PETA kritisiert geplantes „Vivarium“ in Waren und warnt vor Zoonose-Risiko – Appell an Stadtvertreter, Exoten-Zoo nicht zu unterstützen

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Waren (Müritz) / Stuttgart, 7. Mai 2020 – In Waren (Müritz) soll ein „Vivarium“ entstehen, in dem der Inhaber eines örtlichen Zoo-Fachmarkts exotische Tiere wie Reptilien und Amphibien ausstellen möchte. Aus Tierschutzgründen hat PETA bereits Mitte März in einem Schreiben an den Stadtentwicklungsausschuss und die Fraktionen im Stadtrat appelliert, das geplante Zoo-Projekt nicht zu unterstützen. Nun wandte sich die Tierrechtsorganisation erneut per E-Mail an die Stadtvertreter und wies angesichts der Corona-Pandemie auch auf die mit dem Projekt einhergehenden Gesundheitsrisiken hin: Laut der Weltgesundheitsorganisation haben 75 Prozent der neu auftretenden Infektionskrankheiten einen tierischen Ursprung. [1] Mit 72 Prozent resultiert der größte Teil dieser Zoonosen aus dem Kontakt zu wildlebenden Tierarten. [2] Zudem bestätigt eine neue Studie im Auftrag des Bundesumweltministeriums, dass der Handel mit exotischen Wildtieren – besonders die Nachfrage für den Heimtiermarkt – zum weltweiten Artensterben beiträgt. [3] PETA schlägt vor, in Waren anstelle eines Exoten-Zoos eine reine Auffangstation zu errichten. Diese könnte Aufklärungsarbeit leisten und bei Beschlagnahmungen von exotischen Tieren aus schlechter Haltung helfen.

„Es wäre fahrlässig, eine ‚Touristenattraktion‘ mit exotischen Tieren zu errichten: Neben dem SARS-CoV-2 sind SARS-CoV, MERS-CoV, das Ebolavirus oder HIV nur einige weitere Beispiele für gefährliche zoonotische Erreger, die bereits von Tieren auf Menschen übertragen wurden“, so Jana Hoger, Fachreferentin bei PETA. „Das ‚Vivarium‘ wäre zudem lediglich ein als Bildungsangebot getarntes Geschäftsmodell und könnte die Nachfrage von Privatpersonen nach ‚Exoten‘ erhöhen. Da die Haltung von Reptilien und anderen Exoten in Gefangenschaft niemals artgerecht sein kann, ist das Projekt auch aus Tier- und Artenschutzgründen absolut abzulehnen.“
 
Zoos als Auslaufmodell
Zoobesucher lernen durch die Zurschaustellung von Tieren in Gefangenschaft nichts über das natürliche Verhalten von Reptilien, Amphibien, Wirbellosen oder Meerestieren. Vermittelt wird stattdessen, dass es in Ordnung sei, Lebewesen ihrer Heimat zu entreißen und zur menschlichen Unterhaltung einzusperren. Dass Zoos und Aquarien ein Auslaufmodell sind, zeigen neben sinkenden Besucherzahlen auch die Abstimmung gegen das Basler Großprojekt Ozeanium und die verworfenen Pläne für ein Großaquarium in Magdeburg. Eine repräsentative Meinungsumfrage im Dezember 2015 ergab, dass die relative Mehrheit der Deutschen das Einsperren von exotischen Tieren im Zoo für moralisch bedenklich hält. [4] PETA setzt sich grundsätzlich für ein Ende der Zucht und Haltung von exotischen Tieren in Gefangenschaft ein, weil die artwidrigen Haltungsbedingungen unweigerlich Tierleid hervorrufen.
 
Ausverkauf der Natur und Bedrohung der Artenvielfalt
PETA sieht die Politik in der Pflicht, den Import von Wildtieren nach Deutschland und ihre Haltung in Privathand zu verbieten. COVID-19 ist nach aktuellem Kenntnisstand auf den Handel und den damit verbundenen engen Kontakt mit Wildtieren zurückzuführen. Zudem werden die letzten artenreichen Naturgebiete für den Handel mit exotischen Tieren im Auftrag profitorientierter Händler und ahnungsloser Endabnehmer regelrecht geplündert: Zwischen 2013 und 2017 wurden laut offiziellen Eurostat-Statistiken 1,49 Millionen Reptilien nach Deutschland importiert. Viele dieser empfindlichen Tiere sind sogenannte Wildfänge. Bis zu 70 Prozent sterben Studien zufolge durch Stress, Unterversorgung oder transportbedingte Verletzungen, bevor sie überhaupt in Deutschland ankommen [5].
 
Das unbarmherzige Geschäft mit Reptilien im Heimtierhandel
Tierheime und Auffangstationen sind bereits mit Exoten überfüllt. Ein Großteil der von Privatpersonen gehaltenen exotischen Tiere stirbt frühzeitig, weil ihre komplexen Bedürfnisse nicht ausreichend erfüllt werden. Eine tierärztliche Fallstudie, bei der rund 150 verstorbene Reptilien untersucht wurden, kam zu dem Ergebnis, dass 51 Prozent der Tiere an Krankheiten litten, die auf Fehler in der Tierhaltung zurückzuführen waren. [6]
 
PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.
 
[1] OIE – World Organisation for Animal Health: One Health. Online abrufbar unter: www.oie.int/en/for-the-media/onehealth/. (17.03.2020).
[2] Jones, KE./Patel, NG./Levy, MA./Storeygard, A./Balk, D./Gittleman, JL./Daszak, P. (2008): Global trends in emerging infectious diseases. In: PubMed: NCBI. Online abrufbar unter: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18288193. (17.03.2020).
[3] Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (2020): Neue Studie zeigt Handlungsbedarf beim Schutz von exotischen Wildtieren. In: Pressemitteilung des BMU. Online abrufbar unter: https://www.bmu.de/pressemitteilung/neue-studie-zeigt-handlungsbedarf-beim-schutz-von-exotischen-wildtieren/. (07.05.2020).
[4] Meinungsumfrage des Instituts YouGov zu den Themen Zoo und Zirkus vom Dezember 2015. Online abrufbar unter: https://yougov.de/news/2015/12/16/tiere-fur-viele-ein-grund-nicht-den-zirkus-zu-gehe. (07.05.2020).
[5] Toland, E. / Warwick, C. / Arena, P. (2012): Pet Hate. In: The Biologist, Vol. 59 No. 3.
[6] Schmidt, Volker (2008): Die Bedeutung von haltungs- und ernährungsbedingten Schäden bei Reptilien. Eine retrospektive pathologische Studie. 4. Leipziger Tierärztekongress.
 
Weitere Informationen:

Reptilienhandel.PETA.de
PETA.de/Themen/Reptilien
PETA.de/Zoo-Hintergrund

Pressekontakt:
Thomas Lesniak, +49 711 860591-527, [email protected]
 

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