Tödlicher Beißvorfall in Bad Wildungen: PETA fordert Einführung eines Hundeführerscheins in Hessen

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Nachweis kann schwere Unfälle verhindern und ermöglicht Hunden ein tiergerechteres Leben

 
Bad Wildungen / Stuttgart, 10. September 2018 – Verantwortungslose Hundehaltung: Vergangenen Donnerstagabend wurde ein Pudel in Bad Wildungen von einem freilaufenden Staffordshire Terrier angefallen und tödlich verletzt. Die Halterin war mit dem siebenjährigen Pudel spazieren, als der Terrier auf sie zu rannte und dem Hund unvermittelt in den Kopf biss. Trotz veterinärmedizinischer Hilfe starb er kurz darauf an den schweren Verletzungen. Gegen den Halter des Staffordshire Terriers wurde Anzeige erstattet. Angesichts dieses Vorfalls fordert die Tierrechtsorganisation PETA umgehend die Einführung eines sogenannten Hundeführerscheins in Hessen.
 
„Den Hund unangeleint herumlaufen zu lassen, war verantwortungslos und endete für den Pudel tödlich“, so Jana Hoger, Fachreferentin für tierische Mitbewohner bei PETA. „Das Problem liegt meist nicht beim Hund, sondern am anderen Ende der Leine. Jeder Hund, der falsch gehalten oder behandelt wird, kann zu einer Gefahr für Mensch und Tier werden – unabhängig davon, ob er einer ‚Rasse‘ angehört oder ein Mix ist.“
 
Regelmäßig ereignen sich teils schwere Beißvorfälle in Hessen. Vergangene Woche wurde ein Yorkshire Terrier in Kassel-Waldau von mehreren freilaufenden Hunden angefallen und tödlich verletzt. Im August fiel ein Dobermann-Mix Schulkinder in Kassel Süsterfeld-Helleböhn an. Wenige Wochen später rannte der Hund erneut auf einen Schulhof und verletzte weitere Kinder. Im April hat ein Staffordshire Terrier eine Frau in Kassel-Waldau angefallen und schwer verletzt.
 
Der Hundeführerschein sieht vor, dass künftige Halter bereits vor Aufnahme eines Hundes einen Theoriekurs absolvieren, bei dem sie das notwendige Fachwissen über eine tiergerechte Haltung und Aspekte wie Kommunikation und Bedürfnisse von Hunden erwerben. Anschließend an den theoretischen Kurs folgt für Halter und Hund ein gemeinsames obligatorisches Praxisseminar in einer Hundeschule. Ein solcher Nachweis kann sicherstellen, dass Hundehalter sachkundig mit ihrem Tier umgehen und die Signale ihres Vierbeiners richtig deuten. Eine funktionierende Kommunikation zwischen Hund und Halter ist unerlässlich, um Beißvorfälle zu verhindern. Zudem vermittelt das Training Kenntnisse über die Anforderungen der Hundehaltung, die für ein tiergerechtes Leben der Hunde unerlässlich sind.
 
Als erstes deutsches Bundesland hat Niedersachsen einen Sachkundenachweis für Hundehalter beschlossen – der allgemeine Hundeführerschein ist dort seit Juli 2013 verpflichtend [1]. Nachweislich konnte nach drei Jahren eine Reduzierung von Vorfällen erreicht werden [2]. Einer repräsentativen Umfrage aus dem Jahr 2016 zufolge unterstützt mit 65 Prozent eine deutliche Mehrheit der Deutschen die Einführung des Sachkundenachweises für Hundehalter [3]. Wer in München nach dem 1. Mai 2014 einen Hundeführerschein absolviert hat, kann sich ein Jahr lang von der Hundesteuer befreien lassen. In Mannheim gilt eine zweijährige Steuerbefreiung für alle Hunde, deren Halter den Hundeführerschein nach dem 1. Januar 2016 erworben haben. Wer in Berlin seit dem 1. Januar 2017 einen Hund neu aufgenommen hat, ist dazu aufgefordert, sich die notwendige Sachkunde anzueignen.
 
Die Einführung eines Hundeführerscheins hat einen weiteren Vorteil: Sie kann Menschen, die sich noch nicht ausführlich mit dem Thema Hundehaltung auseinandergesetzt haben, von einem eventuellen Impulskauf abhalten. Jedes Jahr landen 80.000 Hunde in deutschen Tierheimen, darunter sehr viele Tiere, die unüberlegt „angeschafft“ wurden.
 
PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten, wir an ihnen experimentieren oder sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten.
 
[1] Niedersächsisches Gesetz über das Halten von Hunden (NHundG) (2011): http://www.voris.niedersachsen.de/jportal/portal/t/pgy/page/bsvorisprod.psml/action/portlets.jw.MainAction?p1=0&eventSubmit_doNavigate=searchInSubtreeTOC&showdoccase=1&doc.hl=0&doc.id=jlr-HundHaltGND2011rahmen&doc.part=R&toc.poskey=#focuspoint.
[2] Hannoversche Allgemeine (2016): Sachkunde-Nachweis. Hundeführerschein weiterhin umstritten. Online abrufbar unter: http://www.haz.de/Nachrichten/Der-Norden/Uebersicht/Hundefuehrerschein-in-Niedersachsen-auch-nach-drei-Jahren-noch-umstritten.
[3] YouGov (2016): Hundekot: Fast alle Deutschen sehen Halter in der Pflicht. Online abrufbar unter: https://yougov.de/news/2016/08/13/hundekot-fast-alle-deutschen-sehen-halter-der-pfli/.
 
Weitere Informationen:
PETA.de/Hundefuehrerschein
 
Kontakt:
Katharina Wicke, +49 711 860591-535, [email protected]

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