Pferderipper: Warum schlitzen Menschen Pferde auf?

Regelmäßig erreichen uns von PETA Deutschland Meldungen von Whistleblowern zu deutschlandweiten Fällen sogenannter Pferderipper: Hierbei brechen unbekannte Täter zumeist nachts auf Weiden ein, mit dem Ziel, Pferde teils schwer zu verletzen und in besonders grausamen Fällen sogar zu töten. Obwohl Fälle von Pferderippern in den Medien und sozialen Netzwerken auf große öffentliche Resonanz stoßen, gibt es derzeit noch kein behördliches Register, das alle Anschläge auf Pferde durch Tierquäler aufführt.

Wir von PETA Deutschland fordern ein solches Register zur effizienteren Strafverfolgung von Tierquälern wie den Pferderippern. In diesem Beitrag erfahren Sie, welche Motive hinter der Tierquälerei stecken und was Sie als Pferdehalter tun können, um in Ihrer Nähe lebende Pferde vor Angriffen durch Pferderipper zu schützen.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Pferderipper?

Pferderipper, was übersetzt so viel heißt wie „Pferdeschlitzer“, ist eine umgangssprachliche Bezeichnung für Personen, die Pferde auf grausame Weise gezielt verstümmeln, quälen und in vielen Fällen töten. Oft müssen die schwer verletzten Tiere nach einer Attacke durch einen Pferderipper eingeschläfert werden. Der Begriff ist an den britischen Serienmörder Jack the Ripper angelehnt.

Der erste Fall eines systematisch vorgehenden Gewalttäters, der in Deutschland Pferde quälte und daher Pferderipper genannt wurde, spielte sich von 1993 bis 2003 in Niedersachsen ab. [2] Laut dem Landeskriminalamt Niedersachen handelte es sich um eine Serie von etwa 50 Pferdetötungen. Die Ermittlungsgruppe war speziell für diese Fallserie aufgestellt worden. Aus den Ermittlungen ging hervor, dass dabei ein Einzeltäter agierte. [2] Der mutmaßlich waffenkundige Jäger [2] ging bei seinen Taten planmäßig vor, brach vorwiegend zu festen Zeiten am Wochenende auf Koppeln ein und benutzte neben Messern auch selbstgebaute Stichwaffen in Lanzenform, mit denen er die Pferde quälte und tötete. Teilweise nutzte der Mann auch Schusswaffen, um seine grausamen Gewaltfantasien in die Tat umzusetzen. [3] Bei den Tatorten handelte es sich vorwiegend um Weiden und Pferdehöfe.

Der medienwirksame Einzeltäter zog und zieht bis heute zahlreiche Trittbrettfahrer nach sich, die Pferden ebenfalls Stiche und Schnitte in der Bauchregion, an den Beinen oder an den Genitalien zufügen. In manchen Fällen schneiden unbekannte Täter überdies Körperteile wie Ohren [4] oder den Schwanz der Tiere ab.

Pferd auf einer Weide
Immer wieder werden Pferde Opfer von Tierquälern.

Wie gehen Pferderipper vor?

Pferderipper zeichnen sich in vielen Fällen durch ein perfide geplantes Vorgehen aus. Inzwischen wurden an über 250 Tatorten in ganz Deutschland mehr als 900 Pferde verletzt oder getötet. [5] Da sich jedoch nicht jeder Pferdehalter an die Polizei wendet und es kein offizielles Fallregister gibt, ist von einer deutlich höheren Dunkelziffer auszugehen. Das Vorgehen ist zumeist dasselbe: Unbekannte steigen in der Regel nachts auf Koppeln oder brechen in Ställe ein und attackieren die Tiere mit scharfen Gegenständen. [4] In vielen Fällen schockiert vor allem das teils professionelle Vorgehen der sogenannten Pferderipper: Manche Täter sollen die Ställe und Weiden über Zeiträume bis zu mehreren Wochen hinweg systematisch beobachten und dann einbrechen, sobald Halter beispielsweise vergessen, den Stall abzuschließen. Im Zuge dessen zeichnen sich viele der Täter damit aus, mit den Örtlichkeiten vertraut zu sein und so beispielsweise die Wege über weitläufige Koppeln zielgerichtet zu finden.

Zudem werden viele Taten auf fachkundige Art ausgeübt, beispielsweise, indem den Pferden präzise Körperteile abgetrennt werden. [6] In vielen Fällen haben die Täter gewisse Vorkenntnisse über die Tiere, um überhaupt nah genug an die Pferde heranzukommen.

Mittlerweile wurden in den am stärksten betroffenen Bundesländern wie Niedersachsen, Hessen und Sachsen-Anhalt Sonderkommissionen der Polizei eingerichtet, die die Fälle untersuchen und gemeinsam Täterprofile erstellen, um Täter aufzuspüren. Immer wieder kommt es zu Festnahmen, einige Täter standen bereits vor Gericht – wie im Fall eines Pferderippers nahe Hamburg. 2015 hatte die betroffene Pferdehalterin Kameras installiert und sich auf die Lauer gelegt, um den regelmäßigen Verletzungen der Pferde in ihrem Stall auf den Grund zu gehen. Mit Erfolg: Der 17-jährige Täter konnte auf frischer Tat ertappt und überführt werden. Es wird davon ausgegangen, dass der nach Jugendstrafrecht verurteilte junge Mann in acht Jahren rund 400 Pferde missbrauchte. Die auferlegte Strafe wurde nicht öffentlich gemacht. [7]

Auch in Deutschland treiben sogenannte Pferderipper ihr Unwesen und quälen wehrlose Pferde.

Welche Pferde sind gefährdet?

Allein zwischen 2014 und 2016 wurden mindestens 284 Pferde verletzt oder getötet, wobei es sich um Tiere ganz unterschiedlicher Größe und Pferdeart handelte. Auch das Alter der Vierbeiner scheint kein Rolle zu spielen. [6] Auffällig ist in den meisten Fällen das Geschlecht der gequälten Tiere: Zu 71 Prozent waren die attackierten Pferde weiblich. [6] Gefährdet sind vor allem zahme Pferde, die auf gut zugänglichen Weiden im Freien gehalten werden.

Welche Motive haben Pferderipper?

Forensiker gehen von psychisch und möglicherweise sexuell gestörten Tätern aus, da diese die Pferde oft an den Geschlechtsteilen verletzen. [1] Obwohl es derzeit keine klaren, wissenschaftlich fundierten Erkenntnisse zu den Motiven der Übergriffe gibt, weisen untersuchte Fallzahlen von 2014 bis 2016 ebenfalls auf sexuell motivierte Tätermotive mit sadistischen Gewaltfantasien hin. Dazu zählen auch Sodomie und Zoophilie. Im Zentrum der Taten steht zumeist das Ausüben von Macht und Kontrolle über ein anderes, meist wehrloses Lebewesen. Pferde gelten dabei als besonders kraftvoll, edel und schön und nehmen dadurch besonderen Symbolcharakter ein. Durch die Tötung erhoffen sich manche Täter, dass diese Eigenschaften auf sie übergehen. [1]

Während bei einem Großteil der Übergriffe von männlichen Pferderippern ausgegangen wird, lässt sich das nicht grundsätzlich verallgemeinern: In einigen Fällen wurden auch Täter wie ein 13-jähriges Mädchen ermittelt, das neben Pferden auch andere Tiere quälte. [3]

Pferderipper-Challenge im Darknet für aktuelle Vorfälle verantwortlich?

Nachdem auch in Frankreich immer wieder brutale Fälle von Pferdemissbrauch und Tötungen bekannt wurden, vermutet die Polizei hinter den steigenden Fallzahlen auch hierzulande einen morbiden Internettrend. [5, 7] Grund könnte eine Plattform im gut verschlüsselten Darknet sein, auf der sogenannte Fetischsammler vor anderen mit ihren „Trophäen“ prahlen. Immer wieder wurde von Fällen berichtet, in denen die Täter den Pferden Ohren und andere Körperteile abschnitten und mitnahmen.

Hinter der Tierquälerei könnte ein grausamer Internettrend aus dem verschlüsselten Darknet stecken.

PETA fordert behördliches Register zur Aufklärung der Taten

Tierquälerei ist kein Kavaliersdelikt und muss entsprechend strafrechtlich verfolgt und geahndet werden. Seit 2013 registrieren wir von PETA Deutschland bundesweit Taten von Pferderippern und stellen diese Informationen den ermittelnden Behörden gerne zur Verfügung.

Um Fälle dieser Art schneller und effizienter aufdecken zu können, fordern wir von PETA Deutschland die Einführung eines behördlichen Registers, in dem Anschläge auf Pferde und bereits überführte Tierquäler erfasst werden. So könnten mögliche Tatzusammenhänge aufgezeigt sowie Täterprofile erstellt werden. Behörden könnten auch überregional effektiver zusammenarbeiten. Pferdehalter würden über Gefahrenschwerpunkte informiert und gewarnt werden, um ihre Vierbeiner besser vor Angriffen schützen zu können. Außerdem fordern wir für überführte Tierquäler strenge juristische Konsequenzen, denn nur so kann eine abschreckende Wirkung erzielt werden.

Zusammenhang zwischen Gewalttaten an Tieren und Menschen

PETA warnt eindringlich davor, dass insbesondere Taten, die von sogenannten Pferderippern begangen werden, als Indikator für eine mögliche Vorstufe schwerer Sexual- oder Gewaltdelikte gelten. Zahlreiche Mörder vergingen sich zunächst an Tieren, bevor ihnen Menschen zum Opfer fielen. So quälte der als „Rhein-Ruhr-Ripper“ bekannte Serienmörder Frank Gust zunächst Pferde, Schafe und Rinder, bevor er vier Frauen auf exakt dieselbe Weise tötete wie zuvor die Tiere.

Psychologen, Gesetzgeber und Gerichte sind sich mittlerweile einig, dass Vergehen an Tieren vermehrt Aufmerksamkeit verlangen. Aggressionsforscher Dr. Christoph Paulus von der Universität des Saarlandes äußerte sich im Gespräch mit uns dazu: „Geschätzte 80 bis 90 Prozent aller extremen Gewalttäter haben vorher bereits Tiere gequält.“

Person mit Brechstange vor Scheinwerfern
Tierquälerei und Tiertötungen sind oft eine Vorstufe der Gewalt gegenüber Menschen.

4 Tipps, um Pferde vor Pferderippern zu schützen

Wir von PETA Deutschland raten Pferdehaltern zur besonderen Aufmerksamkeit, wenn ein sogenannter Pferderipper umgeht. Pferdehalter können zum Schutz ihrer Tiere die folgenden Maßnahmen ergreifen:

  • Sichern Sie Ihre Weiden mit Videoüberwachung. Wenn Sie die Möglichkeit haben, bringen Sie die Pferde nachts auf dem Hof oder in einer sicheren Scheune unter statt auf einer abgelegenen Wiese. Führen Sie Kontrollgänge zu unregelmäßigen Zeiten mit mindestens zwei Personen durch. Führen Sie stets ein Mobiltelefon für den Notfall mit.
  • Sichern Sie – auch nach Anraten des Landeskriminalamts – insbesondere in betroffenen Regionen alle Einstiegsmöglichkeiten des Stalls so, dass sich fremde Personen keinen Zugang verschaffen können. Indem Sie Bewegungsmelder und Videokameras installieren, können Sie ungewöhnliche Vorgänge dokumentieren und zugleich mögliche Pferderipper vom Stall fernhalten.
  • Melden Sie verdächtige Beobachtungen sofort der zuständigen Polizeibehörde.
  • Vernetzen Sie sich mit anderen Pferdehaltern, sprechen Sie mit Nachbarn und anderen Weidenutzern. Je mehr Menschen die Augen offen halten, desto schwieriger haben es potenzielle Täter.
  • Melden Sie Tierquälerei an PETA , damit wir gemeinsam dagegen vorgehen können!