„Terraristika“ in Hamm: Schmuggel, Tierquälerei und Gesundheitsrisiken – PETA erstattet Strafanzeige

PETA Logo

Hamm / Stuttgart, 4. Februar 2016 – Am 12. März findet die 61. „Terraristika“ in den Zentralhallen in Hamm statt – vier Mal jährlich besuchen rund 5.000 Besucher die weltweit größte „Börse für Terrarientiere“, auf der exotische Tiere wie Ramschware verkauft werden. Die meist unkundigen Käufer sind oft rasch mit der Haltung der anspruchsvollen Tiere überfordert und setzen sie aus oder bringen sie ins Tierheim. Die „Terraristika“ bietet darüber hinaus einen starken Anreiz für Tierschmuggler aus aller Welt – rund um die Börse kam es in den vergangenen Jahren regelmäßig zu Fällen illegalen Tierhandels. Wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz erstattete PETA Deutschland e.V. daher Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Dortmund gegen die Veranstalter der Börse, die Aussteller sowie gegen das zuständige Veterinäramt. Das Amt hatte – in Kenntnis der arten- und tierschutzrechtlichen Brisanz der Veranstaltung – bisher nicht die angezeigten Maßnahmen ergriffen und die für die Veranstaltung erforderliche Erlaubnis trotz der bekannten Missstände wiederholt erteilt. Die Tierrechtsorganisation appelliert an alle Tierfreunde, derartige Reptilienbörsen zu meiden.
„Schon in den vergangenen Jahren wurden rund um die ‚Terraristika‘ etliche, zum Teil streng geschützte exotische Tiere beschlagnahmt, die zuvor von Schmugglern unter höchst tierschutzwidrigen Bedingungen oft über etliche Stunden transportiert wurden“, so Dörte Röhl, Tierärztin und Fachreferentin für Tierische Mitbewohner bei PETA Deutschland e.V. „Medienberichten zufolge darf sogar ein Stammaussteller aus der Ukraine, der noch im Dezember letzten Jahres wegen der illegalen Einfuhr von über 130 seltenen Amphibien und Reptilien gefasst wurde, im März wieder für die Börse nach Deutschland einreisen und theoretisch dort handeln. Das ist völlig unverständlich. Weder die Veranstalter noch das zuständige Veterinäramt haben bisher etwas unternommen, um diesem illegalen Handel rund um die Veranstaltung Einhalt zu gebieten – das muss Konsequenzen haben.“
 
Auf der Börse sind wiederholt die tierschutzwidrigen Haltungsbedingungen aufgefallen, die auf eklatante Weise den Vorgaben der vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz herausgegebenen und in Nordrhein-Westfalen verbindlichen „Leitlinien zur Ausrichtung von Tierbörsen unter Tierschutzgesichtspunkten“ widersprechen: Die Ausstellungsbehältnisse sind vielfach zu klein, ohne geeignete Rückzugsmöglichkeiten und teilweise sogar nach mehreren Seiten hin durchsichtig. Gerade dies verursacht erheblichen Stress bei Reptilien, denn sie sind nicht in der Lage, durchsichtige Wände als Begrenzungen zu verstehen. Daher sind auf der „Terraristika“ immer wieder lang andauernde verzweifelte Fluchtversuche der Tiere aus ihren Boxen zu beobachten. Reptilien und Amphibien sind nicht domestiziert – also nicht an ein Leben mit dem Menschen angepasst –, deshalb leiden sie immer unter der Gefangenschaft.

Der Handel mit Wildtieren ist nicht nur mit Leid und Stress für die betroffenen Tiere verbunden, sondern stellt auch eine Gefahr für die heimische Natur dar. Über die Tiere können Krankheiten eingeschleppt werden, an die die heimische Fauna nicht angepasst ist – ganze Arten können aussterben. Weitgehend unbekannt ist darüber hinaus die Tatsache, dass solche Reptilienbörsen auch ein hohes Gesundheitsrisiko für den Menschen bergen. Beim Umgang mit Reptilien besteht eine hohe Gefahr einer Salmonelleninfektion, die besonders für Säuglinge und kleine Kinder gefährlich werden kann. Das „Herumreichen“ der Tiere auf der Börse – wie es dort üblich ist – begünstigt die Verbreitung der Erreger enorm.

Nach Meldungen des Deutschen Tierschutzbundes wurden alleine in den letzten fünf Jahren rund 30.000 Reptilien in deutschen Tierheimen abgegeben. Viele der hochempfindlichen Lebewesen sterben jedoch bereits nach wenigen Monaten aufgrund fehlender Kenntnisse der Käufer. Wer sich intensiv mit der Haltung exotischer Tiere beschäftigt und geeignete Rahmenbedingungen bieten kann, sollte einem der zahlreichen Tiere aus dem Tierheim ein neues Zuhause bieten.
 
Weitere Informationen:
Terraristika-Info.de/HinterdenKulissenderTerraristika
 
Kontakt:
Jana Fuhrmann, +49 (0)711 860591-529, [email protected]

Kontakt

Kontakt
Kopieren