Wilhelmshaven: geplante Jagd auf Wildschweine im Naturschutzgebiet Voslapper Groden-Süd / PETA verurteilt Totalabschuss scharf

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Stuttgart / Wilhelmshaven, 16. September 2019 – Eine neue Verfügung der Stadt Wilhelmshaven gibt vor, dass das Naturschutzgebiet Voslapper Groden-Süd bis Ende Oktober wildschweinfrei sein soll. Die Jagdpächter werden verpflichtet, einen Totalabschuss vorzunehmen. Sollte ihnen das nicht termingerecht gelingen, dürfte die Behörde zusätzliche Jäger in das betroffene Areal schicken. Als Gründe dafür werden Geländeschäden, die die Tiere verursachen sollen, sowie die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) genannt. Bisher ist jedoch kein Fall eines Ausbruchs der Pest unter Wildschweinen in Deutschland bekannt. Kurz vor Fristende hat es noch einen Einspruch gegen die Verordnung gegeben, doch dieser hat keinerlei aufschiebende Wirkung. Nur ein Gerichtsentscheid könnte für einen Stopp sorgen. PETA appelliert an den Wilhelmshavener Oberbürgermeister Andreas Wagner (CDU) sowie die Naturschutzbehörde der Stadt Wilhelmshaven, den Totalabschuss abzusagen. Zudem prüft die Tierrechtsorganisation momentan, rechtliche Schritte einzuleiten.
 
„Wir plädieren dafür, die Hysterie und die damit verbundenen irrationalen Ängste um die Rolle von Wildschweinen bei der Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest zu hinterfragen“, so Nadja Michler, Fachreferentin für Wildtiere bei PETA. „Schäden in Naturschutzgebieten rechtfertigen nicht die Tötung fühlender Individuen. Würden Katzen oder Hunde aus diesem fadenscheinigen Grund gejagt werden, würde es einen großen Aufschrei geben. Die Jagd ist zudem keine Lösung, sondern muss sogar als eine Ursache für die hohen Wildschweinpopulationen angesehen werden.“

Hintergrundinformationen
Die Afrikanische Schweinepest wird hauptsächlich durch kontaminierte Speise- und Schlachtabfälle verbreitet. Die Übertragung in Tierhaltungsanlagen würde folglich, wenn überhaupt, durch Menschen erfolgen. Daher wären Präventionsmaßnahmen sinnvoller als die Tötung der Tiere.
Insbesondere durch Drückjagden, die verstärkt als „Seuchenprävention“ dienen sollen, werden die standorttreuen Wildschweine aufgeschreckt und flüchten revierübergreifend. Dies trägt erst recht zu einer Verbreitung von Krankheiten bei. So schreibt das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI): „Eine Bejagung könnte Unruhe in die dort ansässigen Rotten bringen und unter Umständen zu ausgeprägten Wanderbewegungen führen, die das Risiko einer Verschleppung des Erregers erhöhen“ [1].
Der derzeit teilweise schon praktizierte hohe Jagddruck ist zudem kontraproduktiv, weil er zum Wachstum der Population führt. Wildtierbestände regulieren sich selbst über Nahrungsverfügbarkeit, Klima und Krankheiten [2]. Wissenschaftler haben bewiesen, dass die Geschlechtsreife weiblicher Tiere in bejagten Wildschweinpopulationen früher eintritt und die Geburtenrate steigt.
 
PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass wir sie essen oder sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.
 
[1] Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit (2014): Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest in Wildschweinen in Deutschland: Jagdruhe im Ausbruchsfall sinnvoll, tote Wildschweine ab sofort untersuchen. Greifswald-Insel Riems.
[2] Reichholf, J. H. (ohne Datum): Die Wahrheit über die Jagd – Evolutionsbiologe Prof. Josef Helmut Reichholf widerlegt Jägerlügen. TV-Beitrag SWR BW. Online abrufbar unter: https://www.youtube.com/watch?v=-Ls-m1kDwVY. (15.05.2014).
 
Weitere Informationen:
PETA.de/Gruende-gegen-die-Wildschweinjagd
PETA.de/Jagd-Hintergrundwissen
 
Pressekontakt:
Carolin von Schmude, +49 711 860591-528, [email protected]

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