Peitschenschläge beim Hamburger Galoppderby haben juristisches Nachspiel: PETA erstattet Strafanzeige gegen Siegerjockey und Trainer

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Hamburg / Stuttgart, 2. August 2016 – Tierquälerei beim Pferderennen: Der italienische Jockey Dario Vargiu hat seinen Hengst Isfahan beim Hamburger Galoppderby am 10. Juli mit zahlreichen heftigen Peitschenschlägen traktiert. Dafür bestrafte ihn die Rennleitung nach seinem Sieg mit dem Abzug eines Teils seiner Siegerprämie. Doch die Peitschenhiebe ziehen weitere Konsequenzen nach sich: Die Tierrechtsorganisation PETA hat bei der Staatsanwaltschaft Hamburg Strafanzeige gegen den Jockey sowie weitere Verantwortliche wie den Trainer Andreas Wöhler Strafanzeige erstattet. Dario Vargiu soll Medienberichten zufolge zu einem harten Peitscheneinsatz gedrängt worden sein. Der Rennordnung nach werden bei dem Galopprennen zwar fünf Peitschenschläge gebilligt; laut Beteiligten schlug der Jockey jedoch häufiger zu. PETA kritisiert, dass die Rennverbände überhaupt Peitschenschläge im deutschen Pferderennsport billigen. Nach Auffassung der Tierrechtsorganisation stellen die Schläge einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz dar: Laut § 17 dürfen einem Tier keine erheblichen Schmerzen oder Leiden zugefügt werden. Mit den Peitschenschlägen sollen die Tiere bis an ihre Leistungsgrenze und darüber hinaus getrieben werden. Jährlich sterben allein in Deutschland Hunderte Pferde infolge tödlicher Stürze und Verletzungen – viele von ihnen noch auf der Rennbahn. Die Tierrechtsorganisation fordert die Rennverantwortlichen auf, den Peitscheneinsatz künftig gänzlich zu untersagen.

„Das Auspeitschen der Pferde muss endlich verboten werden. Es ist völlig inakzeptabel, dass sich die Verbände mit selbst aufgestellten Regeln über das Tierschutzgesetz hinwegzusetzen versuchen“, so Dr. Edmund Haferbeck, Leiter der Wissenschafts- und Rechtsabteilung bei PETA. „Die Peitschenschläge führen dazu, dass die Pferde aus Schmerz und Furcht regelrecht um ihr Leben rennen. Würde jemand einen Hund so misshandeln, wäre der Aufschrei in der Öffentlichkeit groß. Bei Pferden wird diese Tierquälerei jedoch gebilligt.“

PETA hatte den zu erwartenden Peitscheneinsatz bereits im Vorfeld des Hamburger Derbys scharf kritisiert. Anders als von den Verbänden dargestellt, gehen die Schläge wie auch im aktuellen Fall oft mit erheblichen Schmerzen für die Pferde einher – dies belegen wissenschaftliche Untersuchungen [1]. Die Veranstalter in Hamburg berufen sich auf eine unzeitgemäße und ethisch nicht vertretbare Rennordnung des „Direktorium für Vollblutzucht und Rennen e.V.“ [2].

Auch Dr. Maximilian Pick, der ehemalige Rennbahntierarzt und Fachtierarzt für Pferde, unterstützt in einer Stellungnahme PETAs Forderung nach einem Verbot des Peitscheneinsatzes: „Der Gebrauch der Peitsche ist eine tierquälerische Maßnahme, mit der dem Pferd ohne vernünftigen Grund Schmerzen zugefügt werden. Gerade Pferde haben eine hochsensible Haut: Schon einzelne Insektenstiche können beim Pferd zu panischen Abwehrreaktionen führen. Bei dem in solchen Rennen zu beobachtenden Gebrauch der Peitsche kann also keinesfalls von einer ‚Berührungshilfe‘ gesprochen werden, wie es die Verbände behaupten. Neben dem körperlichen Schmerz erzeugt die Peitsche auch noch so etwas wie ‚Psychoterror‘. So leiden Rennpferde häufig unter einer Art ‚Rennbahnneurose‘, also unter Angst, Schreckhaftigkeit oder Panikattacken.“

PETA fordert ein Ende von Pferderennen in Deutschland und ruft alle Tierfreunde dazu auf, keine derartigen Veranstaltungen zu besuchen. Allein im Zeitraum von 2011 bis 2013 mussten in Deutschland mehr als 750 für den Galopp- und Trabrennsport benutzte Pferde ihr Leben lassen. Oftmals werden bereits zwei- oder dreijährige Pferde an den Start geschickt, obwohl sich die Tiere noch im Wachstum befinden. Häufige Folgen sind Sehnenschäden und Knochenbrüche, weil der Bewegungsapparat noch nicht richtig ausgebildet ist. Im Galopprennsport sind rund 80 Prozent der Trainingsausfälle auf Lahmheit zurückzuführen. Das Wohl der Pferde spielt hier meist keine Rolle. Wiederholte Peitschenschläge gehören zum Alltag sogenannter Rennpferde. Zudem werden sie – vor allem bei Trabrennen – durch den Einsatz scharfer Gebisse und tierquälerischer Hilfsmittel wie Ausbinder, Seitenstangen, Ketten, Zungenbändern, Ohrenstöpseln und Scheuklappen gefügig gemacht. Daneben leiden die Tiere außerdem unter der überwiegenden Boxenhaltung ohne Weidegang oder ausreichenden Kontakt zu Artgenossen.

[1] McGreevy PD, Corken RA, Salvin H, Black CM (2012): Whip Use by Jockeys in a Sample of Australian Thoroughbred Races – An Observational Study. PLoS ONE 7(3): e33398. doi:10.1371/journal.pone.0033398. http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0033398 (27.03.2016).
[2] Direktorium für Vollblutzucht und Rennen: Rennordnung vom 1. März 1960, in der Neufassung vom 1. Januar 1991 mit Änderungen bis Dezember 2015. Vorschriften für die Leistungsprüfungen der Vollblutzucht.
 

Peitscheneinsatz beim Hamburger Derby (2013) / © PETA
Das druckfähige Motiv kann hier heruntergeladen werden.
 
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