Tod von 1500 Fischen nach Bruch des Aquadom-Zylinders: PETA stellt Strafanzeige wegen strafbarer Tiertötung bei Staatsanwaltschaft Berlin

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Berlin / Stuttgart, 24. Januar 2023 – Am 16. Dezember 2022 zerbrach der Berliner Aquadom in der Karl-Liebknecht-Straße im Bezirk Mitte. Dabei wurden über 1500 Fische aus dem 16 Meter hohen Tank geschwemmt, durch die Luft geschleudert oder zu Boden geworfen. Sie landeten ringsum die frühere Konstruktion und teilweise auf der Karl-Liebknecht-Straße. Dort starben sie entweder durch den Aufprall, erstickten oder erfroren qualvoll – schon seit Tagen herrschte in Berlin anhaltender Dauerfrost. Die genaue Ursache des Vorfalls wird derzeit ermittelt. Presseberichten zufolge wurde sowohl während der Konstruktion des Tanks als auch bei Wartungsarbeiten nicht ausreichend auf die Sicherheit der Anlage geachtet. Deshalb hat PETA nun Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Berlin erstattet. Ziel der Anzeige ist es, dass die Verantwortlichen ermittelt und ihrer strafrechtlichen Verantwortung zugeführt werden.

„Durch die Errichtung des monströsen Tanks, die kontinuierliche Entnahme von Fischen aus tropischen Gewässern und deren Einbringung in den Tank haben die Verantwortlichen ein Risiko geschaffen, das sich am 16. Dezember 2022 mit dem Tod von 1500 Individuen realisiert hat. Die hier gestorbenen Tiere sind zudem nur die Spitze des Eisbergs. Sie stehen stellvertretend für die 27 Millionen Fische, die sich in jedem Moment in der Aquarienschleife bewegen“, so Dr. Vera Christopeit, Justiziarin bei PETA. „Es ist zynisch, das Geschehen als ‚Unfall‘ abzutun. Damit die rücksichtslose Ausbeutung dieser Mitgeschöpfe nicht einfach geduldet wird, nutzen wir das Strafrecht seinen Zwecken entsprechend – hier zur Durchsetzung des Staatsziels Tierschutz aus Art. 20a des Grundgesetzes.“

Konstruktion war voller Risiken
Der Aquadom war in seiner zylindrischen Form weltweit einzigartig. Er fasste eine Million Liter künstlich erzeugtes „Meerwasser“. Darin schwammen zuletzt rund 1500 Fische knapp 100 verschiedener, meist tropischer Arten in künstlich angelegten Unterwasserwelten. Innerhalb des vollständig aus Acrylglas bestehenden Zylinders befand sich ein Fahrstuhl, von dem aus Besuchende während der Auf- und Abfahrt die scheuen Meerestiere jederzeit während der Betriebszeiten anstarren konnten. Die Verantwortlichen spielten PETAs Einschätzung nach mehrfach mit der Gefahr – angefangen bei der Verwendung von untauglichem, besonders zu sicherndem Material über die unbegrenzte Genehmigungsdauer bis zu den Wartungsarbeiten im Jahr 2019. Dabei wurden wesentliche Maßnahmen unterlassen, um ein solches Unglück zu verhindern.

Artgerechtes Leben in Aquarien nicht möglich
Abgesehen von der Unfallgefahr ist das Leben in einem Aquarium niemals artgerecht für die sensiblen Tiere. Sie werden ihrem Lebensraum entrissen, von Familien und Freunden getrennt und dann zur Unterhaltung von Menschen eingesperrt. Von den marinen Zierfischen in europäischen Großaquarien sind mehr als 90 Prozent Wildfänge. [1] Fang und Transport dieser Meeresbewohner führen zu zahlreichen Todesfällen. Bis zu 80 Prozent der im Riff gefangenen Korallenfische sterben, noch bevor sie im Aquarium eintreffen. [2] Die Aquarien der Zukunft sind virtuelle Erlebnisse – wie beispielsweise im Meeresmuseum in Monaco oder Tiershows mit Hologrammen wie im Zoo von Amnéville.

Die Tragödie zeigt, dass Aquarien kein sicherer Ort für Fische und andere Meerestiere sind. Daher fordert die Tierrechtsorganisation ein Mahnmal für die 1500 gestorbenen Meerestiere statt eines Neubaus. Hierzu hat PETA eine Petition gestartet. Zudem appelliert die Organisation an die Verantwortlichen, den Bau des geplanten Aquariums von Coral World in Berlin-Lichtenberg nicht zu genehmigen und organisiert am 26. Januar eine Aktion vor dem Radisson Blu Hotel.

PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

[1] Wabnitz, C./Taylor, M./Green, E./Razak, T. (2003): From ocean to aquarium: the global trade in marine ornamental species. UNEP-WCMC Biodiversity Series. Online abrufbar unter: https://www.unenvironment.org/resources/report/ocean-aquarium-global-trade-marine-ornamental-species. (23.01.2023).
[2] Cohen, F. P. A./Walenti, W. C./Calado, R. (2013): Traceability Issues in the Trade of Marine Ornamental Species. Fisheries Sciences 21(2): 98-111. Online abrufbar unter: https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/10641262.2012.760522. (19.01.2023).

Weitere Informationen:
PETA.de/Themen/Coral-World-Berlin
PETA.de/Themen/Aquarium-Fische

Pressekontakt: 
Jonas Meyerhof, +49 711 860591-523, [email protected]

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