Illegal importierte Pfeilgiftfrösche in Hamm sichergestellt: PETA übt scharfe Kritik an skrupellosem Geschäft auf Kosten des Tier- und Artenschutzes

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Tierrechtsorganisation fordert im Hinblick auf Corona-Krise mit Nachdruck Verbot der „Terraristika“

Hamm / Stuttgart, 19. März 2020 – Leider kein Einzelfall: In einem Hotelzimmer in Hamm hat die Polizei 112 mutmaßlich geschmuggelte Pfeilgiftfrösche sichergestellt. Immer wieder gibt es im Rahmen der weltweit größten Reptilien- und Exotenbörse der Welt, der „Terraristika“ in Hamm, Beschlagnahmungen von illegal importierten und in ihren Herkunftsländern streng geschützten Tieren. Wie billige Massenware werden Reptilien, Amphibien, exotische Säugetiere und Insekten in kleinen Boxen auf der tierschutzwidrigen Veranstaltung zu niedrigen Preisen verkauft. Viele der angebotenen Tiere sind Wildfänge, sodass für die „Terraristika“ die letzten Regenwälder und Savannen geplündert werden, um die Nachfrage zu bedienen. Obwohl mehrfach illegale Parkplatzgeschäfte und zahlreiche Tierschutzverstöße dokumentiert wurden, drücken die örtlichen Behörden regelmäßig beide Augen zu – auch weil die Börse ein bedeutender Wirtschaftsfaktor ist. PETA übt nach der Beschlagnahmung der illegal importierten Pfeilgiftfrösche scharfe Kritik an der Veranstaltung und fordert aus Gründen des Tier- und Artenschutzes ein dringendes Verbot der Börse.
 
„Die ‚Terraristika’ in Hamm gilt seit Jahren als Umschlagplatz für den illegalen und skrupellosen Handel mit fühlenden Lebewesen. Nicht nur Tiere, die Gift übertragen, können für den Menschen lebensbedrohlich werden. Etwa 90 Prozent der Reptilien sind Überträger von exotischen Salmonellenarten. Gerade in Zeiten der Corona-Krise muss die Politik endlich den Handel mit exotischen Wildtieren und Wildtierbörsen komplett verbieten“, so Jana Hoger, Fachreferentin für tierische Mitbewohner bei PETA. „Insbesondere auf Parkplätzen und in Hotelzimmern werden Jahr für Jahr auch die Tiere gehandelt, die in ihren Herkunftsländern streng geschützt sind. Exotenbörsen treiben das weltweite Artensterben voran und sorgen für die Verbreitung von Krankheiten.“
 
Ausverkauf der Natur
Zwischen 2013 und 2017 wurden laut offiziellen Eurostat-Statistiken 1,49 Millionen Reptilien nach Deutschland importiert. Viele dieser exotischen Tiere sind Wildfänge. Im Auftrag profitorientierter Händler werden die letzten artenreichen Gebiete regelrecht geplündert. Bis zu 70 Prozent der empfindlichen Tiere sterben Studien zufolge durch Stress, Unterversorgung oder transportbedingte Verletzungen, bevor sie überhaupt in einem deutschen Wohnzimmer ankommen [1].
 
Tierquälerei für Reptilienbörsen
Auf Exotenbörsen werden die Tiere häufig in winzige Plastikboxen ohne Rückzugsmöglichkeiten gesperrt. Sie sind dabei erheblichem Stress ausgesetzt, welcher sich oftmals durch stereotype Verhaltensweisen äußert. Die Reptilien werden häufig zu Billigpreisen angeboten und enden bei Abnehmern, die ihren hohen Ansprüchen an Temperatur, Lebensraum und Ernährung meist in keiner Weise gerecht werden können. Weil viele Halter überfordert sind, sind Tierheime und Auffangstationen mit exotischen Tieren überfüllt. Eine artgerechte Haltung ist in Gefangenschaft ohnehin nicht möglich. Ein Großteil der von Privatpersonen gehaltenen Exoten stirbt frühzeitig, weil ihre Bedürfnisse nicht ausreichend erfüllt werden. Eine tierärztliche Fallstudie, bei der rund 150 verstorbene Reptilien untersucht wurden, kam zu dem Ergebnis, dass 51 Prozent der Tiere an durch Haltungsfehler verursachten Krankheiten litten [2].
 
Kommunale Verbote von Exotenbörsen
Passau hat im Oktober 2016 beschlossen, keine Veranstaltungen in städtischen Hallen zuzulassen, die der Zurschaustellung und dem Verkauf exotischer Tiere dienen. Auch die Stadt Bad Oeynhausen lässt keine Reptilienbörsen in kommunalen Gebäuden mehr zu. Im Koalitionsvertrag der vergangenen Bundesregierung (2013) war ein Verbot gewerblicher Börsen für exotische Tiere bereits vorgesehen, wurde aber nicht umgesetzt.
 
Das unbarmherzige Geschäft mit Reptilien im Heimtierhandel
PETA fordert ein Haltungsverbot exotischer Wildtiere für Privatpersonen. Eine im August 2016 veröffentlichte international übergreifende Recherche offenbarte erstmals Einblicke in den skrupellosen Handel mit Reptilien, die für den deutschen Heimtiermarkt bestimmt sind. Bildmaterial dokumentiert massenhaft tote, verletzte oder jahrelang in Plastikboxen eingesperrte Tiere bei deutschen Großhändlern und deren internationalen Zulieferern.
 
PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein: eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.
 
[1] Toland, Elaine / Warwick, Clifford / Arena, Phillip (2012): Pet Hate. In: The Biologist, Vol. 59 No. 3.
[2] Schmidt, Volker (2008): Die Bedeutung von haltungs- und ernährungsbedingten Schäden bei Reptilien. Eine retrospektive pathologische Studie. 4. Leipziger Tierärztekongress.

Weitere Informationen:
PETA.de/Wildtiermaerkte-schliessen
PETA.de/Terraristika-Hamm-Petition

Pressekontakt:
Carolin von Schmude, +49 711 860591-528, [email protected]

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