„Raubwildwochen“ in Kahlgrund: Jägervereinigung ruft zu illegaler Jagd auf Füchse auf – PETA erstattet Strafanzeige

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Jäger nehmen Tod von zur Welpenaufzucht notwendigen Elterntieren billigend in Kauf
 

Kleinostheim / Stuttgart, 24. Januar 2020 – Ab dem 27. Januar finden die sogenannten Raubwildwochen der Jägervereinigung Kahlgrund e.V. statt. Unter dem Deckmantel des Artenschutzes wollen die Jäger unter anderem möglichst viele Füchse, Waschbären und Marder töten. Die erschossenen Tiere sollten ursprünglich beim „Streckelegen“ am 6. März am Hahnenkamm zur Schau gestellt werden; dieser Termin wurde jedoch nach Kritik von Tierschützern auf einen früheren Zeitpunkt verlegt. Das Pikante: Fuchsjungen kommen oftmals schon im Januar oder Februar zur Welt. Während der „Raubwildwochen“ ist also mit hochschwangeren Füchsen oder Elterntieren zu rechnen. Paragraf 22 Absatz 4 des Bundesjagdgesetzes besagt jedoch, dass die für die Aufzucht notwendigen Elterntiere bis zum Selbstständigwerden der Jungtiere nicht bejagt werden dürfen. Dies gilt auch für Wildtiere, die wie die Füchse in Bayern keine Schonzeit haben. PETA hat nun Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Aschaffenburg gegen die beiden Vorstände der Jägervereinigung Kahlgrund e.V. erstattet. Der Vorwurf: Durch die zeitweise online einsehbare Einladung zur Jagd wurde öffentlich zu Straftaten aufgerufen.
 
„Wir appellieren an die Jägervereinigung Kahlgrund, die Raubwildwochen sofort abzusagen. Die Tötung von Elterntieren in den Setz- und Aufzuchtzeiten ist nicht nur grausam, sondern auch rechtswidrig“, so Nadja Michler, Fachreferentin für Wildtiere bei PETA. „Bundesweit töten Hobbyjäger jährlich über 400.000 Füchse – davon allein in Bayern rund 100.000 Tiere. Dabei besteht weder aus wildbiologischer noch aus gesundheitlicher Sicht ein Grund für die massenhafte Bejagung. Ein Verbot ist längst überfällig. Die bayerische Landesregierung muss endlich handeln.“
 
Hintergrundinformationen zur Fuchsjagd
Füchse dienen Hobbyjägern hauptsächlich als lebendige Zielscheiben, denn die Tiere stellen weder eine gesundheitliche Gefahr dar noch ist die Jagd für den Artenschutz nötig. [1, 2]. Die zum Teil noch immer geäußerten Bedenken beruhen auf längst widerlegten Annahmen: Eine Krankheitsübertragung durch Füchse ist nahezu auszuschließen. Deutschland ist seit 2008 frei von terrestrischer Tollwut und die durch den Fuchsbandwurm ausgelöste Erkrankung – die alveoläre Echinokokkose – zählt zu den seltensten Parasitosen Europas. Die Jagd auf Füchse hat außerdem keinerlei regulierende oder reduzierende Auswirkungen auf die Population, weil Verluste rasch durch Zuwanderung und steigende Geburtenraten ausgeglichen werden. Auch durch das vermeintliche Artenschutz-Argument lässt sich die Jagd nicht rechtfertigen: Füchse ernähren sich vornehmlich von Mäusen. Populationsrückgänge bedrohter Arten, wie beispielsweise dem Feldhasen, sind größtenteils auf den Lebensraumverlust und das schwindende Nahrungsangebot zurückzuführen. Zudem töten Jäger in Bayern selbst jedes Jahr über 50.000 Feldhasen.
 
Den Tieren wird mittels Fallen, Gewehren und der grausamen Baujagd nachgestellt. Häufig werden sie dabei angeschossen, flüchten teils schwer verletzt und sterben langsam und qualvoll. Jäger hängen den für das Ökosystem unerlässlichen Wildtieren bewusst ein schlechtes Image an, um ihrem blutigen Hobby nachzugehen.
 
Die Regierung in Luxemburg hat bereits im April 2015 ein Fuchsjagdverbot durchgesetzt. Fuchspopulationen regulieren sich aufgrund von Sozialgefügen sowie Nahrungsverfügbarkeit und Krankheiten selbst. Als Gesundheitspolizei sind Füchse zudem ein wichtiges Glied im Kreislauf der Natur. Sie sichern nicht zuletzt auch ihren Beutearten das Überleben, indem sie schwache und kranke Tiere erbeuten und Krankheitsherde somit sofort eliminieren. Ein Verbot der Fuchsjagd in Deutschland ist längst überfällig.

PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.
 
[1] Baker, P./Harris, S./White, P. (2006): After the hunt: The future for foxes in Britain. Report. University of Bristol/University of York.
[2] Baker, P./Harris, S. (2006): Does culling reduce fox (Vulpes vulpes) density in commercial forests in Wales, UK? Springer-Verlag, 2005.
 
Weitere Informationen:
Fuchsjagd-stoppen.de
PETA.de/Fuchswochen
 
Pressekontakt:
Lisa Kienzle, +49 711 860591-536, [email protected]

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