Verhaltensgestörte Elefanten in Starkenberg zum Reiten missbraucht: PETA appelliert an Behörden, gefährlichen Wildtierkontakt zu untersagen

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Starkenberg / Stuttgart, 29. April 2020 – Das Elefantenleid geht weiter: Circus Afrika, der aufgrund gravierender Missstände in der Tierhaltung seit Jahren für Negativschlagzeilen sorgt, plant nun, mit einem „Erlebnispark“ in Starkenberg sesshaft zu werden. Dort sollen die nachweislich verhaltensgestörten Elefanten ab dem 1. Mai in Tierschauen vorgeführt werden. Im weiteren Verlauf sind auch das Reiten, Streicheln, Baden und Fotoshootings mit den Tieren vorgesehen. PETA kritisiert das Vorhaben scharf und weist zudem auf die Gefahren des Wildtierkontakts hin: Die Elefanten wurden jahrzehntelang in der Manege ausgebeutet; ihr Verhalten ist unvorhersehbar. In europäischen und nordamerikanischen Zirkusbetrieben sind seit 1980 mindestens 52 Menschen von Elefanten getötet und mindestens 148 teilweise schwer verletzt worden. [1] Zudem wurden in den USA und in Indien bereits für Unterhaltungszwecke eingesetzte Elefanten positiv auf Tuberkulose getestet. Die Krankheit ist hochgradig ansteckend und von Elefanten auf den Menschen übertragbar. PETA appelliert nun an das Veterinäramt sowie das Ordnungsamt des Landkreises Altenburger Land, diese Risiken zu berücksichtigen und dem Zirkus den unmittelbaren Kontakt zwischen Besuchern und Wildtieren zu verbieten.

„Mit Circus Afrika lässt sich einer der rücksichtslosesten Zirkusbetriebe des Landes in Starkenberg nieder. Die Elefanten wurden viele Jahre für Auftritte missbraucht und quer durchs Land gekarrt. Diese Tiere sind frustriert – und ihre Verzweiflung kann sich jederzeit in einer neuen Tragödie entladen“, so Biologin Dr. Yvonne Würz, PETAs Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsbranche. „Es ist unverantwortlich, das tierquälerische Elefantenreiten zuzulassen, während Reiseveranstalter derartige ‚Attraktionen‘ im Ausland zum Schutz von Mensch und Tier zunehmend aus ihrem Angebot streichen.“

Circus Afrika eilt sein schlechter Ruf voraus
PETA geht davon aus, dass das Zirkusunternehmen den Reisebetrieb nicht aus Tierliebe einstellt. Da dem Zirkus und seinem Direktor Hardy Weisheit ein schlechter Ruf vorauseilt, dürfte es sich zunehmend schwierig gestaltet haben, Genehmigungen für Gastspiele zu erhalten. So fiel Weisheit 2019 durch Beschimpfungen und Drohungen gegen den Bürgermeister und weitere Mitarbeiter der Stadt Münchberg negativ auf, wo ihm ein Gastspiel verweigert wurde. [2] Zudem wurde er 2018 wegen Körperverletzung an einer Weimarer Amtsveterinärin rechtskräftig verurteilt (Az.: Ns 902 Js 14516/16). [3] In einer Chronik hat PETA die Verfehlungen des Zirkusbetriebs aufgelistet.

Gutachten bestätigen Tierleid bei Circus Afrika
Unzulässiges Anketten der Elefanten während des Tages, mangelnde Beschäftigungsmöglichkeiten, Temperaturen im Stallzelt nahe dem Gefrierpunkt: Die Liste der wiederkehrenden Verstöße bei Circus Afrika ist schier endlos. Dies verwundert kaum: Experten zufolge funktioniert die Dressur von Elefanten nur mit Gewalt und Zwang. Zahlreiche Videoaufnahmen zeigen das sogenannte Weben der drei Elefantendamen bei Circus Afrika. Dabei schwingen sie mit Kopf und Rüssel hin und her. Auch ein Sachverständigengutachten bestätigt, dass die Elefanten Verhaltensstörungen im fortgeschrittenen Stadium zeigen, was als dauerhaftes Leiden einzustufen ist. [4] Die übergewichtige Elefantin Gandhi zeigt zudem eine Umfangsvermehrung im Bereich des Unterbauchs, bei der es sich um ein Wasserödem in Zusammenhang mit einer Herz-Kreislauf-Erkrankung handeln könnte. Die Elefantendamen Tonga und Moja leiden an einer Fehlstellung beziehungsweise Fehlbelastung des rechten Hinterbeins, die eine Folge der regelmäßigen Kettenfixierung und des „Webens“ sein kann. Dieser Befund deckt sich mit einem früheren Gutachten im Auftrag der Tierschutzbeauftragten des Landes Hessen. [5]

PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.

[1] https://www.elefanten-schutz-europa.de/Wissen/Hintergrund-Unfaelle/. (28.04.2020).
[2] https://www.frankenpost.de/region/muenchberg/Muenchbergs-Buergermeister-erstattet-Anzeige-gegen-Zirkus-Direktor;art2441,6912086. (28.04.2020).
[3] https://www.thueringer-allgemeine.de/web/zgt/leben/detail/-/specific/Zirkus-Afrika-gastiert-in-Weimar-Ueberleben-ist-ein-Drahtseilakt-2041061767. (28.04.2020).
[4] Sachverständigengutachten vom 11. Oktober 2019, angefertigt am Veterinärwissenschaftlichen Department, Lehrstuhl für Tierschutz, Verhaltenskunde, Tierhygiene und Tierhaltung der LMU München.
[5] European Elephant Group (2011): Quantitative und qualitative Erhebung zur Situation der Elefanten in deutschen Zirkussen. Haltungsfachliches Gutachten auf Anforderung der Landestierschutzbeauftragten des Landes Hessen. Hessisches Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (HMUELV).


Kranke Elefanten beim Circus Afrika: Elefantendame Gandhi mit großer Bauchgeschwulst / © PETA Deutschland e.V.

Das druckfähige Motiv steht hier zum Download zur Verfügung.

Weitere Informationen:
PETA.de/ChronikAfrikasBigCircus
PETA.de/Wildtierdressur
PETA.de/VerbotWildtiereImZirkus

Pressekontakt:
Thomas Lesniak, +49 711 860591-527, [email protected]

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