Stockholm Fashion Week in diesem Jahr ohne Pelz und Exotenleder

In Pandemiezeiten freut man sich gleich doppelt über gute Nachrichten! Und eine solche haben wir heute für Sie: Wie der Organisator der Stockholm Fashion Week gegenüber PETA UK bestätigt hat, wird auf den (digitalen) Laufstegen 2020 weder Pelz noch Exotenleder zu sehen sein. Diese positive Entwicklung folgt auf eine jahrelange Kampagne und Gespräche zwischen PETA UK und dem neuen Organisator des Events, der Swedish Fashion Association.

Pelz und Leder: eine ökologische Katastrophe

Einer der Gründe für die zukunftsweisende Entscheidung liegt in der Neuorientierung der Stockholmer Modewoche in Richtung mehr Nachhaltigkeit. So soll beispielsweise die Digitalisierung des Events 2020 dazu beitragen, den CO2-Fußabdruck der Veranstaltung zu reduzieren. Mit einem klaren „Nein“ zu Pelzen und exotischem Leder läutet die Fashion Week zugleich eine Ära tierfreundlicher Mode ein – und die wirkt sich wiederum positiv auf die Umwelt aus.

Tierhäute und Felle werden mit einer Vielzahl an hochgiftigen und teils krebserregenden Chemikalien wie Chrom oder Formaldehyd haltbar gemacht, die unsere Gewässer massiv belasten. Eine ökologische Vergleichsstudie zwischen Nerz- und Kunstfellmänteln kam sogar zu dem Ergebnis, dass die ökologischen Auswirkungen bei der Herstellung eines Nerzmantels bis zu 5-mal so schädlich sind wie bei der Produktion eines Pelzimitats. [1]

Tiere lebend gehäutet

Die meisten Menschen lehnen es heute zum Glück ab, dass Wildtiere wie Füchse und Nerze auf Pelzfarmen in winzige Käfige gesperrt und durch analen Elektroschock oder Vergasung getötet werden. Doch nicht nur Säugetiere, sondern auch Reptilien können Schmerzen empfinden. Damit ihre Haut zu Exotenleder für Uhrenarmbänder, Handtaschen oder Schuhe verarbeitet werden kann, werden Alligatoren und Krokodile häufig in dunklen Betongruben gehalten, die kleiner sind als die Tiere selbst. Die Reptilien leben in stinkenden, verdreckten Wasserbecken, bevor ihnen ein Messer ins Genick gestoßen und ein Metallstab in die Wunde eingeführt wird, um so Gehirn oder Wirbelsäule zu zerstoßen. Anschließend werden die Tiere gehäutet – oftmals noch bei vollem Bewusstsein.

Für die „Produktion“ von Exotenleder werden Schlangen, wie etwa Pythons, oftmals mit Wasser vollgepumpt, damit sich ihre Haut leichter vom Körper schneiden lässt. Hierzu wird ein Schlauch in den Mund der lebenden Tiere gesteckt, über den ihr Körper so lange mit Wasser gefüllt wird, bis ihre Organe platzen. Generell sind derartige Lebendhäutungen in der Exotenleder-Industrie weit verbreitet.

Wildtierfarmen als Brutstätte für Krankheitserreger

Wer angesichts dieser Tatsachen noch immer mit einer Pelzbommel-Mütze oder einer Armbanduhr aus Alligatorenleder liebäugelt, den schreckt vielleicht der Gedanke an die eigene Sterblichkeit ab. Wildtierfarmen sind wahre Brutstätten für Krankheitserreger. So konnte sich COVID-19 auf Pelzfarmen in Dänemark, den Niederlanden, Spanien und den USA rasant zwischen Mitarbeitern und Tieren verbreiten. Auch Alligatoren und Krokodile werden zu Tausenden auf Farmen gezüchtet oder in der Wildnis gefangen und unter höchst unhygienischen Bedingungen auf engstem Raum zusammengepfercht. Solche Wildtierfarmen gelten als potenzielle Brutstätten für eine Vielzahl an pathogenen Krankheitserregern. So wurde beispielsweise festgestellt, dass Krokodile Erreger unterschiedlicher Zoonosen wie das West-Nil-Virus in sich tragen und auf den Menschen übertragen können. [2,3,4]

Was Sie tun können

Niemand muss für einen einzigartigen Look töten. Wer sich mit besonderen Materialien schmücken möchte, hat viele moderne Kunstpelze – und Leder zur Auswahl. Aber auch die Pflanzenwelt bietet eine Fülle an faszinierenden Materialien. So gibt es mittlerweile veganes Leder auf der Basis von Ananas, Pilzen und sogar Teakblättern. Diese Materialien sind nicht nur tierfreundlich, sondern überzeugen auch mit einzigartigen Eigenschaften und einem tollen Look.

  • Quellen

    [1] Bijleveld, Marijn/Korteland, Marisa/Sevenster, Maartje (2011): The environmental impact of mink fur production. Report. Delft, CE Delft
    [2] Johnson-Delaney, Cathy A. (2006): Reptile zoonoses and threats to public health. In: Mader DR (ed.): Reptile Medicine and Surgery, 2nd ed. Philadelphia: WB Saunders, 2006, pp 1017-1030.
    [3] Ramos, Carolina Pantuzza et. al.: Identification and Characterization of Escherichia coli, Salmonella Spp., Clostridium perfringens, and C. difficile Isolates from Reptiles in Brazil, https://www.hindawi.com/journals/bmri/2019/9530732/, (eingesehen am 21.08.2020)
    [4] Diaz-Figueroa, Orlando: REPTILE ZOONOSES: “DON’T KISS YOUR TURTLE”, https://www.southeastern.edu/acad_research/depts/biol/pdf/ReptileZoonosis.pdf, (eingesehen am 21.08.2020)