Hessen: Nun auch Marderhund- und Fuchskinder ganzjährig bejagbar – PETA übt scharfe Kritik an Kniefall vor der Jägerlobby

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Hessen / Stuttgart, 6. April 2020 – Am 31. März wurde das Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen (Nr. 13) veröffentlicht und die „Zweite Verordnung zur Änderung der Hessischen Jagdverordnung“ verkündet. PETA übt scharfe Kritik an den Änderungen – unter anderem hat das Hessische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz die vom Hessischen Staatsgerichtshof für verfassungswidrig erklärten Schonzeiten revidiert. Nachdem der Landesjagdverband seit der Aufhebung der Schonzeiten für Jungwaschbären Anfang März auf weitere Änderungen drängte, können nun seit dem 1. April auch junge Marderhunde und Fuchskinder ganzjährig gejagt werden. PETA appelliert erneut an Ministerin Priska Hinz, sich nicht dem Druck der Jägerschaft zu beugen und die Aufhebung der Schonzeiten zurückzunehmen.
 
„Es ist unfassbar traurig, dass Umweltministerin Priska Hinz nun auch der zweiten Verordnung zur Änderung der Hessischen Jagdverordnung zugestimmt und sich damit der Jägerlobby gebeugt hat. Nachdem bereits Jungwaschbären ganzjährig getötet werden dürfen, werden nun auch junge Füchse und Marderhunde nicht mehr verschont – dabei gibt es keinen Grund, die Tiere zu bejagen“, so Nadja Michler, Fachreferentin für Wildtiere bei PETA.
 
Hintergrundinformationen
PETA hatte Staatsministerin Hinz bereits im August 2018 in einem Schreiben gebeten, sich dem Druck des Landesjagdverbandes zu widersetzen und die Fuchsjagd komplett auszusetzen. Hinz antwortete der Tierrechtsorganisation, dass sie keine Notwendigkeit sehe, Füchse ganzjährig zu schonen.
 
Bundesweit töten Hobbyjäger jährlich über 400.000 Füchse. Jäger stellen ihnen mit Fallen, Gewehren und der Baujagd nach. Häufig flüchten angeschossene Tiere mit offenen Wunden oder sterben in den Fallen langsam und qualvoll. Dabei ernähren sich Füchse nicht nur von den bei Landwirten unbeliebten Mäusen, sondern sichern auch ihren Beutearten das Überleben, indem sie schwache und kranke Tiere erbeuten und Krankheitsherde somit sofort eliminieren. Meist führen Jagdverbände an, dass Füchse die Bestände bestimmter Niederwildarten, wie Rebhuhn oder Hasen, bedrohen. Experten sind sich jedoch einig, dass die drastischen Populationsrückgänge betroffener Arten der industrialisierten Landwirtschaft und dem damit einhergehenden Lebensraumverlust zuzuschreiben sind. Hinzu kommt, dass Jäger in Deutschland selbst jedes Jahr etwa 190.000 Feldhasen töten.
 
In Luxemburg ist die Fuchsjagd bereits seit April 2015 verboten. PETA fordert auch für Deutschland ein flächendeckendes Verbot der Fuchsjagd und hat eine entsprechende Petition gestartet. Denn weder aus wildbiologischer noch aus gesundheitlicher Sicht besteht ein Grund für die Bejagung der Tiere. [1, 2] „Jäger hängen Füchsen bewusst ein schlechtes Image an, um ihrem blutigen Hobby weiter nachgehen zu können“, so Michler. Die zum Teil noch immer geäußerten Bedenken gegenüber den Beutegreifern beruhen auf längst widerlegten Annahmen. Deutschland ist seit 2008 frei von terrestrischer Tollwut und der Fuchsbandwurm zählt zu den seltensten Parasitosen Europas. Die Fuchsjagd hat zudem keinerlei regulierende oder reduzierende Auswirkungen auf die Population, weil Verluste rasch durch Zuwanderung und steigende Geburtenraten ausgeglichen werden. Fuchspopulationen regulieren sich aufgrund von Sozialgefügen sowie Nahrungsverfügbarkeit und Krankheiten selbst.
  
PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.

[1] Baker, P./Harris, S./White, P. (2006): After the hunt: The future for foxes in Britain. Report. University of Bristol/University of York.
[2] Baker, P./Harris, S. (2006): Does culling reduce fox (Vulpes vulpes) density in commercial forests in Wales, UK? Springer-Verlag, 2005.
 
Weitere Informationen:
PETA.de/Fuchsjagd-stoppen
PETA.de/Fuchsbandwurm-Jagd
PETA.de/Fuechse
 
Pressekontakt:
Thomas Lesniak, +49 711 860591-527, [email protected]

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