Tiger greifen Pfleger im Köthener Tierpark an – PETA warnt: Wildtiere in Zoos gefährden Besucher und Mitarbeiter

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Köthen / Stuttgart, 12. Oktober 2018 Medienberichten zufolge wurde ein 19-jähriger Pfleger des Köthener Tierparks heute Vormittag von den Pranken zweier Tiger schwer verletzt, da er bei der Fütterung zu nahe am Gehege war. Er musste mit dem Helikopter in ein Krankenhaus geflogen werden. Laut früheren Aussagen von Tierparkmitarbeitern seien die Tiger sehr menschenbezogen und erhielten auch „Streicheleinheiten“. PETA kritisiert den Tierpark scharf, denn die Mitarbeiter riskieren durch den engen Kontakt mit den Tieren schwere Verletzungen. Die Tierrechtsorganisation appelliert an die Tierparkverantwortlichen, den Schutz der Mitarbeiter ernst zu nehmen, und fordert mittelfristig zudem ein Nachzucht- und Importverbot von Tigern in deutschen Zoos.
 
„Dass der Tierpark die beiden Tiger von einem Reisezirkus übernommen hat, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Allerdings sind auch diese Tiger keine Schmusekatzen“, so Dr. Yvonne Würz, Biologin und Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsbranche bei PETA. „Unfälle und Ausbrüche lassen sich langfristig nur verhindern, wenn die Tiere nicht mehr eingesperrt werden.“
 
Immer wieder kommt es in Zoos zu Unfällen und Ausbrüchen von Großkatzen mit teils tödlichen Folgen. Zuletzt wurde im September 2017 ein Pfleger im Chemnitzer Tierpark von einer Leopardin ins Gesicht gebissen und schwer verletzt. Im November 2006 wurde eine Tierpflegerin von derselben Leopardin in den Kopf gebissen, weil ein Schieber zum Käfig nicht verriegelt war. Die 23-Jährige erlag ihren Verletzungen. 2004 griff ebenfalls in Chemnitz ein Löwe eine Pflegerin an und verletzte sie schwer. Auch damals hatte ein Schieber zum Außengehege aufgestanden. 2013 tötete ein Tiger einen Tierpfleger im Allwetterzoo Münster; im Jahr zuvor wurde eine Wärterin im Kölner Zoo ebenfalls von einem Tiger getötet.
 
Durch die artwidrige Haltung in viel zu kleinen Gehegen in Zoos und Tierparks nutzen die Großkatzen der Tierrechtsorganisation zufolge jede Gelegenheit, ihrem Gefängnis zu entkommen. Seit Anfang 2012 konnten in verschiedenen Einrichtungen mindestens sieben Mal Großkatzen aus ihren Gehegen entkommen, zuletzt 2017 ein Luchs aus der Zoom Erlebniswelt in Gelsenkirchen. 2016 brachen sowohl im Zoo Leipzig als auch im Wildpark Johannismühle jeweils zwei Löwen aus. In Leipzig wurde eines der Tiere bei seinem Fluchtversuch erschossen. Auch ein Schneeleopard im Wuppertaler Zoo konnte 2016 aus seinem Gehege entkommen.
 
PETAs Motto lautet in Teilen, dass Tiere nicht da sind, um uns zu unterhalten oder in irgendeiner anderen Form ausgebeutet zu werden. Die Organisation weist darauf hin, dass bestimmte Tiergruppen wie Großkatzen, Eisbären oder Menschenaffen immens unter der Gefangenschaft leiden und eine permanente Gefahr für Besucher und Zoopersonal darstellen. In Gefangenschaft geborene Großkatzen können zudem in der Regel nicht ausgewildert werden, daher trägt die Haltung dieser Tiere in Zoos nicht zum Artenschutz bei. Während Leoparden, Tiger und Löwen in freier Wildbahn Reviere von vielen Quadratkilometern bewohnen, sind sie in Zoogefangenschaft zu einem qualvollen Leben auf wenigen Quadratmetern verdammt. Artwidrige Haltungsbedingungen und schwere Verhaltensstörungen sind dort eher die Regel als die Ausnahme. Die Besucher lernen nichts über die Bedürfnisse und Lebensverhältnisse von Tieren, wenn diese ihr Dasein in artwidriger, beengter Gefangenschaft fristen. PETA fordert, dass die Millionen an Steuergeldern, die derzeit für die Aufrechterhaltung der Zoobetriebe aufgebracht werden, in konkrete Projekte zum Schutz der letzten natürlichen Lebensräume der Tiere fließen.
 
Weitere Informationen:
PETA.de/Zooirrtuemer  
 
Kontakt:
 
Katharina Wicke, +49 711 860591-535, [email protected]

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