Protestaktion anlässlich Charles-Knie-Gastspiel in Marburg / PETA kritisiert Stresstournee für die Tiere

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Marburg / Stuttgart, 14. Juni 2017 – Zirkus Charles Knie gastiert ab kommendem Dienstag mit zahlreichen Wildtieren wie Seelöwen, Zebras und Kängurus in Marburg. Der Stadtrat hat bereits ein Zirkus-Wildtierverbot beschlossen, das es noch umzusetzen gilt. Die Tierrechtsorganisation PETA wirft Zirkus Charles Knie vor, die Tiere einer regelrechten „Stresstournee“ auszusetzen. Bei der aktuellen Tournee verbringt der Zirkus im Schnitt lediglich vier Tage an einem Ort – mit nur einem Tag Pause zwischen den Gastspielen. Die ungewöhnlich hohe Frequenz an Ortswechseln und die damit einhergehenden langen Standzeiten auf Transportern zeigen, wie rücksichtslos der Zirkusbetrieb mit den rund 100 Tieren umgeht. Im Juni 2015 wurde der seinerzeit vom Zirkus Charles Knie beschäftigte Elefantentrainer Errani wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz rechtskräftig vom Amtsgericht Darmstadt zu einer Geldbuße verurteilt, weil die Elefanten bei Ortswechseln wiederholt bis zu 18 Stunden auf dem Lkw belassen wurden [1]. Nach Auffassung der Tierrechtsorganisation leiden nicht nur die Wildtiere erheblich unter dieser Tortur. Der ehemalige Weltklasseboxer Wolfgang Penzler und weitere Tierfreunde aus Marburg informieren Besucher zur Premiere am Dienstag ab 15:00 Uhr auf dem Messeplatz in der Afföllerstraße mit Plakaten und Flugblättern über die Tierschutzproblematik bei Zirkus Charles Knie.

„Wir hoffen, dass Marburg das kommunale Wildtierverbot zügig umsetzt und so ein wichtiges Zeichen für den Tierschutz setzt“, so Peter Höffken, Fachreferent für Tiere in der Unterhaltungsbranche bei PETA.

Seelöwen, Zebras und Kängurus sind Wildtiere mit hohen Ansprüchen an ihren Lebensraum, die in einem reisenden Zirkus nicht erfüllt werden können. In der Natur tauchen Kalifornische Seelöwen bis zu 100 Meter tief und erreichen dabei Geschwindigkeiten von bis zu 30 km/h – in Zirkusbetrieben werden sie in kleinen Becken und nachts in Käfigwagen gehalten. Die geselligen Steppenzebras leben in offenen afrikanischen Graslandschaften in Gruppen von bis zu 20 Tieren; bei Zirkus Charles Knie werden sie an vielen Gastspielorten auf asphaltiertem Boden gehalten. In den reizarmen, kargen Gehegen bestimmen Beschäftigungslosigkeit und Tristesse ihren Tagesablauf. Rote Riesenkängurus sind in den warmen Buschlandschaften Australiens zu Hause. Die Tiere können bis zu neun Meter weit und drei Meter hoch springen und eine Geschwindigkeit von über 60 km/h erreichen – ein Verhalten, das sie in den kleinen Zirkusgehegen nicht ausleben können.

Über 85 Städte und Gemeinden haben bereits ein kommunales Wildtierverbot beschlossen. Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof hatte tierfreundlichen Städten im April 2016 den Rücken gestärkt und betonte anlässlich der Klage eines Zirkusbetriebs ausdrücklich die Entscheidungsfreiheit der Städte bei der Gestaltung ihrer Veranstaltungskonzepte [2]. Ein vorangegangenes Urteil des Verwaltungsgerichts München über die Zulässigkeit eines kommunalen Wildtierverbots für Zirkusbetriebe in der Stadt Erding wurde somit rechtskräftig [3]. Ein Beschluss des OVG Lüneburg vom März 2017 lässt sich hingegen nicht verallgemeinern und steht im Widerspruch zur bisherigen Rechtsprechung, die die Rechtmäßigkeit kommunaler Wildtierverbote und deren Verhältnismäßigkeit gegenüber der Berufsausübungsfreiheit von Zirkussen überwiegend bestätigte.
 
[1] AG Darmstadt: Aktenzeichen 233 OWi 8200 Js 40305/13.
[2] Kveton, P. (2016): Zirkus zieht Klage zurück. Kommunen dürfen weiter Verbote für Wildtiere erlassen. In: Bayerischer Rundfunk.
[3] VG München, Az. M7K 13.2449.

Weitere Informationen:
PETA.de/Zirkus-Charles-Knie
PETA.de/Zirkus

Kontakt:
Jana Fuhrmann, +49 711 860591-529, [email protected]
 

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