Wegen Afrikanischer Schweinepest: Gesunde Moritzburger Wildschweine sollen erschossen werden – PETA kritisiert Tötungspläne und fordert Ende von Wildgehegen

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Moritzburg / Stuttgart, 26. Oktober 2021 – Wildschweine in Not: Am 8. Oktober wurde ein mit der Afrikanischen Schweinepest (ASP) infiziertes freilaufendes Wildschwein im Landkreis Meißen von Jägern erschossen. Wegen der Nähe zum Ausbruchsort sollen nun auch die gesunden Wildschweine im Moritzburger Wildgehege getötet werden. Die Schweine weiterhin im Freien zu halten, sei wegen der Seuchenlage derzeit nicht möglich. Eine Unterbringung in Ställen sei für die Tiere aber auch keine erträgliche Lösung, da sie bisher immer im Freien gehalten wurden, begründet das Sächsische Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt die Entscheidung. PETA kritisiert, dass die gesunden Wildschweine nur getötet werden sollen, um die wirtschaftlichen Interessen von Schweinezüchtern zu schützen – die Afrikanische Schweinepest ist nur auf Schweine übertragbar. Zudem weist die Tierrechtsorganisation darauf hin, dass Wildschweine ohnehin nicht in ein Wildgatter gehören. Sollten die Tiere im Moritzburger Gehege getötet werden, plädiert die Organisation dafür, die Anlage endgültig zu schließen und die Fläche verwildern zu lassen.

„Die Moritzburger Wildschweine und viele Zehntausend ihrer wildlebenden Artgenossen werden nur getötet, um die Profite der tierquälerischen Schweinezucht-Industrie zu schützen. Ohne die Fleischindustrie bestünde überhaupt kein Grund, gesunde Wildschweine massenhaft zu jagen und zu töten“, so Peter Höffken, Fachreferent bei PETA. „Die Landesregierung sollte den Ausstieg aus der Fleischproduktion fördern, anstatt die Schweinezüchter und Jäger bei dem sinnlosen Gemetzel zu unterstützen.“

Hintergrundinformationen

Nachdem die Afrikanische Schweinepest (ASP) bereits mehrfach in Polen aufgetreten war, wurde der Erreger im September 2020 erstmals in Deutschland bei einem im brandenburgischen Spree-Neiße-Kreis aufgefundenen toten Wildschwein nachgewiesen. Das Virus befällt ausschließlich Haus- und Wildschweine. Es sorgt bei den Tieren für Fieber, Atemprobleme sowie Schwäche und führt in der Regel innerhalb von sieben bis zehn Tagen zum Tod. Für Menschen ist es ungefährlich. Nachdem der Deutsche Bauernverband aus Angst vor finanziellen Einbußen eine Intensivierung der Bejagung von Wildschweinen als angeblich nötige Präventionsmaßnahme forderte, stieg die Anzahl der getöteten Tiere im Jagdjahr 2018/2019 von 599.855 Tieren auf 882.231 im Jagdjahr 2019/2020 an. PETA fordert als erste Maßnahme ein flächendeckendes Verbot von Drückjagden in Deutschland, da die reviertreuen Wildschweine vor allem durch solche Jagden in entferntere Gebiete getrieben werden. Das FLI betont: „Eine Bejagung könnte Unruhe in die dort ansässigen Rotten bringen und unter Umständen zu ausgeprägten Wanderbewegungen führen, die das Risiko einer Verschleppung des Erregers erhöhen“. [1] Der derzeit schon ausgeübte hohe Jagddruck ist außerdem kontraproduktiv, weil er zum Wachstum der Population führt. Studien zufolge reagieren Wildschweine mit einer erhöhten Fortpflanzungsrate auf eine intensive Bejagung. Aus diesem Grund steigt die Population seit Jahren an. Wildtierbestände regulieren sich über Nahrungsverfügbarkeit, Klima und Krankheiten selbst. [2] Wissenschaftler haben bewiesen, dass die Geschlechtsreife weiblicher Tiere in bejagten Wildschweinpopulationen früher eintritt und die Geburtenrate steigt. [3]

PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass wir sie essen oder sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.

[1] Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit (2014): Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest in Wildschweinen in Deutschland: Jagdruhe im Ausbruchsfall sinnvoll, tote Wildschweine ab sofort untersuchen. Greifswald-Insel Riems.

[2] Reichholf, J. H. (ohne Datum): Die Wahrheit über die Jagd – Evolutionsbiologe Prof. Josef Helmut Reichholf widerlegt Jägerlügen. TV-Beitrag SWR BW. Online abrufbar unter: https://www.youtube-nocookie.com/embed/-Ls-m1kDwVY. (15.05.2014).

[3] Servanty et al. (2009): Pulsed resources and climate-induced variation in the reproductive traits of wild boar under high hunting pressure. Journal of Animal Ecology. Nr. 78, Issue 6.

Weitere Informationen:

PETA.de/Themen/Wildschweinjagd

PETA.de/Neuigkeiten/Afrikanische-Schweinepest

PETA.de/Neuigkeiten/Tag-des-Waldes

PETA.de/Themen/Jagd-Hintergrundwissen

Pressekontakt:
Sophie Burke, +49 711 860591-528, [email protected]

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