Menschenaffen vor Corona-Ansteckung schützen: PETA fordert Umsetzung strenger Hygienemaßnahmen im Zoo Neuwied

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Neuwied / Stuttgart, 26. März 2020 – Sicherheit muss Vorrang haben: Deutschlandweit werden Maßnahmen ergriffen, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen, doch auch Zoos sind von Gefahren durch das neuartige Virus betroffen. Viele haben bereits vor dem offiziellen Erlass durch die Landesregierungen für Besucher geschlossen. Da davon auszugehen ist, dass sich auch Menschenaffen mit dem Virus infizieren können, fordert PETA den Zoo und die Stadt Neuwied auf, der Sicherheit der Menschenaffen höchste Priorität einzuräumen und auch hinter den Kulissen strenge Hygienemaßnahmen durchzusetzen, wie etwa das verpflichtende Tragen von Schutzmasken und das Desinfizieren der Schuhe. Im regulären Betrieb haben Tierpfleger häufig ohne Atemschutzmasken oder ausreichende Desinfektionsmaßnahmen Kontakt zu den Tieren. In den vergangenen Jahren sind bereits mehrfach Menschenaffen in Zoos an Infektionskrankheiten gestorben. Die Tierrechtsorganisation setzt sich grundsätzlich für einen Zuchtstopp und somit ein Auslaufen der Menschenaffenhaltung in Gefangenschaft ein.
 
„Menschenaffen sind genetisch bis zu 98,7 Prozent mit uns identisch, daher liegt eine Ansteckungsgefahr im Bereich des Möglichen. Viele Menschen können sich durch die Quarantänemaßnahmen aufgrund des Coronavirus nun auch vorstellen, was es bedeutet, wochenlang eingesperrt zu sein. Dies ist der Alltag von etwa 450 Menschenaffen, die derzeit noch in deutschen Zoos ein Leben lang eingesperrt sind“, so Biologin Dr. Yvonne Würz, PETAs Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsbranche. „Wir appellieren an den Zoo und die Stadt Neuwied, verantwortungsvoll zu handeln und auch den Schutz unserer nächsten Verwandten sicherzustellen.“
 
Menschenaffen und Infektionskrankheiten
Derzeit ist noch unklar, ob sich Menschenaffen mit der Lungenerkrankung, die durch das Coronavirus ausgelöst wird, infizieren können. Es erscheint jedoch wahrscheinlich, da die Säugetiere entwicklungsgeschichtlich die nächsten Verwandten des Menschen und auch für andere Krankheitserreger der menschlichen Atemwege anfällig sind.
Atemwegsinfekte werden vor allem durch eine schlechte Belüftung in den kleinen, bunkerähnlichen Innengehegen begünstigt oder durch den Kontakt zu Menschen ausgelöst. In Zoo am Meer in Bremerhaven sind im November zwei Schimpansen an Husten erkrankt und mussten medikamentös behandelt werden. Zudem sind in deutschen Zoos seit Anfang 2010 mindestens 22 junge Menschenaffen gestorben. Die Todesursache ist bei den meisten Tieren eine Infektion. Allein in der Stuttgarter Wilhelma sind beispielsweise vier junge Menschenaffen an einer Lungenentzündung verstorben. Der neueste traurige Todesfall liegt nur wenige Wochen zurück: Bonobo-Baby Okelo starb Anfang März in der Stuttgarter Wilhelma an einer Lungenentzündung. 2014 und Anfang 2015 überlebten zwei junge Bonobos Infektionskrankheiten nicht, deren Auslöser auf Mängel in der Lüftungsanlage zurückzuführen gewesen sein soll. 2010 starb Gorillababy Juma im Stuttgarter Zoo ebenfalls an einer Lungenentzündung.
 
Artgerechte Haltung von Menschenaffen in Gefangenschaft unmöglich
Der Zoo Neuwied steht exemplarisch für eine Vielzahl von Zoos und Tierparks, in denen Menschenaffen unter völlig unangemessenen Bedingungen leben müssen. Gorillas, Schimpansen und Orang-Utans sind dem Menschen derart ähnlich, dass sie die Ausweglosigkeit ihrer Situation in Gefangenschaft erkennen, stellten renommierte Primatologen wie Professor Dr. Volker Sommer fest. Laut ihm können die intelligenten Tiere Zustände wie Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit erleben. [1] Wissenschaftlichen Studien zufolge leiden Menschenaffen in Zoos häufig unter schweren Verhaltensstörungen – auch in vergleichsweise großen Zoogehegen, die für Laien akzeptabel aussehen. Während Gerichte in den USA und Argentinien den nächsten Verwandten des Menschen schon gewisse Grundrechte zugesprochen haben, werden die sensiblen Tiere in Deutschland allein zur Belustigung der Zoobesucher in enge, karge Gehege gesperrt. PETA fordert ein generelles Zucht- und Importverbot für Menschenaffen, um die Haltung der Tiere in Zoos und Tierparks auslaufen zu lassen.
 
PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.
 
[1] Goldner, Colin (2014): Lebenslänglich hinter Gittern. S. 218. Aschaffenburg: Alibri Verlag.
 
Weitere Informationen:
PETA.de/Menschenaffen
PETA.de/Zooirrtuemer
 
Pressekontakt:
Valeria Goller, +49 711 860591-521, [email protected]
 

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