
Der etwa 44-jährige Schimpanse Robby wird bei Circus Belly seit Jahrzehnten einzeln gehalten, wo er ein trauriges Dasein in einem kleinen, umgebauten Lkw-Anhänger fristet. Wegen der jahrelangen Isolation leidet Robby unter schwerwiegenden, amtstierärztlich diagnostizierten Verhaltensstörungen, denn in der Natur leben Schimpansen in Gruppen mit mehreren Dutzend Tieren und einer komplexen Sozialstruktur. Experten zufolge sind auch Menschen keine adäquaten Sozialpartner für Schimpansen – die Tiere brauchen den Kontakt zu Artgenossen.
Im November 2018 urteilte das Oberverwaltungsgericht Lüneburg, dass Robby nicht in eine auf die Resozialisierung von Schimpansen spezialisierte Auffangstation umziehen darf – obgleich das Gericht ausdrücklich feststellte, dass die Einzelhaltung des Menschenaffen im Zirkus nicht artgerecht ist und gegen das Tierschutzgesetz verstößt.
Ein Leben im winzigen Zirkuswagen
Seit dem Gerichtsurteil ist Robby nun endgültig dazu verdammt, auch in seinen letzten Lebensjahren noch in einem kleinen Zirkusanhänger durch Deutschland gekarrt zu werden. Schimpansen haben hohe Haltungsansprüche und werden in Gefangenschaft, selbst in vermeintlich „großen“ Zoogehegen, häufig seelisch krank. [1]

Der Landkreis Celle, die für den Zirkus zuständige Genehmigungsbehörde, bestätigte bereits 2015, dass die Haltung von Robby nicht artgerecht ist und heutzutage nicht mehr genehmigt würde [2]. Dennoch besteht durch diese Behörde eine Tierhalteerlaubnis, mit der Robbys Unterbringung bei Circus Belly auf nur rund 65 Quadratmetern weiterhin geduldet wird. Robby muss sich in der Realität jedoch die meiste Zeit mit einem etwa 25 Quadratmeter kleinen, beheizbaren Zirkuswagen inklusive „Balkon“ begnügen. Dabei sind die erhöht eingezogenen Ebenen schon zur Grundfläche hinzugerechnet. Hinzu kommt ein mit Gitter umzäunter Außenbereich von etwa 39 Quadratmetern, der allerdings nur bei geeigneten Witterungsbedingungen zugänglich ist.

Mangelhaltung für letzten Menschenaffen im Zirkus wird weiter geduldet
Die Haltungsbedingungen bei Circus Belly liegen damit weit unter den Mindestanforderungen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). [3] Demnach müssten Innen- und Außengehege deutlich größer sein. Für eine bis zu vierköpfige Schimpansengruppe in Zoos werden jeweils 200 Quadratmeter innen und außen vorgeschrieben – Robby sollten also insgesamt mindestens 400 Quadratmeter zur Verfügung stehen.
Verantwortlich für die Erteilung der Tierhaltegenehmigung nach § 11 TierSchG ist die Veterinärbehörde des Landkreises Celle. Diese muss eine Vergrößerung des Geheges anordnen, damit sich Robbys Lebenssituation wenigstens etwas verbessert – bislang blieb unsere Forderung jedoch leider ungehört.
Was Sie tun können
- Bitte besuchen Sie niemals einen Zirkus, in dem Tiere auftreten müssen – denn mit Ihrer Eintrittskarte zahlen Sie stets für Gewalt und Ausbeutung.
- Bitte unterzeichnen Sie auch unsere Petition für ein Tierverbot im Zirkus: www.peta.de/tierverbot-zirkus
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Quellen
[1] Science.ORF.at (2011): Gefangene Schimpansen werden seelisch krank. 11.07.2011. Online unter: https://sciencev2.orf.at/stories/1685187/index.html (zuletzt abgerufen am 26.2.2020)
[2] Volksstimme (2015): Zirkus weist PETA-Vorwürfe zurück. 20.08.2015. Online unter: http://www.volksstimme.de/nachrichten/lokal/burg/1522705_Zirkus-weist-Peta-Vorwuerfe-zurueck.html (zuletzt abgerufen am 26.2.2020)
[3] BMEL: Mindestanforderungen an die Haltung von Säugetieren; online: http://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/Tier/Tierschutz/GutachtenLeitlinien/HaltungSaeugetiere.pdf (zuletzt abgerufen am 26.2.2020)