamadinen, eine andere Finkenart, zu schaffen. Schätzungsweise 30.000 bis 40.000 Tiere – ohne Kaninchen und Nagetiere – werden in deutschen Zoos jährlich getötet und an andere Tiere verfüttert. [1]

Viele Zoos entledigen sich der für sie „überschüssigen“ Tiere, ohne sie direkt zu töten: Jährlich verkaufen deutsche Zoos Tausende Tiere an dubiose Tierhändler. Oft verschwinden sie nach der Transaktion in dunklen Kanälen. Anhand von Handelsdokumenten konnte PETA nachweisen, dass beispielsweise der Zoo Berlin in den vergangenen Jahren mehr als tausend Tiere an Werner Bode verkauft hat; zur Kundenliste dieses Tierhändlers zählen unter anderem ein Tierversuchslabor und ein Exotenrestaurant.
 
Zoos leisten keinen Beitrag zum Artenschutz
PETA kritisiert die Forderung von Zoos nach finanziellen Zuschüssen, da sie Steuergelder und Spenden ineffizient verwenden und Zoos kaum langfristig erfolgreiche Auswilderungen vorweisen können: Der Großteil fließt in die Gefangenhaltung statt in Artenschutzprojekte vor Ort: Während meist Millionen Steuergelder in Zuchtprogramme und kostenintensive Bauprojekte der Zoos fließen, sind die Spenden an Organisationen, die in den natürlichen Lebensräumen bedrohter Tierarten echten Artenschutz betreiben, verschwindend gering.
 
PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Tierrechtsorganisation spricht sich grundsätzlich gegen Zoos aus. Tiere in zoologischen Einrichtungen weisen durch die artwidrigen Haltungsbedingungen in der Regel schwere Verhaltensstörungen auf.
 
Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.
 
[1] Dolliger, P. (2014): Nachhaltige Zucht im Zoo- ein Zukunftsprojekt? In: Tierschutz in Zirkus und Zoo. Verlag Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft Service GmbH.
 
Weitere Informationen:
PETA.de/Zoo-toetet-Tiere
PETA.de/Zoo-Hintergrund
PETA.de/Handelmittierenauszoos
 
Pressekontakt:
Thomas Lesniak, +49 711 860591-527, [email protected]

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