Verstoß gegen das Tierschutzgesetz: PETA zeigt Angler aus Wittenberg an

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Wittenberg / Stuttgart, 6. September 2017 – Leiden für ein Foto: Mitte August fischte Wilfried G. aus Lutherstadt-Wittenberg einen ca. 1,43 Meter großen und 25 bis 28 Kilogramm schweren Wels in der Elbe. Das gefangene Tier wurde mit einem Seil um den Kopf am Boot festgebunden, in die Luft gezogen und fotografiert – das Bild wurde anschließend auf Facebook veröffentlicht. Einem Whistleblower zufolge wurde der Wels nach einer unbekannt langen Zeitspanne wieder freigelassen. Nach Auffassung der Tierrechtsorganisation PETA liegt dabei ein Verstoß gegen § 17 Absatz 2b des Tierschutzgesetzes vor; laut diesem dürfen einem Wirbeltier keine länger anhaltenden Leiden oder Schmerzen zugefügt werden.

Beim sogenannten Catch & Release ist der Fisch jedoch erheblichen Leiden sowie Todesangst über einen längeren Zeitraum ausgesetzt. Wird er zudem noch mit einem Seil festgebunden, das ihm durch Mund und Kiemen gezogen wird, in der Anglergemeinde bekannt als "Wallergriff" erhöht sich das Leiden des Tieres um ein Vielfaches. Gegen den Angler erstattete PETA daher nun Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Dessau-Roßlau.

„Könnten Fische ihre Schmerzen durch laute Schreie ausdrücken, würde niemand mehr behaupten, Angeln sei ein sportliches oder gar friedliches Hobby“, so Dr. Tanja Breining, Fachreferentin für Fische und Meerestiere bei PETA. „Catch & Release bedeutet für Fische enormen Stress und oftmals Verletzungen. Viele der so traumatisierten Tiere sterben infolge dieser Tortur – entweder an ihren Verletzungen oder weil sie zu einer leichten Beute für andere Fische werden.“

PETA spricht sich grundsätzlich für ein Angelverbot aus. Die britische Biologin Lynne Sneddon wies in ihren Studien nach, dass Fische im Kopf- und Mundbereich – also genau da, wo der Angelhaken das Gewebe durchbohrt – zahlreiche Schmerzrezeptoren haben [1]. Zudem zeigen Fische „Schmerzverhalten“: Sie bewegen sich ruckartig, reiben ihren Mund am Beckenrand, stellen die Nahrungsaufnahme ein und ihre Atemfrequenz erhöht sich. Gibt man ihnen Schmerzmittel, stellen sie dieses Verhalten wieder ein [2]. Fische können lernen, sich selbst Schmerzmittel zu verabreichen [3].

Neben internationalen wissenschaftlichen Studien, die bestätigen, dass Fische Schmerzen spüren, kommt auch das Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, in seiner Stellungnahme für die Bundesregierung zu dem Schluss, dass „Fische zur Schmerzwahrnehmung fähig sind und entsprechend als sensible Lebewesen behandelt und geschützt werden sollten.“ [4]

[1] Sneddon, L. U., Braithwaite, V. A., & Gentle, M. J. (2003). Do fishes have nociceptors? Evidence for the evolution of a vertebrate sensory system. Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences, 270(1520), 1115–1121. http://doi.org/10.1098/rspb.2003.2349.
[2] Sneddon, L. U. (2003). The evidence for pain in fish: the use of morphine as an analgesic. Applied Animal Behaviour Science, 83(2), 153-162. DOI: 10.1016/S0168-1591(03)00113-8.
[3] Sneddon, L. U. (2011). Pain perception in fish: Evidence and implications for the use of fish. Journal of Consciousness Studies, 18(9-10), 209-229.
[4] Stellungnahme des FLI zu den Veröffentlichungen von Rose et al. (2012) sowie Arlinghaus und Cyrus (2013) (Berichterstatter: Dr. Michael Marahrens, Dr. Inga Schwarzlose), 2013.

Weitere Informationen:
PETA.de/Fische
PETA.de/Fische-Schmerz-Neocortex

Kontakt:
Judith Stich, +49 30 6832666-04, [email protected]
 

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