Nach Corona-Skandal im Kreis Gütersloh und anderen Orten: PETA fordert Bürgermeister Wolfgang Klußmann auf, alle Schlachthof-Mitarbeiter in Wietze regelmäßig und wiederholt auf COVID-19 testen zu lassen

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Wietze / Stuttgart, 14. Juli 2020 – In den vergangenen Wochen hat sich bundesweit ein Schlachtbetrieb nach dem anderen als Corona-Hotspot entpuppt, so unter anderem in Birkenfeld, Bad Bramstedt, Dissen, Oer-Erkenschwick, Straubing-Bogen, Wildeshausen und Coesfeld. Doch die Infektionswelle im Betrieb der Tönnies Holding in Rheda-Wiedenbrück mit über 1.500 Erkrankten und anschließendem „Lockdown“ der Landkreise Gütersloh und Warendorf im Juni 2020 zeigt PETAs Ansicht nach in vollem Ausmaß, wie die Verantwortlichen der Fleischkonzerne und Schlachtereien Arbeiter ausbeuten und Bürger gefährden. Selbst nachdem die Masseninfektionen aufgedeckt wurden, kooperierte die Tönnies-Unternehmensführung nur widerwillig mit den Landkreisbehörden. Vergangene Woche forderte PETA neben anderen Behördenverantwortlichen auch Bürgermeister Wolfgang Klußmann auf, unverzüglich zu veranlassen, sämtliche Mitarbeiter des Schlachthofs Celler Land Frischgeflügel in Wietze regelmäßig auf das Coronavirus testen zu lassen. Zudem erwartet die Tierrechtsorganisation, dass die Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeiter geprüft sowie die Einhaltung der Tierschutz- und Tierhygienebestimmungen engmaschig kontrolliert werden.
 
„Aufgrund der systematischen und offenbar vorsätzlich herbeigeführten menschenverachtenden Arbeits- und Lebensbedingungen in dem Tönnies-Betrieb in Rheda-Wiedenbrück ist zu befürchten, dass bei anderen Schlachthöfen ähnliche Bedingungen und womöglich COVID-19 Erkrankungen vorherrschen“, so Dr. Edmund Haferbeck, Leiter der Rechts- und Wissenschaftsabteilung bei PETA. „Wir erwarten, dass die Behörden jetzt hart durchgreifen und nicht länger wegschauen.“
 
Tönnies Skrupellosigkeit zeigt sich auch im qualvollen Umgang mit den Tieren
Ebenso wie die schlechten Arbeits- und Lebensbedingungen der Beschäftigten ist auch das Leid der Tiere in den Schlachthöfen seit Jahren bekannt. Aufgrund der Schlachtung im Akkord und der unmenschlichen Arbeitszeiten sind Fehlbetäubungen an der Tagesordnung. Laut Bundesregierung sind je nach Betäubungsart 3,3 bis 12,5 Prozent der Schweine und 4 bis über 9 Prozent der Rinder nicht ausreichend betäubt, wenn sie an einem Bein kopfüber aufgehängt werden und ihnen die Kehle durchtrennt wird. [1] In absoluten Zahlen bedeutet dies für jährlich weit über 300.000 Rinder und bis zu 7,5 Millionen Schweine einen qualvollen Tod – die Dunkelziffer liegt wahrscheinlich weitaus höher.
 
Hintergrundinformationen: Tierische Produkte bergen Risiken für menschliche Gesundheit
Bereits 2004 nannte die Weltgesundheitsorganisation WHO die steigende Nachfrage nach tierischen Produkten als eine der Hauptursachen für die Entstehung von Zoonosen. [2] COVID-19, die Vogelgrippe H5N1, die SARS-Pandemie, das MERS-CoV, das gefährliche Ebolafieber, unzählige Opfer durch multiresistente Keime und sogar Aids – sie alle haben einen gemeinsamen Nenner: die Gier der Menschen auf Fleisch, Milch und Eier. [3] Der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft betonte schon 2015 in einem Gutachten: „Tierische Lebensmittel bergen grundsätzlich Risiken für die menschliche Gesundheit. Mögliche Beeinträchtigungen der Gesundheit ergeben sich zum einen durch Erreger von Zoonosen, die in den Tierbeständen vorkommen und auf unterschiedlichen Wegen zu den Konsumenten/Konsumentinnen gelangen können, zum anderen durch verschiedene stoffliche Belastungen aus der Tierhaltung sowie durch die Entstehung von Resistenzen gegenüber Medikamenten.“ [4]
 
PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass wir sie essen oder sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein: eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.
 
[1] Deutscher Bundestag. Antwort der Bundesregierung. Drucksache Nr. 17/10021. Online unter: http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/100/1710021.pdf. Zuletzt abgerufen am 31.10.2019
[2] WHO/FAO/OIE (2004): Report of the WHO/FAO/OIE joint consultation on emerging zoonotic diseases. Online abrufbar unter: https://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/68899/WHO_CDS_CPE_ZFK_2004.9.pdf?fbclid=IwAR2ha8hDMHV8gDJYEadsk7-lxLS84Z3kSlq3E4-zG5kaWUh1Xc5vgJhTsJ4. (20.04.2020).
[3] Bundesministerium für Bildung und Forschung (2011): Gefährliche Eindringlinge – Droht nach der Schweine- und Vogelgrippe in Zukunft eine Fledermausgrippe?. Online abrufbar unter: https://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/gefahrliche-eindringlinge-droht-nach-der-schweine-und-vogelgrippe-in-zukunft-eine-3200.php.(20.04.2020).
[4] Wissenschaftlicher Beirat für Agrarpolitik beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2015): Wege zu einer gesellschaftlich akzeptieren Nutztierhaltung. Gutachten. Online abrufbar unter: https://buel.bmel.de/index.php/buel/article/view/82/Nutztiergutachten%20-%20Sonderheft%20221%20-%20B%C3%BCL-html. (07.05.2020).

Weitere Informationen:
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Pressekontakt:
Thomas Lesniak, +49 711 860591-527, [email protected]

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