Söders Absage an Donau-Nationalpark: PETA schlägt Fischreservat als begehbares Aquarium vor

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Neuburg/Ingolstadt / Stuttgart, 8. Mai 2018 – Statt eines Auen-Nationalparks will Ministerpräsident Markus Söder zwischen Neuburg und Ingolstadt ein begehbares Donau-Aquarium einrichten. PETA kritisiert das Vorhaben, das dem Tier- und Umweltschutz zuwiderläuft. In einem Schreiben bittet die Tierrechtsorganisation Söder nun, stattdessen einen Abschnitt der Donau zu einem Schutzreservat für Fische zu erklären, in dem das Angeln verboten ist. Badegäste könnten die Tiere dort auf eine neue Art entdecken.
 
„Die Donau ist ein wunderschönes Gewässer, an dem Einheimische und Touristen Erholung finden und heimische Fische beim Schwimmen von einer ganz neuen Seite kennenlernen könnten – nicht als Gefangene in einem Aquarium, oder als Beutetiere für Angler, sondern als freie, zutrauliche und faszinierende Lebewesen“, so Dr. Tanja Breining, Meeresbiologin und Fachreferentin für Fische und Meerestiere bei PETA. „Insbesondere für Kinder wäre ein solches Reservat eine große Bereicherung.“
 
Vorbild für ein solches Wasserreservat ist Monaco: Hier sind der gesamte Stadtstrand Larvotto und das etwa 30 Hektar umfassende Küstengebiet bereits seit 1976 als Wasserschutzgebiet ausgezeichnet [1]. Fische halten sich dort freiwillig in Ufernähe auf, da ihnen aufgrund des Fischereiverbots keine Gefahr droht. Dadurch können Badegäste allen Alters die zutraulichen Tiere neu entdecken und friedlich mit ihnen schwimmen.
 
Ein Aquarium ist keine Alternative zu einem natürlichen Schutzgebiet für Fische. Werden die Wasserbewohner eingesperrt und gezwungen, ihr Leben hinter Glasscheiben in oftmals kargen und engen Becken zu verbringen, können sie kein artgerechtes Leben mehr führen. Bei vielen in Gefangenschaft lebenden Tieren entwickeln sich sogenannte Stereotypien. Eine Stereotypie ist ein sich wiederholendes Verhalten. Es tritt infolge von Frustration, wiederholten erfolglosen Versuchen, mit der Umgebung zurechtzukommen, sowie Fehlfunktionen im Gehirn auf. Stereotypien stellen sich ein, wenn die Haltungsbedingungen der Tiere ihre Anpassungsfähigkeit überfordern. Zudem können Pumpen und Filter, wie sie in Aquarien notwendig sind, die Kommunikation von Fischen stören, die sich mit einer umfassenden Palette von Lauten verständigen.
 
Söder könnte mit der Einrichtung eines Wasserreservates zwischen Ingolstadt und Neuburg eine Win-win-Situation schaffen: Zum einen könnte er sein Projekt eines „begehbaren Aquariums“ umsetzen. Zum anderen käme der Ministerpräsident dem Naturschutzgedanken nach, der hinter einer ursprünglich geplanten Nationalparkausweisung stand. Ein Aquarium hingegen wird den dramatischen Rückgang von in der Donau beheimateten Fischarten nicht aufhalten.
 
PETA weist darauf hin, dass Fische individuelle Persönlichkeiten sind. Sie haben ein überraschend komplexes Sozialleben, kommunizieren auf vielfältige Weise, nutzen Werkzeuge und schließen Freundschaften – auch mit Menschen [2]. Neben internationalen wissenschaftlichen Studien, die bestätigen, dass Fische Schmerzen spüren, kommt auch das Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, in seiner Stellungnahme für die Bundesregierung zu dem Schluss, dass „Fische zur Schmerzwahrnehmung fähig sind und entsprechend als sensible Lebewesen behandelt und geschützt werden sollten.“ [3]

[1] http://www.monaco-consulate.com/?page_id=36.
[2] Jonathan Balcombe (2016): What a Fish Knows: The Inner Lives of Our Underwater Cousins.
[3] Stellungnahme des FLI zu den Veröffentlichungen von Rose et al. (2012) sowie Arlinghaus und Cyrus (2013) (Berichterstatter: Dr. Michael Marahrens, Dr. Inga Schwarzlose), 2013.

Weitere Informationen:
PETA.de/Fische
 
Kontakt:
Denis Schimmelpfennig, +49 711 860 591 528, [email protected]

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