
Neben weltbekannten Pelzgiganten wie Dänemark oder Polen betreibt auch Griechenland rund 90 aktive Nerzfarmen. Angesichts des erheblichen Gesundheitsrisikos in Verbindung mit COVID-19-Ausbrüchen auf Nerzfarmen erhält die Pelzzucht derzeit viel Aufmerksamkeit. So gab das griechische Ministerium für ländliche Entwicklung und Ernährung am 16.11.2020 bekannt, dass Nerze auf einer Pelzfarm in der Gegend von Kozani im Norden des Landes positiv auf das Coronavirus getestet wurden [1]. Ähnlich wie im November 2020 in Dänemark wurden als Vorsichtsmaßnahme auch auf der griechischen Farm alle 2.500 Nerze qualvoll gekeult und ihre Körper verbrannt.
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Deutsche Übersetzung des Anschreibens
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Mitsotakis,
mit Entsetzen habe ich erfahren, dass in Griechenland noch immer Tiere ihrer Pelze wegen gewaltsam getötet werden. Ich finde es äußerst beunruhigend, dass griechische Pelzfarmen nicht nur immenses Leid für Tiere verursachen, sondern jüngst auch zu einer Gefahr für die menschliche Gesundheit geworden sind.
Medienberichten zufolge haben sich Nerze auf griechischen Pelzfarmen mit dem Coronavirus infiziert. Für die Tiere bedeutet dies zusätzliches Leid und eine noch größere Belastung, denn im Gegensatz zu Menschen werden sie weder tierärztlich versorgt noch sicher und stressfrei untergebracht. Auf knapp 90 Pelzfarmen in Griechenland leben Nerze in winzigen, eng aneinander gereihten Gitterkäfigen. Durch die beengte und artwidrige Haltung werden Bakterien und Viren von kranken oder verletzten Tiere über Urin, Exkremente, Eiter und Blut leicht auf Artgenossen übertragen. Das Leben in Gefangenschaft auf engstem Raum bedeutet für die Wildtiere enormen Stress und führt zu Verhaltensstörungen wie etwa zur Selbstverstümmelung. Viele Nerze werden infolge der grausamen Haltung schlichtweg wahnsinnig.
Es ist an der Zeit zu handeln: Bitte schließen Sie die Pelzindustrie ein für alle Mal, um das unsägliche Leid der Tiere zu beenden und eine Ausweitung der aktuellen Pandemie sowie den Ausbruch künftiger Pandemien zu verhindern. Wie Sie wissen, ist das Coronavirus auf dänischen Pelzfarmen zwischenzeitlich mutiert und konnte sich unter Tieren und Mitarbeitern weiter ausbreiten. Eine solche Gefährdung der Öffentlichkeit durch Pelzfarmen muss verhindert werden.
Das niederländische Parlament hat mit überwältigender Mehrheit dafür gestimmt, die geplante Umsetzung eines Pelzfarmverbotes in den Niederlanden aufgrund der Verbreitung von COVID-19 vorzuziehen. Entsprechende Verbote wurden bereits in Österreich, Tschechien, Israel, Großbritannien und weiteren Ländern erlassen.
Im Interesse des Tierschutzes und der menschlichen Gesundheit bitte ich Sie daher, die noch bestehenden Pelzfarmen zu schließen und unverzüglich Gesetze zum Verbot von Pelzfarmen zu erlassen.
Mit freundlichen Grüßen,
Pelzfarmen sind Brutstätten für Viruserkrankungen
Nerze sind Wildtiere, die in freier Natur ein großes Revier bewohnen und 60 bis70 Prozent ihrer Zeit im Wasser verbringen. Auf Pelzfarmen hingegen vegetieren die scheuen und sensiblen Einzelgänger in winzigen Gitterkäfigen dicht an dicht mit ihren Artgenossen dahin. Aufgrund der artwidrigen Haltung neigen viele Nerze zur Selbstverstümmelung und zeigen stereotypes Verhalten, darunter ständiges Im-Kreis-drehen oder endloses Hin- und Herlaufen im Käfig. Die unhygienischen und stressigen Haltungsbedingungen auf Pelzfarmen ermöglichen eine leichte Verbreitung von Viren. So konnte sich das Coronavirus SARS-CoV-2 auf zahlreichen Nerzfarmen in Europa und weltweit rasant verbreiten und mutieren, was die Wirkung künftiger Impfstoffe einschränken und die Eindämmung der Pandemie weiter erschweren könnte.
Die griechische Pelzindustrie ist seit Jahren rückläufig
Die Pelzindustrie in Griechenland spürt den Rückgang der weltweiten Nachfrage nach Pelzprodukten deutlich. Daten der griechischen Statistikbehörde aus dem Jahr 2018 zeigen einen sichtbaren Rückgang der griechischen Pelzexporte [2]. Dennoch werden weiterhin Tausende Nerze in winzige Gitterkäfige gesperrt und im jungen Alter von sechs Monaten vergast.
Pelz ist kein Kulturerbe
Um den Untergang der grausamen Industrie zu verhindern, reichte der Verband der griechischen Pelzindustrie 2016 einen Antrag auf Anerkennung der Pelzproduktion im nationalen Inventar des immateriellen Kulturerbes ein. Ziel einer solchen Aufnahme in das Landesinventar ist die Möglichkeit, die abgezogenen Tierhäute als eine Art Kunstform bezeichnen zu können.
Der Antrag wurde abgelehnt, und die zuständige Direktion hob hervor, dass eine Tätigkeit, die auf der Tötung von Tieren ausschließlich zum Zweck der Aneignung ihrer Felle basiert, nicht mit den Grundprinzipien einer nachhaltigen Entwicklung vereinbar ist. [3]
Griechische Pelzindustrie durch EU-Subventionen am Leben gehalten
Trotz des Rückgangs der Exportzahlen und der Entscheidung namhafter Modedesigner wie Donatella Versace oder Jean Paul Gaultier, keine Pelze mehr zu verwenden, hat die griechische Regierung die Zahl der landesweiten Pelzfarmen von 43 im Jahr 2011 auf 131 im Jahr 2018 ausgebaut. Außerdem wurden die staatlichen Beihilfen für die Pelzindustrie aus nationalen und vor allem EU-Subventionen weiter erhöht [4]
Es ist an der Zeit, dass das griechische Parlament diese sterbende Industrie mit all dem Schmerz und Leid, das sie verursacht, ein für alle Male verbietet.
Was Sie tun können
- Kaufen Sie keinen Pelz. Wer heute noch Tierfelle trägt, verursacht nicht nur den millionenfachen Tod von Tieren, sondern schaufelt möglicherweise auch sein eigenes Grab und das seiner Mitmenschen.
- Unterzeichnen Sie jetzt unsere Petition an die griechische Regierung und fordern Sie die Einführung eines Pelzfarmverbots.
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Quellen
[1] Brief des griechischen Ministeriums für landwirtschaftliche Entwicklung und Lebensmittel an die Weltgesundheitsorganisation. Online unter:
https://www.oie.int/fileadmin/Home/MM/Greece_First_COVID-19_case_in_mink_OIE.pdf (zuletzt eingesehen am 09.12.2020)[2] The Greek Government Wastes EU Funds on the Cruel and Dying Fur Industry. Vegaia. Online unter:
https://vegaia.gr/the-greek-government-wastes-eu-funds-on-the-cruel-and-dying-fur-industry/
(zuletzt eingesehen am 09.12.2020)[3] Fur Farming in Greece: Cruelty or Commerce. The Greek Reporter. Onine unter:
https://greece.greekreporter.com/2018/07/03/fur-farming-in-greece-cruelty-or-commerce/?fbclid=IwAR1XPY9a1s_96EDgcra9cjsuyOKfUaCTbQYxB9sraiTqkP_Kc0Jh0Ng6Pm8
(zuletzt eingesehen am 09.12.2020)[4] Datenanalyse-Export von VeGaia, Analyse von Pelzexporten, basierend auf statistische Daten von der Griechischen Statistikbehörde. Online unter:
https://vegaia.gr/issue/stoicheia-statistika/ (zuletzt eingesehen am 09.12.2020)