Stadt Erkelenz klagt über „Mäuseplage“: PETA fordert Bürgermeister Peter Jansen und Landrat Stephan Pusch auf, Fuchsjagd in der Region zu verbieten

PETA Logo

Füchse als natürliche Feinde von Mäusen machen Fallen und Räumungsmaßnahmen überflüssig

Erkelenz / Stuttgart, 26. Februar 2020 – Jeder Fuchs zählt: Aufgrund der vergangenen milderen Winter, der Ackerrandlage des Ortes und dem längeren Brachliegen früherer Ackerflächen erklärt die Stadt Erkelenz Feld- und Wühlmäuse einem Medienbericht zufolge zu einer regelrechten „Plage“. PETA fordert Bürgermeister Peter Jansen und Landrat Stephan Pusch nun auf, die Fuchsjagd im Landkreis Heinsberg zu verbieten. Zwar empfehlen die Stadt und RWE Power, Sitzstangen für Greifvögel aufzustellen und unbebaute Flächen möglichst freizuhalten, um Katzen und Greifvögeln ein optimales Jagdrevier zu bieten und damit die natürlichen Feinde der Nager zu fördern. Ein Stopp der Fuchsjagd wäre jedoch die beste Maßnahme, denn Untersuchungen zufolge ernährt sich jeder Fuchs von rund 3.000 bis 5.000 Mäusen pro Jahr und würde die bereits geförderten Beutegreifer unterstützen. [1, 2] Hobbyjäger dagegen verfolgen die nützlichen Tiere gnadenlos, weil sie sie als lebende Zielscheiben oder als Konkurrenten betrachten. Allein in Nordrhein-Westfalen haben Jäger im Jagdjahr 2018/2019 mehr als 48.000 Füchse getötet.
 
„Die Empfehlung, Sitzstangen für Greifvögel aufzustellen, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Doch die Verantwortlichen sollten erkennen, dass es ökologischer Wahnsinn ist, einerseits an der sinnlosen Hobbyjagd auf Füchse festzuhalten, aber andererseits noch immer für private Flächen die grausamen Mausefallen zu empfehlen oder in Einzelfällen sogar Giftköder von sogenannten Schädlingsbekämpfungsfirmen auslegen zu lassen“, so Nadja Michler, Fachreferentin für Wildtiere bei PETA.
 
Hintergrundinformationen
Zwar können aus populationsbiologischer Sicht Füchse und Greifvögel nicht allein eine große Mäusepopulation im Zaum halten. Mehrere forstliche Forschungsanstalten betonen jedoch, dass durch die Schonung von Füchsen und anderen Beutegreifern eine zu hohe Vermehrung von Mäusen im Wald verzögert oder verhindert werden kann. [3] Auch das Forstamt Göhrde hat die Fuchsjagd seit 2019 weitgehend ausgesetzt, um die natürlichen Gegenspieler der Mäuse zu schonen. Im Zeitraum von 2015 bis 2018 wurden in Deutschland nach Angaben des Umweltbundesamtes jährlich circa zwischen hundert und mehreren hundert Tonnen sogenannter Rodentizide (chemische Gifte) in der Landwirtschaft eingesetzt. [4] Derzeit sind etwa zehn verschiedene Giftstoffe zugelassen. [5]
 
Bundesweit töten Hobbyjäger jährlich über 400.000 Füchse. In Nordrhein-Westfalen werden die Tiere vom 16. Juli bis zum 28. Februar bejagt, Jungfüchse sogar ganzjährig. Jäger stellen ihnen mit Fallen, Gewehren und der Baujagd nach. Häufig flüchten angeschossene Tiere mit offenen Wunden oder sterben in den Fallen langsam und qualvoll. Dabei ernähren sich Füchse nicht nur von den bei Landwirten unbeliebten Mäusen, sondern sichern auch ihren Beutearten das Überleben, indem sie schwache und kranke Tiere erbeuten und Krankheitsherde somit sofort eliminieren.
Meist führen Jagdverbände an, dass Füchse die Bestände bestimmter Niederwildarten, wie Rebhuhn oder Hasen, bedrohen. Experten sind sich jedoch einig, dass die drastischen Populationsrückgänge betroffener Arten der industrialisierten Landwirtschaft und dem damit einhergehenden Lebensraumverlust zuzuschreiben sind. Hinzu kommt, dass Jäger in Deutschland selbst jedes Jahr etwa 190.000 Feldhasen töten.

In Luxemburg ist die Fuchsjagd bereits seit April 2015 verboten. PETA fordert auch für Deutschland ein flächendeckendes Verbot der Fuchsjagd und hat eine entsprechende Petition gestartet. Denn weder aus wildbiologischer noch aus gesundheitlicher Sicht besteht ein Grund für die Bejagung der Tiere. [6, 7] „Jäger hängen Füchsen bewusst ein schlechtes Image an, um ihrem blutigen Hobby weiter nachgehen zu können“, so Michler. Die zum Teil noch immer geäußerten Bedenken gegenüber den Beutegreifern beruhen auf längst widerlegten Annahmen. Deutschland ist seit 2008 frei von terrestrischer Tollwut und der Fuchsbandwurm zählt zu den seltensten Parasitosen Europas. Die Fuchsjagd hat zudem keinerlei regulierende oder reduzierende Auswirkungen auf die Population, weil Verluste rasch durch Zuwanderung und steigende Geburtenraten ausgeglichen werden. Fuchspopulationen regulieren sich aufgrund von Sozialgefügen sowie Nahrungsverfügbarkeit und Krankheiten selbst.

PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.

[1] Honisch, M. (ohne Datum): Mäuse im Grünland erfolgreich bekämpfen. Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kempten (Allgäu) mit Landwirtschaftsschulen.
[2] Deutsche Wildtier Stiftung (2016): Mäuse-Jagd auf verschneitem Acker. Füchse fressen etwa 30 Kilo Mäuse im Jahr. Presseportal.de. Online abrufbar unter: https://www.presseportal.de/pm/37587/3229524. (22.08.2019).
[3] Gruber, F. (1988): Mäuse als Forstschädlinge. Forstschutz-Merkblatt 8a, Forstliche Bundesversuchsanstalt Wien, Institut für Forstschutz. Onlineversion: waldwissen.net (2015): Tipps zur Mäusebekämpfung. Online abrufbar unter: https://www.waldwissen.net/waldwirtschaft/schaden/nager/bfw_mauesebekaempfung/index_DE. (19.09.2019).
[4] Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL): Inlandsabsatz und Export von Pflanzenschutzmitteln. Zuletzt aufgerufen am 15.08.2019.
[5] Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) (2019):
Liste der zugelassenen Pflanzenschutzmittel in Deutschland mit Informationen über beendete Zulassungen. Online abrufbar unter: https://www.bvl.bund.de/SharedDocs/Downloads/04_Pflanzenschutzmittel/psm_uebersichtsliste.pdf?__blob=publicationFile&v=50. (15.08.2019).
[6] Baker, P./Harris, S./White, P. (2006): After the hunt: The future for foxes in Britain. Report. University of Bristol/University of York.
[7] Baker, P./Harris, S. (2006): Does culling reduce fox (Vulpes vulpes) density in commercial forests in Wales, UK? Springer-Verlag, 2005.
 
Weitere Informationen:
PETA.de/Fuchsjagd-stoppen
PETA.de/Fuchsbandwurm-Jagd
PETA.de/Fuechse
 
Pressekontakt:
Lisa Kienzle, +49 711 860591-536, [email protected]

Kontakt

Kontakt
Kopieren