Schutz für Heringe in Lübeck: PETA bittet Bürgermeister Lindenau um Innenstadt-Reservat für die Fische

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Lübeck / Stuttgart, 10. September 2018 – Der Hering der westlichen Ostsee gilt als gefährdet. Laut einer Empfehlung des Internationalen Rates für Meeresforschung (ICES) soll die Heringsfischerei vor der westlichen Ostseeküste 2019 ganz ausgesetzt werden. (1) Laut dem Institut für Ostseefischerei fehlen Elterntiere, die in den nächsten Jahren für Nachwuchs sorgen müssten. PETA hat Bürgermeister Jan Lindenau (SPD) deshalb in einem Brief darum gebeten, für die Gewässer in der Lübecker Innenstadt ein Angelverbot zu erlassen, denn auch hier säumen Heringsangler besonders im Frühjahr die Hafenpromenade und das Trave-Ufer, um laichende Elterntiere zu fangen.
 
„Auch Lübeck City sollte dem Rat des ICES folgen und ein Angelverbot für Heringe verhängen. Die Fische brauchen einen sicheren Rückzugsort“, so Dr. Tanja Breining, Meeresbiologin und Fachreferentin für Meerestiere und Fische bei PETA.
 
Die Organisation verweist in Ihrem Brief auch darauf, dass Kontrollen im Mai in einer anderen Hansestadt ergaben, dass es Heringsangler zudem mit den Tierschutzbestimmungen nicht immer genau zu nehmen scheinen: Die Hälfte von rund 40 überprüften Anglern im Bereich des Rostocker Stadthafens und des Fischereihafens sei beanstandet worden, teilte das Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern mit. Die Angler hätten die Fische zwar meist durch Schlag auf den Kopf betäubt, jedoch seien sie nicht durch Herzstich oder Kiemenschnitt getötet worden. Vielfach hätten sich die Heringe im Eimer nach dem Schlag auf den Kopf wieder erholt und zeigten Atembewegungen oder sprangen noch hoch, berichtete der Nordkurier. [2]
 

Soziale Tiere mit ungewöhnlicher Art zu sprechen

Heringe sind faszinierende Tiere, die in großen Schwärmen leben und sehr kommunikativ sind. Kanadische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Heringe kommunizieren, indem sie Luft aus ihrer Schwimmblase in ihren Analtrakt pumpen und dadurch pulsierende Geräusche erzeugen. Hierbei können sie sehr tiefe und auch sehr hohe Töne erzeugen – ihr Tonspektrum erstreckt sich über 3 Oktaven und jeder Ton dauert bis zu acht Sekunden lang. [3] Für die Heringsgase gibt es hochwissenschaftliche Termini: FRT (Fast Repetitive Tick) oder auch „pulsed chirp“ (Hörprobe: https://www.youtube.com/watch?v=OcwCYIfm6eA).
 
Heringe sind auch in der Lage Ultraschall zu hören und können sich so besser vor Delfinen schützen [4] Biologen stellten fest, dass Heringe überwiegend zur Kommunikation die Gasblasen ausstoßen und dies bevorzugt im Dunkeln tun, um herauszufinden, wo sich der Nachbar befindet und sich nicht zu weit voneinander zu entfernen.
 
Eine wissenschaftliche Anekdote: Wie Medien berichten fühlte sich die schwedische Marine Anfang der 90er Jahre lange von fremden U-Booten bedroht, tatsächlich aber waren es laute Herings-Konversationen. Als zwei Meeresbiologen die Aufzeichnungen hörten, identifizierten sie sie als Heringsgespräche und dokumentierten sie in einem „Geheimbericht“, den sie aber erst nach zehnjähriger Schweigefrist veröffentlichen durften. Für ihre Untersuchungen erhielten die Wissenschaftler dann im Jahr 2004 den sogenannten „Skurrilen Nobelpreis“ in Biologie. [5]
 
PETAs Motto lautet in Teilen, dass Tiere nicht dazu da sind, dass wir sie essen oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten.
 
[1] https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/Heringsfischern-droht-komplettes-Fangverbot,fangquoten130.html
[2] https://www.nordkurier.de/mecklenburg-vorpommern/jeder-zweite-angler-toetet-fische-falsch-0431935305.html
[3] https://www.focus.de/wissen/experten/ludwig/duften-pupsen-pinkeln-das-sind-die-kuriosen-kommunikationsmethoden-bei-tieren_id_4139547.html
[4] https://tetfolio.fu-berlin.de/IMPAL/278622.pdf
[5] http://www.taz.de/!691580/
 
Weitere Informationen:
PETA.de/Fische
 
Kontakt: 
Denis Schimmelpfennig, +49 711 860591-528, [email protected] 

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