„Tierversuche kosten Leben“: PETA kritisiert unsachgemäßes Tierversuchs-Poster der Universität Tübingen und reagiert mit eigener Infografik

PETA Logo

Tübingen / Stuttgart, 23. August 2018 – Tierversuche kosten Leben: Eine Studentin informierte PETA darüber, dass an der Universität Tübingen Poster mit selektiven Zahlen und Fakten zum Thema Tierversuche aushängen, die ein falsches Bild von der Notwendigkeit der Experimente vermitteln. Auf ein Schreiben der Tierrechtsorganisation mit Bitte um Stellungnahme entgegnete die Universität, dass Tierversuche als Baustein der Forschung unverzichtbar seien, ging jedoch nicht auf den Vorwurf der einseitigen Darstellung auf dem Poster ein. Um den Kontext richtigzustellen, reagiert PETA nun mit einem eigens entworfenen Poster zum Thema Tierversuche in der medizinischen Forschung.

„Tierversuche sind grausam und gerade im medizinischen Bereich außerdem unwissenschaftlich und gefährlich“, so Anne Meinert, Kognitionsbiologin und Fachreferentin gegen Tierversuche bei PETA. „Die Ergebnisse aus den Experimenten sind nicht auf den Menschen übertragbar, was auch hinreichend wissenschaftlich belegt ist. Studierende werden in ihrer Ausbildung teilweise gezielt einseitig informiert.“
 
Das Poster der Universität Tübingen schließt mit dem Satz „Tierversuche retten Leben“. In Anbetracht der Millionen Tiere, die im Rahmen sogenannter Wissenschaft in grausamen Experimenten gequält und getötet werden, ist diese Aussage PETAs Ansicht nach pietätlos. Die Organisation weist zudem darauf hin, dass es unmöglich ist, eine Aussage zum Stand der wissenschaftlichen Forschung zu treffen, der ohne Tierversuche erreicht worden wäre. Meinert erklärt: „Es gibt genauso wesentliche Fortschritte in der Medizin, die klinischen Studien zugeschrieben werden können. Die reine Aufzählung medizinischer ‚Errungenschaften‘ ist daher keineswegs ein Argument, um am überholten Konzept der Tierversuche festzuhalten – zumal es zahlreiche innovative Alternativen gibt.“
 
Wissenschaftliche Forschung steht für Innovation, Fortschritt und für die Auseinandersetzung mit komplexen Themen. Im Gegensatz dazu baut wissenschaftlicher Erfolg, also Publikationen und der Erhalt von Fördermitteln, auf Tierversuchen auf und ist Ausdruck eines fehlgeleiteten Karrieresystems. Studierende wachsen von Beginn an in dieses überholte System hinein. Daher ist es besonders wichtig, dass sie die Möglichkeit haben, sich eine eigene Meinung zu bilden. Dies ist jedoch nur schwer möglich, wenn Informationen – wie auf dem Poster der Universität – selektiv und unvollständig dargestellt werden und somit einen falschen Eindruck von der Notwendigkeit von Tierversuchen vermitteln.
 
Universitäre Forschung zählt meist zum Bereich der Grundlagenforschung, der mit 53 Prozent (Stand 2016) den größten Anteil aller Tierversuche ausmacht [1]. Diese „Neugierforschung“ wird oft damit gerechtfertigt, dass Erkenntnisse daraus unverzichtbar und die Grundlage für medizinischen Fortschritt seien. Studien zeichnen allerdings ein anderes Bild: Es werden nicht nur Steuergelder verschwendet, sondern es ist auch kein tatsächlicher klinischer Nutzen von Tierversuchen nachweisbar [2,3,4,5]. Dass das Poster der Universität nicht über tierversuchsfreie Forschungsmethoden informiert, steht laut der Tierrechtsorganisation in Einklang mit dem massiven Ungleichgewicht bei der finanziellen Förderung tierfreier Methoden im Vergleich zur Forschung mittels Tierversuchen. Jedes Jahr werden drei Milliarden Euro an Steuergeldern in die Tierversuchsindustrie investiert. Für die Forschung an Alternativmethoden hingegen stehen weniger als ein Prozent der staatlichen Mittel zur Verfügung [6].
 
PETAs Motto lautet in Teilen, dass Tiere nicht da sind, um an ihnen zu experimentieren. „Wissen schafft Heilung“ – dieser Aussage des Posters entsprechend fordert die Tierrechtsorganisation einen Paradigmenwechsel in der wissenschaftlichen Forschung und die Abkehr von Tierversuchen.
 
[1] https://www.bmel.de/DE/Tier/Tierschutz/_texte/TierschutzTierforschung.html?notFirst=false&docId=10323474#doc10323474bodyText5.
[2] Chalmers, I. et al.: Research: increasing value, reducing waste 1: How to increase value and reduce waste when research priorities are set. The Lancet 2014: 383 (9912); 156–165.
[3] Greek, R. & A. Menache: Systematic Reviews of Animal Models: Methodology versus Epistemology. International Journal of Medical Sciences 2013: 10; 206-221.
[4] Pandora, P. et al.: Where is the evidence that animal research benefits humans? British Medical Journal 2004; 328, 514-517.
[5] Pandora P. & M. B. Bracken: How predictive and productive is animal research? British Medical Journal 2014; 348:g3719.
[6] https://www.aerzte-gegen-tierversuche.de/images/pdf/forschungsfoerderung.pdf.
 
Weitere Informationen:
PETA.de/Tierversuche
 
Kontakt:
Denis Schimmelpfennig, +49 711 860591-528, [email protected]

Kontakt

Kontakt
Kopieren