Erfolg: Geldbuße nach Razzia im Deutschen Primatenzentrum

Update 16. Mai 2022

Wir von PETA Deutschland haben 2020 Strafanzeige gegen das Deutsche Primatenzentrum in Göttingen erstattet und uns dem laufenden Verfahren gegen die Verantwortlichen angeschlossen, weil Mitarbeiter:innen des Instituts mutmaßlich illegal Weißbüscheläffchen getötet hatten.

Nach umfassenden Ermittlungen, die unter anderem Durchsuchungsmaßnahmen und Zeugenvernehmungen umfassten, wurde das Verfahren gegen zwei Beschuldigte Anfang Mai 2022 zwar eingestellt – jedoch gegen eine Geldauflage in Höhe von 3.000 Euro. Diese Geldauflage soll an „entsprechend tierschutznah arbeitende gemeinnützige Einrichtungen“ geleistet werden.

Im Zusammenhang mit Tierversuchen kommt es immer wieder zu Rechtsbrüchen, diese werden allerdings nur in den seltensten Fällen von den Behörden entdeckt und geahndet.

Neben ethischen Aspekten sind Tierversuche zudem auch aus wissenschaftlicher Sicht nicht zu vertreten – der Organismus des Menschen unterscheidet sich schlichtweg viel zu sehr von dem anderer Tierarten:

„Tierversuche sind legalisierte Tierquälerei und zudem schlechte Wissenschaft – doch obwohl Ergebnisse aus Tierversuchen nachweislich kaum auf den Menschen übertragbar sind, werden jedes Jahr Millionen Tiere gezwungen, schmerzhafte Versuche über sich ergehen zu lassen und ein tristes Dasein in Gefangenschaft zu fristen. Eine schrittweise Abschaffung der Experimente an Tieren ist längst überfällig: Hochmoderne tierfreie Methoden müssen dringend standardmäßig eingesetzt und deutlich mehr gefördert werden. Dann sind auch Vorfälle wie dieser in Göttingen vermeidbar.“

Sabrina Engel, Fachreferentin für den Bereich Tierversuche bei PETA Deutschland

Genau wie Menschen empfinden auch Tiere Schmerzen und Angst und  wünschen sich ein selbstbestimmtes Leben ohne Leid.

Gif Wissenschaft statt Tierversuche

Originaltext vom 17. Juli 2020

Razzia im Deutschen Primatenzentrum: Wurden Tiere illegal getötet?

Tierversuche sind unethisch, grausam und eine wissenschaftliche Sackgasse. Obwohl es für diese Feststellung inzwischen genügend Beweise gibt, bestreiten besonders Tierexperimentatoren immer wieder ihren Wahrheitsgehalt. Das Deutsche Primatenzentrum (DPZ) ist seit vielen Jahrzehnten ganz vorne mit dabei, wenn es darum geht, das Leiden der Tiere in Laboren massiv herunterzuspielen und Tierversuchen ein harmloses Image verleihen zu wollen.

Verdacht auf illegale Tiertötungen

Nun zeigt sich durch eine Razzia vergangene Woche: Auch hinter den Türen des oftmals als Vorzeigeeinrichtung geltenden Deutschen Primatenzentrums in Göttingen geschehen Dinge, die nicht an die Öffentlichkeit kommen sollten. Medienberichten zufolge wurden Dokumente und Datenträger sichergestellt, die darauf hinweisen, dass zehn Weißbüschelaffen nach Tierversuchen getötet wurden – trotz gutem Allgemeinzustand. Dass dies gegen das Tierschutzgesetz verstößt, da die Tiere nun eigentlich einen Anspruch darauf hätten, am Leben zu bleiben, darauf weist der zuständige Oberstaatsanwalt hin. [1]

Zehn Weißbüscheläffchen wurden Medienberichten zufolge aus wirtschaftlichen Gründen getötet.

PETA erwägt Strafanzeige

Das Deutsche Primatenzentrum verpflichtet sich nach eigenen Angaben zu „hohen ethischen Standards und transparenter Kommunikation“ und will zum Schutz bedrohter Primatenarten beitragen. [2] Wie dies im Einklang mit der Tötung von Tieren sein kann, die allem Anschein nach im Anschluss an die Versuche keinen wirtschaftlichen „Nutzen“ mehr erfüllten und offenbar deshalb getötet wurden, ist mehr als fraglich. PETA prüft, sich dem bereits laufenden Strafermittlungsverfahren mit einer eigenen Strafanzeige anzuschließen.

Vetternwirtschaft zwischen Versuchslaboren

Sollte sich der Verdacht gegen das DPZ bewahrheiten, hat das auch Auswirkungen auf weitere Fälle, die in der Vergangenheit für öffentliche Proteste sorgten: Stefan Treue, der Leiter des DPZ, war im Jahr 2007 Fachgutachter im Fall der Primatenversuche von Andreas Kreiter in Bremen, über die es einen jahrelangen juristischen Streit gab, der schließlich vor dem Bundesverwaltungsgericht endete. [3] 2014 wurde Treue als externer Begutachter beauftragt, um die Situation am Max-Planck-Institut (MPI) in Tübingen, aus dem erschreckende Undercover-Videoaufnahmen der Primatenversuche veröffentlich wurden, zu bewerten. [4]

Dabei gab es davor bereits eine jahrelange Kooperation zwischen dem MPI und dem DPZ; zudem ist das DPZ Hauptlieferant von Affen, die in Deutschland in Versuchen missbraucht werden, und profitiert somit von jeglicher Forschung an Primaten. [5] Dazu kommt, dass Treue selbst in der Primatenforschung tätig ist – wie mit diesem Hintergrund von einem „externen Gutachter“ gesprochen werden kann, der die Situation objektiv und unabhängig bewerten soll, ist mehr als fraglich. Dass nun auch potenzielle juristische Verstöße des DPZ ans Licht kommen, stellt die Gutachten Treues zusätzlich in Frage und verdeutlicht das System der Vetternwirtschaft, das zwischen den Versuchseinrichtungen besteht. 

Was Sie tun können

Jedes Jahr werden in Deutschland etwa 3.000 Primaten in Tierversuchen missbraucht und teils getötet. Es ist an der Zeit, diesen grausamen Versuchen ein Ende zu setzen – Tiere dürfen nicht länger gefangen gehalten, mit Krankheiten infiziert oder in Operationen verstümmelt werden. Wie der Ausstieg aus Tierversuchen gelingt, zeigt PETAs Research Modernisation Deal. Unterstützen Sie uns mit Ihrer Unterschrift!