Geplanter Affenpark in Amöneburg birgt Zoonose-Risiko: PETA übt scharfe Kritik und appelliert an Stadtvertreter, verantwortungsloses Vorhaben zu stoppen

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Amöneburg / Stuttgart, 10. Juni 2020 ­­­– Streichelzoo birgt Risiken für Pandemien: Während der andauernden Coronakrise plant die Stadt Amöneburg den Bau eines neuen Erlebnisparks. Dort sollen unter anderem auch Gehege mit Erdmännchen, Siamang-Affen sowie Kattas und Varis entstehen – zwei Lemurenarten, die nur auf Madagaskar vorkommen. In frei zugänglichen Gehegen sollen Besucher den Lemuren nahe kommen und sie gegebenenfalls streicheln können. PETA kritisiert das Zoo-Projekt scharf und wandte sich daher Ende Mai an Bürgermeister Michael Plettenberg sowie an die Stadtverordneten von Amöneburg. In ihrem Schreiben kritisierte die Tierrechtsorganisation die geplante Zurschaustellung der Tiere rein zu Unterhaltungszwecken und warnte zudem vor möglichen Gesundheitsrisiken: So ist etwa COVID-19 nach aktuellem Kenntnisstand auf den Handel und den damit verbundenen Wildtierkontakt zurückzuführen. PETA fordert die Stadtvertreter auf, den Freizeitpark nur ohne Tiergehege zu genehmigen.
 
„Gerade in Zeiten von Corona wäre es höchst fahrlässig und ein falsches Signal an die Öffentlichkeit, eine weitere überflüssige ‚Touristenattraktion‘ mit exotischen Tieren zu errichten“, so Biologin Dr. Yvonne Würz, PETAs Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsbranche. „Zudem steht bei derartigen Vergnügungsparks der Profit im Vordergrund – häufig vorgeschobene Argumente wie das des Artenschutzes sind reine Augenwischerei. Wir appellieren an die Stadtvertreter, Tiere nicht als Publikumsmagneten zu missbrauchen, sondern den Tourismus in der Region mit einem innovativen, tierleidfreien Freizeitangebot anzukurbeln.“
 
Erhöhtes Zoonoserisiko
PETA weist auf die Gesundheitsrisiken hin: Durch die fehlende Distanz zwischen Mensch und Wildtier steigt insbesondere das Infektionsrisiko. Laut der Weltgesundheitsorganisation haben 75 Prozent der neu auftretenden Infektionskrankheiten einen tierischen Ursprung. [1] 72 Prozent dieser sogenannten Zoonosen wiederum resultieren dabei aus dem Kontakt zu wildlebenden Tierarten. [2] Nach COVID-19-Fällen bei Tigern in einem New Yorker Zoo sowie bei Nerzen auf niederländischen „Pelzfarmen“ wäre die Errichtung eines Vergnügungsparks mit unmittelbarem Wildtier-Besucherkontakt verantwortungslos gegenüber Mensch und Tier. Hinzu kommt das Unfallrisiko in Streichelgehegen: Neben der Übertragung von Krankheiten können Primaten auch wegen ihrer Beißkraft zu einer ernstzunehmenden Gefahr für Menschen werden.
 
Zoos sind Auslaufmodelle
Die Haltung von Primaten in Zoos oder Vergnügungsparks leistet keinen Beitrag zum Artenschutz. Insbesondere Tiere aus Streichelzoos, die Menschen gegenüber zutraulich geworden sind, können nie wieder ausgewildert werden. Zudem lernen Zoobesucher durch die Zurschaustellung von Tieren in Gefangenschaft nichts über ihr natürliches Verhalten. Vermittelt wird stattdessen, dass es in Ordnung sei, Lebewesen zur menschlichen Unterhaltung einzusperren. Zoos sind ein Auslaufmodell: Eine repräsentative Meinungsumfrage im Dezember 2015 ergab, dass die relative Mehrheit der Deutschen das Einsperren von exotischen Tieren im Zoo für moralisch bedenklich hält. [3] PETA setzt sich grundsätzlich für ein Ende der Zucht und Haltung von exotischen Tieren in Gefangenschaft ein, weil die artwidrigen Haltungsbedingungen unweigerlich Tierleid verursachen.
 
PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.
 
[1] OIE – World Organisation for Animal Health: One Health. Online abrufbar unter: www.oie.int/en/for-the-media/onehealth/. (17.03.2020).
[2] Jones, K. E./Patel, N. G./Levy, M. A./Storeygard, A./Balk, D./Gittleman, J. L./Daszak, P. (2008): Global trends in emerging infectious diseases. In: PubMed: NCBI. Online abrufbar unter: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18288193. (17.03.2020).
[3] Meinungsumfrage des Instituts YouGov zu den Themen Zoo und Zirkus vom Dezember 2015. Online abrufbar unter: https://yougov.de/news/2015/12/16/tiere-fur-viele-ein-grund-nicht-den-zirkus-zu-gehe. (07.05.2020).
 
Weitere Informationen:
PETA.de/Zoo-Hintergrund
 
Pressekontakt:
Thomas Lesniak, +49 711 860591-527, [email protected]

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